Drohende Austrittswelle Radiomacher unzufrieden mit Lobbyverband

Schauspielerin Christine Neubauer beim Deutschen Radiopreis: Nur Fernsehgesichter
Foto: dapdHamburg - Welche Relevanz das Thema Radio im Vergleich zum Fernsehen in der Öffentlichkeit hat, wurde zuletzt nach dem Deutschen Radiopreis klar, der in Hamburg verliehen wurde. Kaum ein Radiomacher schaffte es überhaupt in die Presse: "Bild" etwa zeigte TV-Frauen wie Maybrit Illner oder Bärbel Schäfer, TV-Männer wie Andreas Türck oder Schauspieler Thomas Heinze, aber keinen Radiomoderatoren im Blatt.
Nun wollen sich Radiosender auch medienpolitisch von den TV-Stationen emanzipieren. Deshalb droht dem "Verband Privater Rundfunk und Telemedien" (VPRT) ein Mitglieder-Exodus. Denn die Interessensvertretung der deutschen Privatsender ist nicht nur für TV-Riesen wie RTL oder ProSiebenSat.1 zuständig, sondern soll auch Lobbyarbeit für private Radiostationen leisten.
Doch genau dort ist man unzufrieden mit der Arbeit des VPRT. "Der Bereich Radio fällt immer hinten runter. Es stehen ständig -Interessen im Vordergrund", sagt Christophe Montague, Chef der französischen NRJ-Radiogruppe, die bundesweit große Sender betreibt. Vor allem fühlen sich viele private Radiostationen in Fragen wie der Regelung von Gewinnspielen oder der Werbefreiheit der ARD-Radiosender schlecht vertreten.
Hans-Dieter Hillmoth, verantwortlich für den Bereich Radio beim VPRT, kann die Kritik der Sender nicht nachvollziehen. "Es wäre schade wenn jemand geht." Bei der Firma "Regiocast", welche Anteile an Sendern wie dem "Berliner Rundfunk", "94.3 rs2" oder "Radio PSR" hält, scheint die Entscheidung unterdessen gefallen zu sein: Die Sender, an denen Regiocast die Mehrheit hält, werden zum Ende des Jahres den VPRT verlassen, heißt es in einer internen VPRT-Mail. Zu erwarten sei, heißt es weiter, dass Sender des Nordwest-Zeitungs-Verlages folgen werden.