"Der Bachelor" bei RTL Wer Basti nicht küsst, fliegt

"Bachelor" Sebastian mit Kandidatin Diana
Foto: TVNOWDer "Bachelor" ist baden gegangen, und das nicht nur meist züngelnderweise in Pool, Meer und Flüssigschokowanne, sondern komplett, vollumfänglich, wie er selbst sagen würde. Wohl kein Frauenverleser dieses Formats stand zuvor mehr in der Kritik als Sebastian Preuss, und das nicht nur wegen "dieser Schwanen-Sache", wie er den Vorfall bezeichnet, sondern vor allem wegen seiner hölzernen Machismen und dem unangenehm anzuschauenden Missverhältnis zwischen ausgiebigem Speichelfluss und aseptischer Reserviertheit, mit der er sich durch die Staffel cringte.
Am Ende gab es nun doch noch eine richtige Rosenverweigerung im falschen Bewusstsein: Preuss entschied sich im Finale weder für Wioleta noch für Diana, das ist in den zehn Staffeln beim deutschen "Bachelor" noch nie vorgekommen. Und es ist das vernünftigste, was Preuss in dieser ganzen Staffel getan hat. Auch, wenn er in der finalen Folge den Eindruck erweckt, er habe sich nach langem Ringen vor allem deshalb nicht für Diana entschieden, weil die gelegentlich raucht, auch mal Alkohol trinkt und im Gegensatz zu ihm nicht komplett gesundheitsbewusst lebt - was er freilich schon beim ersten Gespräch mit ihr erfuhr, als sie sich glucksend an ihrem Wein verschluckte, weil er sie fragte, ob sie Sport treibe.
Das ist ähnlich konsequent wie der vorangegangenen Rauswurf von Leah, die er so lange bezüngelte, bis ihm wieder einfiel, dass er ja keine aufgespritzten Lippen mag, das zwar zwischenzeitlich im Geschlabber untergegangen, und erklärt obendrein auch nicht, warum es Diana dann trotz Mundaufpolsterung ins Finale schaffte. Hätte er während seiner Suche frühzeitig sportlich anspruchsvolle Bachelorjugendspiele mit anschließendem, unangekündigtem Nikotintest samt Schnuten-Anamnese veranstaltet, wir hätten uns alle viel erspart.
Dieser Bachelor wirkt nicht echt, nicht mal so minimalaufrichtig, wie man es von dem Protagonisten eines derart inszenierten Quatschformats erwarten würde. Auch, weil die meisten seiner Sätze entweder extrem versimpelt sind oder aber extrem gespreizt auf Stelzen daherstacksen: Mal verfloskelt er Frauen und Dates im Plattitüdenkrampf, findet alles "schön, schön, megaschön" oder gar "ultraschön", dann fällt er wieder ins emotional-buchhalterische, sagt "meine Erkenntnis über unser Zusammentreffen", wenn er einen durchknutschten Abend meint, und "ich kann deine Position vollumfangreich nachvollziehen", wenn er Verständnis simulieren will. So spricht niemand, aber so würde auch niemand einem Trash-TV-Kandidaten sein Skript schreiben. Preuss sagt: "Sie ist eine Russin, das sind ganz liebe Menschen", und "Mama, hör auf jetza!", wenn seine Mutter sagt, er käme "bei Damen sehr gut an". Er sagt: "Weißt du, was ich bei dir verspür? So eine Art Sicherheit", "du bist für mich megagut", und "du stehst mit deinen 28 Jahren sehr gut da", und beklagt sich dann, die Frauen, die er stets Mädchen nennt, würden ihre Gefühle nicht ausreichend zeigen.
Peinliche Opferlammisierung des armen "Bachelors"
Das alles wäre wirklich schon unangenehm genug, aber die Wiedersehenssendung nach dem Finale legte in ihrer peinlichen Opferlammisierung des armen "Bachelors" noch ein paar Schamscheite nach. Weinend erzählt er Frauke Ludowig, wie sehr ihn die öffentlichen Reaktionen mitgenommen hätten, dass er seine Mutter auf Instagram und Facebook blocken musste, um ihr die Hasskommentare zu ersparen, dass er Sponsoren und seinen Platz in der Jugendarbeit verloren habe. Selbstverständlich sind Hassnachrichten unerträglich und absolut zu verurteilen - wie Preuss und Ludowig aber sämtliche sachliche Kritik mit ihnen vermischen und zu einer einzigen, giftigen Schlacke verrühren, die ganz gemein und völlig unberechtigt über dem "Bachelor" ausgekippt wurde, ist an ignoranter Dreistigkeit kaum zu toppen. Vielleicht könnte man beim nächsten Mal gleich die jeweilige Bachelormutter die Moderation übernehmen lassen, es wäre vermutlich weniger parteiisch.
Na klar, Preuss war ja gar nicht der Böse
Schließlich werden ihm noch ein paar handverlesene, plakativ versöhnliche Kandidatinnen zugeführt, auffallend weniger als sonst üblich, und wo ist eigentlich Leah? Überraschend für alle, die diese Staffel gesehen haben, stellt sich dann noch kurz vor Ende heraus: Preuss war ja gar nicht der Böse, sondern natürlich diese furchtbaren Frauen, kein Wunder, dass es ihm nicht möglich war, unter diesen Furien auch nur eine einzige halbwegs Vernünftige zu finden. Denn es wird ein Einspieler gezeigt, in dem alle übereinander lästern und sich gegenseitig als "Hexen" bezeichnen, also wird es schon stimmen, armer Basti!
Immerhin Linda, die nach ihrer Kussverweigerung geschasste, will noch kurz wissen, warum der "Bachelor" so beliebig zu Werke ging, was die ewige Knutscherei anging. Seine Begründung, mit der man prima auch Passantenschubsen und Steuerhinterziehung entschuldigen kann: "Ich wollte vorankommen". Und die hilfreiche Ludowig kehrt Lindas ungebührliche Frage gleich mal um und fragt nun sie: "Warum warst du gehemmt, warst du blockiert?" Komplett berechtigte Fragen, denn es bleibt nach diesem Finale absolut, ja vollumfänglich rätselhaft, warum eine Frau, Pardon, ein Mädchen, nicht mit diesem "Bachelor" würde knutschen wollen.