
Dschungelcamp Tag 3 Circus Honeygalli
Wenn es Kinderschokolade für Erwachsene gäbe, wäre auf der Packung zweifellos Honey abgebildet. Da gibt es keine zweite Meinung. Wie das zahnintensive Bübchen auf der herkömmlichen Kinder-Hülle scheint ihm nämlich ein ewiges Blecken, eine niemals abschwellende Froh-Backigkeit gegeben zu sein. Es ist dieses beharrliche Grinsen, das Honey trotz sonstiger Simpelkeit fast ein bisschen interessant macht.
Es ist ja sonst gerade noch nicht so viel los im Camp, die Nerven werden ja überall erst vorsichtig angesägt, da kann man auch kurz zuhören, wie er mit Markus über seine Trennung von "Germany's Next Topmodel"-Siegerin Kim plaudert. "Wir hatten ein Skypegespräch, und danach habe ich geheult wie ein Schlosshund", erzählt er, und selbst dabei bröckelt sein Castorstrahlen nicht für einen Augenblick. Spätestens jetzt kommt einem ein Verdacht.
Liegt bei Honey vielleicht ein ähnlicher Befund vor wie beim ebenfalls dauerfeixenden Joker aus der Batman-Welt? Der muss ja bekanntlich ewig grinsen, seit er in einen Behälter mit Chemikalien fiel, wobei sich die Heiterkeits-Visage in seine Züge brannte. Ist eventuell bekannt, ob Honey mal eine Haargelfabrik besuchte und sich dabei zu weit über einen Bottich mit blubberndem Stylingschlick lehnte, um eine Handvoll Schmiere zu schöpfen und zwischendurch kurz seine Frittierfrisur nachzufetten, wobei er dann in den aggressiv-stofflichen Glibber purzelte? Plötzlich macht alles so viel Sinn.

Frischer Hauch von Honey
Nicht nur das gemeißelte Grinsen, auch seine Frisur ist ein Mysterium, wie sie sämtlicher Dschungelwitterung zu trotzen scheint. Vergleichbare Allzeit-Flockigkeit sah man zuletzt bei Jeff Colby im "Denver Clan", und das ist lange her. Nach drei Tagen aufmerksamer Beobachtung der unverwüstlichen Fönwelle gibt es nur eine Erklärung für Honeys absolut un-derangiertes Erscheinungsbild trotz widriger Campumstände: In einem staubigen, vergessenen Winkel des weitverzweigten Dachbodens des Hotels Versace hängt ein gemaltes Porträt von ihm, das an seiner Stelle nachfettet, schuppt und strubbelt und in dessen großporiger Gesichtshaut sich täglich neue Verwitterungsfurchen eingraben, damit der Camphoney schön und schniegelig bleiben kann. Das klingt nur am Anfang unwahrscheinlich, wenn man sich erst einmal reindenkt aber sehr plausibel.
Ein bisschen schade ist es ja schon, dass Honey den einjährigen Exklusiv-Vertrag, den ProSieben ihm nach seinen Auftritten bei GNTM nach seiner eigenen Aussage angeboten haben soll, doch nicht angenommen hat.
Nicht, dass man ihn unbedingt noch häufiger hätte sehen wollen. Aber ein paar Formaten des Senders hätte er durchaus einen frischen Honeyhauch einpusten können: "Circus Honeygalli" (bei dem er allwöchentlich aufwendige Dressuren mit Königspudeln zeigen könnte), "Honileo" (bei dem er den dummen, dummen Zuschauerinnen simple Alltagsphänomene in einfacher Sprache erklärt) oder "Schlag den Honey" (selbsterklärend).
Ein echter Honey
Wobei man ihm zugutehalten muss, dass er Gina-Lisa bei der gemeinsamen Dschungelprüfung durch gutes Zureden die unangenehme Lage - beide mussten zusammen mit Hanka und Kader in Glassärgen ausharren, die mit diversen Tieren befüllt wurden - etwas erträglicher machen konnte.
"Wir beide haben letztes Jahr am meisten polarisiert", hatte er bei Gina-Lisa zuvor noch einen echten Honey rausgehauen - so rein gefühlsmäßig würde man doch meinen, dass über seine Mitcamperin und ihren Vergewaltigungsprozess ein bisschen intensiver diskutiert wurde als über seine Proteinshake-Eskapaden in einer Mädchenumfrisiersendung schwindender Relevanz.
Dann coacht er seine Teamkameradin aber wirklich passabel durch die Prüfung: Ratten seien "sehr soziale Tiere", beruhigt er sie, als ein größeres Rudel dieser Tierchen auf ihrem Bauch landet, "wie Meerschweinchen!" "Ich hatte auch schon mal welche, die hießen alle Schnucki", bibbert Gina-Lisa hervor. Womöglich stammt aus dieser extrem ökonomischen Benamungsgewohnheit auch ihre Neigung, alle Menschen in ihrer Umgebung in kürzester Zeit "Schatz" zu nennen. Wäre das auch geklärt.

Ein paar Resträtsel wirft der dritte Camptag trotzdem noch auf:
1. Ist die Mehrzahl von Kot wirklich Kots? Das fragt man sich ablenkungshalber - lalala, ich höre gar nicht zu! -, während sich Kader, Florian und Fräulein Menke (alias Franzi) ausführlich über Exkrementenschau unterhalten. "Du guckst auf deinen Kot drauf, wenn du auf der Toilette warst? Ich guck nie drauf. Ist doch Scheiße. Ihr beobachtet ständig eure Kots?", fragt Kader. Darauf Florian: "Die Franzi und ich, wir haben uns schon einen Kotkalender gemacht, da steht alles drin." Das war natürlich ein Scherz, doch man wagt kaum, die gängigen Onlineshops für Achtsamkeitsbedarf nach diesem Produkt zu durchstöbern, denn so etwas gibt es garantiert. Verziert wie immer mit kleinen Eulen, die großäugig pressend auf der Schüssel sitzen.
2. Wie schmeckt Wut? Und warum gibt es das noch nicht als Eissorte Markus, dessen erster, epochaler Wutausbruch gefühlt immer näher zu rücken scheint? Je ausführlicher er davon salbadert, ein ganz ausgeglichener, sanfter Mensch zu sein, bekommt er nämlich immer so einen Eisengeschmack, ein leichtes Blutaroma in seinen Mund, wenn er merkt, dass in ihm gleich aufbrausende Gefühle aufwallen werden: "So nach Raubtier." Noch konnte er gestern einen kleinen Matratzenstreit mit passiv-aggressiver Sozialpädagogenrhetorik verblenden: "Bitte insistiere noch nicht so." Wenn Wut übrigens nach Eisen schmeckt, schmeckt Liebe dann zum Beispiel wie Buttercreme?
3. Wann kommt die Kadervallerie? Die Grande Dame des Trash-TVs, die Schundesse von Loth, hadert mit sich und dem Camp. Das allzu karge Kaderfrühstück aus Bohnen und Reis setzt ihr zu, doch bei allem Verständnis für die Darbende kann sich leider auch Teamkollege Florian nichts aus den Lippen schneiden, auch wenn Kader in ungewohnter Derbheit verkündet: "Ich sitze schon auf meinen Arschknochen". Für die knappe Versorgung ist sie auch noch selbst mitverantwortlich, weil sie das Prüfungsduell gegen Honey und Gina-Lisa schon abbrach, bevor ihr noch die abschließende Mettwurm-Kakerlaken-Panade auf den Kopf gekippt worden war. "Auch ein Profi kommt mal an seine Grenzen", resümiert sie matt und erwägt schon den Abgang. Es wäre tragisch, aber am Ende doch zu verwinden. Hauptsache, Honey geht es gut.