Zeichentrickparodie Sänger Morrissey legt sich mit den Machern der »Simpsons« an

Sänger Morrissey (Archivbild)
Foto: Inga Kundzina/ picture alliance / dpaNormalerweise ist es für die meisten Stars eine Ehre, als Figur in der Zeichentrickserie »The Simpsons« verewigt zu werden. Zahllose Promis aus Musik, Film und Sport sind in der Sendung schon aufgetaucht – nicht selten vom lebendigen Original vertont. Im aktuellen Fall allerdings gibt es erheblichen Ärger: Sänger Morrissey ist offenbar erbost, wie ihn die Macher der Serie in der Folge »Panic on the Streets of Springfield« dargestellt haben.
In der Folge, die am Sonntag in den USA ausgestrahlt wurde, entwickelt sich die junge Lisa Simpson zum Fan eines charismatischen Künstlers namens Quilloughby, militanter Veganer und Sänger der Band The Snuffs. Schon diese Namensgebung legt die Nähe zu Morrissey und dessen Band The Smiths nahe. Doch der Achtzigerjahre-Posterboy entpuppt sich im Laufe der Folge als ergrauter, übergewichtiger Fleischesser, der auch noch Einwanderer-feindliche Tendenzen erkennen lässt.
Cue the record up!
— The Simpsons (@TheSimpsons) April 16, 2021
For an extended cut of this Sunday's episode featuring music by Benedict Cumberbatch and Bret McKenzie of @fotc, head over to @hulu after Sunday's broadcast on @FOXTV. pic.twitter.com/N4zH5xrFlI
Das kam in Morrisseys Team erwartungsgemäß überhaupt nicht gut an – und Manager Peter Katsis postete auf der offiziellen Facebook-Seite des Musikers eine harsche Gegenrede. Darüber berichten unter anderem der britische »Guardian« und die BBC .
»Es überrascht, wie schlecht die Drehbücher für die ›Simpsons‹ in den letzten Jahren geworden sind«, heißt es dort unter anderem. Es sei eine Sache, sich über Dinge lustig zu machen. Aber bei der Darstellung Morrisseys in der aktuellen Folge seien die Macher dann doch zu weit gegangen. »Wenn die Morrissey-Figur mit heraushängendem Bauch gezeigt wird (obwohl er in Wirklichkeit nie so ausgesehen hat), muss man sich fragen, wer die hasserfüllten, rassistischen Leute sind.«
Noch schlimmer sei die Charakterisierung des Künstlers als Rassist, »ohne irgendwelche konkreten Beispiele zu liefern«. Das sei dann nur noch die Beleidigung eines Künstlers.
Surprising what a “turn for the worst" the writing for The Simpson’s tv show has taken in recent years. Sadly, The...
Posted by Morrissey Official on Sunday, April 18, 2021
Der Sänger weist Rassismusvorwürfe zurück
Morrissey selbst hat in der Vergangenheit immer wieder bestritten, ein Rassist zu sein. Allerdings trat er im Fernsehen mit dem Logo einer rechten Partei auf und ließ sich bei anderer Gelegenheit verächtlich über Halal-Fleisch und den Bürgermeister von London aus. Sadiq Khan, britisch-pakistanischer Abstammung, sei »nicht in der Lage, richtig zu reden«, so Morrissey im Jahr 2018 .
Mit einem hinreißend selbstmitleidigen Statement auf seiner offiziellen Website meldete sich Morrissey dann auch noch selbst zu Wort, Überschrift: »Hello Hell« – hallo Hölle. Der Hass, der ihm von den Machern der Simpsons entgegengebracht werde, stelle ein verlockendes Gerichtsverfahren dar, schrieb der 61-Jährige, allerdings übersteige das die finanziellen Mittel, die er aufbringen könne. Zudem verfüge er nicht über eine Truppe von Anwälten, die er zu jeder Gelegenheit loslassen könne – das sei sicher auch der Grund, warum er in der Öffentlichkeit immer wieder so sorglos und lautstark attackiert werde. In einer Welt, die von hate laws besessen sei, gebe es leider keines, das ihn beschütze. Ohnehin sei die populäre Musik am Ende und die freie Meinungsäußerung in Gefahr.
Aus dem Simpsons-Lager gibt es noch keine Reaktion zu Morrisseys Einlassungen. Allerdings hatte sich der Autor der Episode schon im Vorfeld zu der kontroversen Figur geäußert. Diese basiere nicht ausschließlich auf Morrissey, auch The-Cure-Sänger Robert Smith und Ian Curtis von Joy Division seien in die Rolle eingeflossen. Und im Übrigen, so Tim Long, sei er persönlich großer Fan von The Smiths und Morrissey. Dessen Stimme und Gesang werden in der Simpsons-Folge von Benedict Cumberbatch dargeboten.