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Foto: Nik Konietzny/ Bavaria Fiction/ Sky

Riskantes Serienprojekt Sky ordert zweite Staffel von "Das Boot"

Es ist eines der teuersten deutschen Serienprojekte - und hat sich für Sky offenbar ausgezahlt: Der Sender lässt "Das Boot" weiterlaufen. Das ist auch eine Botschaft ans hiesige TV-Geschäft.

Acht Folgen à 60 Minuten bei Gesamtkosten von 26,5 Millionen Euro - auf die Sendeminuten gerechnet ist die Serie "Das Boot" teurer als das gefeierte Mammutprojekt "Babylon Berlin". Umso bemerkenswerter, wie schnell und unkompliziert der Pay-TV-Sender Sky und die Produktionsfirma Bavaria nun grünes Licht für eine zweite Staffel geben. Bereits im nächsten Jahr sollen die Dreharbeiten beginnen, große Teile des Ensembles bleiben dem Projekt erhalten.

Schon vor der deutschen Erstausstrahlung von "Das Boot" bei Sky soll die Serie bereits in über hundert Länder verkauft worden sein. Nun veröffentlichte der Sender die Zuschauerzahlen. Demnach hat die Serie bereits innerhalb der ersten zehn Tage mit den fest terminierten Ausstrahlungsterminen 1,13 Millionen Menschen im Fernsehen erreicht; über die non-linearen Verbreitungswege wurden 1,89 Mio. Abrufe gesammelt.

Das liegt weit vor den Ergebnissen der Sky-Erstausstrahlung von "Babylon Berlin" im letzten Herbst, die für das Haus damals schon einen gigantischen Erfolg darstellten. Dabei waren dem "Boot"-Projekt in der Branche anfänglich wenig Chancen auf Erfolg nachgesagt worden. Warum eine Erzählung neu auflegen, die bereits Film- und Fernsehgeschichte geschrieben hat? Wolfgang Petersen hatte mit seinem 1981 entstandenen, erst als Kinofilm, dann als Miniserie auf den Markt gebrachten Werk neue Standards gesetzt, in Hollywood wird das Ur-"Boot" auch als Inspiration dafür gefeiert, was mit den Mitteln des TV zu schaffen ist.

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Doch den Verantwortlichen gelang es bei ihrem sehr frei gehaltenen Re-Boot, Teile des Vorbilds zu erhalten und gleichzeitig um modernste Techniken des Serienerzählens zu ergänzen. Es gibt jetzt einen europäischen Kontext, moralisch hoch ambivalente Charaktere und eine weibliche Sicht auf das Weltkriegsszenario, ohne dass das zu konstruiert wirkt.

Auf einen hiesigen Free-TV-Partner hat Sky bei der Umsetzung des Projektes bewusst verzichtet, es gibt keinen zweiten deutschen Ausspielkanal. Auch dadurch konnte jetzt so schnell die Entscheidung für die zweite Staffel durchgewunken werden. Bei "Babylon Berlin" zogen sich die Verhandlungen über Monate hin, weil der Sky-Kooperationspartner ARD, die den den Bärenanteil der Produktionskosten beigesteuert hatte, sich schwer tat, eine Entscheidung zu fällen, bevor die Serie im eigenen Programm gezeigt wurde. Die Verantwortlichen äußerten sich anfänglich nur sehr verklausuliert, obwohl die Filmemacher längst an den Drehbüchern zur Fortsetzung saßen. Dem Projekt tat das damals nicht gut.

Wie "Babylon Berlin" entstehen auch viele andere Produktionen des deutschen Serienbooms - ob "Deutschland86", "Hackerville" oder "Deutsch-Les-Landes", in neuen, gewagten Bündnissen, die vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen sind. Es eröffnen sich tausend neue Möglichkeiten, aber auch tausend neue Risiken. Welcher Partner durch solche Projekte profitiert, ist nicht immer ganz klar. Die ARD zum Beispiel konnte durch "Babylon Berlin" zwar einen gewaltigen Prestigegewinn verbuchen - aber keine gewaltigen Quoten.

Branchenkenner wie der UFA-Geschäftsführer Nico Hofmann gehen deshalb davon aus, dass die Zeit der ausufernden Allianzen bald vorbei sein wird und die Hersteller versuchen werden, ihre Serien in den eigenen Ausspielsystemen zu halten, so wie es Sky nun bei "Das Boot" getan hat. Durch diese Bereinigung der unübersichtlichen Kooperationslandschaft und längerfristige strategische Planungen dürfte der deutsche Serienboom dann auch etwas abflauen. Kurz: Es wird bald weniger Geld in den Markt gepumpt werden.

Umso erfreulicher, dass "Das Boot" nun möglicherweise erneut mit Rekord-Budget in See sticht.

Video zu "Das Boot": "Hier werden Helden gleich am Anfang schuldig"

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