"Dresden"-Produzent Nico Hofmann beklagt Sparzwang im TV

Fernsehproduzent Hofmann: "Will nicht, dass Selbstwertgefühl von Quoten abhängig wird"
Foto: Felix Hˆrhager/ picture-alliance/ dpaHamburg - Der TV-Erfolgs-Produzent Nico Hofmann ("Dresden", "Die Luftbrücke", "Die Flucht") warnt vor den Folgen der Wirtschaftskrise für seine Branche: Gerade bei den Finanzen "verschärft sich die Lage für uns alle zusehends", sagte er in einem Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Zwar habe er volles Verständnis dafür, dass die Sender kritischer werden. Doch es gebe auch Grenzen.
"Man kann nicht Stalingrad inszenieren, und dann fehlen die Panzer." Er selbst hat für das mehrteilige Kriegs- und Historiendrama "Unsere Mütter, unsere Väter" aus einer ursprünglichen Kalkulation von 20 Millionen Euro "mittlerweile fünf Millionen rausgekürzt, damit wir das Projekt endlich angehen können". Lieber lege er jetzt den einen oder anderen Stoff zur Seite "und warte auf bessere Zeiten".
Hofmann hadert nicht nur mit der Branche, sondern auch mit sich: "Ich hinterfrage zurzeit, was ich eigentlich künftig machen möchte", sagte er dem SPIEGEL. Gerade werde sein Vertrag neu verhandelt, aber es gehe ihm nicht ums Geld, sondern darum, was er sich noch zumute. "Über zehn Jahre mit unserer Firma Teamworx waren eine spannende, erfolgreiche Zeit, aber seit Jahren habe ich keinerlei Privatleben mehr, führe keine Beziehung, die diesen Namen verdient hätte. Jeder potentielle Partner flüchtet da schnell. Ich will nicht, dass Selbstwertgefühl von Quoten oder Kritiken abhängig wird", so Hofmann.
Als er zuletzt die enttäuschenden Quoten seines Sat.1-Eventfilms "Die Grenze" erfuhr, sei für ihn alles auseinandergebrochen. Das Projekt habe er als "wichtigstes meines ganzen bisherigen Lebens" empfunden. "Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mich das noch immer mitnimmt." Seiner jüngsten Produktion "Dutschke", die am nächsten Dienstag im ZDF ausgestrahlt wird, prophezeit er nur eine "extrem bescheidene Quote". Grund: Zeitgleich spielt Bayern München in der Champions League.
Doch die Themen gehen Hofmann nicht aus. Zurzeit denkt er über eine Verfilmung des tragischen Freitodes von Robert Enke nach, die er gern mit der Witwe des verstorbenen Nationaltorhüters umsetzen würde: "Am liebsten würde ich den Film gemeinsam mit ihr erarbeiten. Mich hat die Aufrichtigkeit von Teresa Enke tief beeindruckt, auch wie sie das Problem Depression offen thematisiert hat."
Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version dieser Meldung wurde irrtümlich der Eindruck erweckt, Produzent Hofmann befinde sich mit Frau Enke in Verhandlungen über eine Verfilmung. Konkrete Gespräche finden derzeit nicht statt. Wir haben die Meldung entsprechend angepasst.