

"Es war ein kalter Novemberabend von der eher altmodischen Sorte." Das ist ein typischer Douglas Adams-Kapitel-Anfangssatz. In einer geschwätzigen, amüsanten, britischen Tonart, deren leiser Humor sich schlecht für das Fernsehen adaptieren lässt. So beginnt das vierte Kapitels im ersten Roman über Dirk Gently. Eine Figur, die der britische Autor nach seinem Welterfolg, der "Anhalter"-Serie, ersonnen hatte, und der er zwei Bücher widmete: "Dirk Gently's holistische Detektei" und "Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele".
Gently, das wird in den nach klassischer Adams-Manier mäandernden, in unzählige Szenen, Geschichten und Figuren aufgeteilten Geschichten klar, ist kein durchschnittlicher Ermittler. Er arbeite nach dem "holistischen" Prinzip. Und weil das eben bedeutet, dass alles zusammenhängt, müsse er nie irgendwelche Spuren verfolgen, irgendwelche Zeichen lesen: Es wird sich schon alles fügen.
Eigentlich ein unverfilmbarer Stoff, den der 2001 verstorbene Adams irgendwo zwischen Satire und Fantasy angesiedelt hatte. Und der zeit seines Lebens tatsächlich selten bearbeitet wurde: Während die "Anhalter"-Reihe immerhin - neben dem Original- Adams-Hörspiel - zu einigen Fernsehserien, Theaterstücken und einem von den Fans schlecht beleumundeten Kinofilm adaptiert wurde, wagten sich bisher nur wenige Menschen (unter anderem auch schon mal die BBC) an Dirk Gently heran. Was neben der durch die überbordende Sprache kaum greifbaren Handlung auch an der Rechtesituation lag: Die Adams-Nachfahren hielten sich bei der Vergabe bedeckt.
Das erzählt Arvind Ethan David, einer der Macher der neuen, von Netflix und "BBC America" gemeinsam produzierten Serie "Dirk Gently's holistische Detektei". Davids Arbeit begann bereits vor 30 Jahren: Er hatte das Buch 1987 als Gymnasiast für eine Schultheateraufführung adaptiert, und "Adams kam, um es anzugucken. Er fand es gut - ich war erleichtert! Und wir freundeten uns an". David habe damals schon verstanden, erklärt er, dass man von Dirk Gently keine Geschichten, keine Handlungsstränge verarbeiten kann, "sondern nur die Figuren, die Motive".
Kann der Hund wirklich sprechen?
In der neuen Netflix-Serie spielt der britische Theater-und Fernsehschauspieler Samuel Barnett den erratisch plappernden Detektiv - und Elijah Wood einen Sidekick namens Todd, der im Original nicht vorkommt, und den der Showrunner Max Landis dazumixte, um "dem Zuschauer eine Möglichkeit zu geben, in diese verwirrende Welt einzutauchen".
So wirft Wood als Todd seine weit aufgerissenen Augen gemeinsam mit dem Publikum auf all die Dinge, die in den ersten Gently-Folgen passieren, und die zunächst noch keinen Sinn ergeben wollen: Wer hat die Geschäftsmänner im Hotel, aus dem Todd entlassen wurde, bestialisch ermordet und dabei riesige Bissspuren in den Wänden hinterlassen? Wer sind die brutalen Glatzköpfe mit den vielen Volt in den Händen? Kann der Hund wirklich sprechen? Warum bellt das Mädchen? Und wer, um alles in der Welt, ist die anscheinend ebenfalls holistisch arbeitende, spinnerte Auftragsmörderin (eine wirklich schöne Rolle für Fiona Dourif), der Kugeln und Messer nichts anhaben können?
Der große Verdienst der Adaption ist es, diese verschiedenen, nur sehr zaghaft als (holistisches) Ganzes erkennbaren Szenen so nebeneinander zu montieren, dass man sich kaum langweilt, sondern fast jeder der Geschichten etwas abgewinnen will. Die horizontal über die ganze Staffel angelegten Kriminalstorys funktionieren zudem tatsächlich einigermaßen, sodass sich neben der Sehnsucht nach skurriler, scheinbar inkohärenter Erzählweise noch ein gewisses Spannungsbedürfnis decken lässt.
Auch wenn sich die anfangs eher schwache und nervige Figur des Detektivs nur langsam herausschält, allmählich erst interessanter wird - enorm einsam scheint die halbgare Plaudertasche jedenfalls zu sein. Und wieso hat er eigentlich mehrere Namen?
Landis und seine Autoren und Produzenten haben mit dem in Dr.-Who-Tradition multidimensionalen Gently versucht, einen weiteren interessanten Detektiv zu erschaffen - nachdem der BBC-Sherlock die Latte in unerklimmbare Höhen gelegt hatte. Dass der Detektiv nun in den USA anstatt wie im Buch in London unterwegs ist, erklärt Produzent David damit, dass das letzte Gently-Buch tatsächlich dort aufgehört habe. Vielleicht hat es aber auch eher mit den Produktionsgeldern zu tun.
Die zweite Staffel ist jedenfalls bereits eingetütet, und wenn die vielen zum Nerdtum neigenden Adams-Fans überzeugt werden können, und den anderen die ganze Chose nicht zu verwirrend ist, könnte das eine feine Sache werden. Egal, aus welcher Dimension man zuschaut.
"Dirk Gentlys holistische Detektei", bei Netflix
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Planlos auf der Erde? Douglas Adams schrieb nicht nur "Per Anhalter durch die Galaxis" - sondern auch die irre Ermittlergeschichte "Dirk Gentlys holistische Detektei".
Jetzt hat Netflix den Roman verfilmt. In den Hauptrollen: der britische Theater-und Fernsehschauspieler Samuel Barnett als erratisch plappernder Detektiv - und Elijah Wood als Sidekick namens Todd.
Die Rolle des Todd, kommt im Original nicht vor, Showrunner Max Landis mixte ihn dazu, um "dem Zuschauer eine Möglichkeit zu geben, in diese verwirrende Welt einzutauchen".
Gently ist in der Buchvorlage kein durchschnittlicher Ermittler. Er arbeitet nach dem "holistischen" Prinzip, und weil das eben bedeutet, dass alles zusammenhängt, muss er nie irgendwelche Spuren verfolgen, irgendwelche Zeichen lesen: Es wird sich schon alles fügen.
Eigentlich ein unverfilmbarer Stoff, den der 2001 verstorbene Adams irgendwo zwischen Satire und Fantasy angesiedelt hatte. Funktioniert die Verfilmung?
Analog zur Verwirrung im Buch scheinen auch in der ersten Folge der Serie die Dinge zunächst keinen Sinn zu ergeben: Wer hat die Geschäftsmänner im Hotel, aus dem Todd entlassen wurde, bestialisch ermordet und dabei riesige Bissspuren in den Wänden hinterlassen? Wer sind die brutalen Glatzköpfe mit den vielen Volt in den Händen? Kann der Hund wirklich sprechen?
"Alles ist Chaos, aber es ist dabei synchron", sagt Dirk zu Todd.
Der große Verdienst der Adaption ist es, diese verschiedenen, nur sehr zaghaft als (holistisches) Ganzes erkennbaren Szenen so nebeneinander zu montieren, dass man sich kaum langweilt, sondern fast jeder der Geschichten etwas abgewinnen will.
Die zweite Staffel ist bereits eingetütet, und wenn die vielen zum Nerdtum neigenden Adams-Fans überzeugt werden können, und den anderen die ganze Chose nicht zu verwirrend ist, könnte das eine feine Sache werden.
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