Bestechlichkeit Ehemaliger NDR-Journalist zu Bewährungsstrafe verurteilt

In fünf Jahren bezog er offenbar rund 360.000 Euro: Das Landgericht Kiel hat einen ehemaligen NDR-Redakteur wegen Bestechlichkeit zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt.
"Es reicht schon der böse Schein"

"Es reicht schon der böse Schein"

Foto: Christian Charisius/ picture alliance / dpa

Er soll seine Stellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk jahrelang für massive Nebeneinkünfte genutzt haben - ein ehemaliger Redakteur des NDR hat Unternehmen und Verbänden jahrelang gegen Bezahlung angeboten, ihre Themen ins Programm zu drücken.

Nun wurde der Mann wegen Bestechlichkeit in 77 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Zudem müssen der 62-Jährige und seine Frau rund 160.000 Euro als Vermögensabschöpfung zahlen, urteilte das Kieler Landgericht. Als langjähriger politischer Redakteur habe der Journalist den Auftraggebern vorgegaukelt, er könne ihnen Sendezeiten beschaffen. Dafür bezog der Angeklagte von 2005 bis 2010 den Angaben des Gerichts zufolge rund 360.000 Euro brutto.

Der Journalist sei als politischer Redakteur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Amtsträger gewesen und habe sich der pflichtwidrigen Vorteilsannahme schuldig gemacht, sagte der Richter. Zwar seien ihm keine direkten Einflussnahmen auf die Programmgestaltung nachzuweisen, doch "es reicht schon der böse Schein", um gegen das Gebot der redaktionellen Unabhängigkeit zu verstoßen.

Seine Auftraggeber - darunter die Damp Holding, der Steuerzahlerbund, die Schornsteinfegerinnung, die Stadtwerke Flensburg und der Bauernverband - hätten den Journalisten "als jemand betrachtet, der mit im Boot sitzt und bei dem man Forderungen stellen kann". Dabei galt er auch als "Türöffner in die Politik", stellte der vorsitzende Richter fest.

Die jahrelangen Nebentätigkeiten des Angeklagten waren laut Urteil nicht vom NDR genehmigt. Der Redakteur machte seinem Arbeitgeber demnach dazu "krass falsche" Angaben. Als er 2010 aufflog, kam er der fristlosen Kündigung des Senders mit der eigenen zuvor. Seitdem arbeitet er selbständig als Mediencoach.

eth/dpa
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