
Dschungelcamp Tag 8 "Breasts! Brüschte! Brest! Bruste! Brüste!"
Und dann, ausgerechnet an dem Tag, an dem wir es am meisten brauchen, nimmt uns das Dschungelcamp wieder in seine knödelweichen Arme. Fast so, als sei es keine von gichtfingrigen TV-Strategen mit kaltem Herzen erdachte Quotenmaschine, sondern ein lebender, universell vernetzter Organismus mit Gefühl und Gespür, der weiß, was seine Zuschauer brauchen. An Tag acht, dem Day of the Donald, als eine großzügige Portion Eskapismus fast so viel wert ist wie ein gut eingeschenkter Schnaps, passiert im bislang molassig dümpelnden Camp plötzlich so viel wie in der ganzen bisherigen Staffel nicht.
Zunächst einmal, ein feiner Zug, präsentiert es uns einen Amerikaner, über den wir voller schäbigster Schadenfreude keckern können, ohne dass er danach die Weltherrschaft übernimmt. Die ruinösen Umstände von Marc sind natürlich nicht zum Lachen, aber seine immer waghalsigeren zweisprachigen Radebrechereien - sorry für Stumpfheit - leider schon: "My Exfreundin, she schmeißes my Kind in die press", klagt er sein Leid mit der Verflossenen, die sein Kind glücklicherweise, so viel zur Beruhigung, jedoch nicht einem Müllschlucker oder Autoverwrackungs-Gemalme übergeben will, sondern es in die Medien zerrt. Zusätzlich wurde der Terenzer - ein Strolcheklassiker, so alt wie der Enkeltrick - noch von seinem Ex-Management über den Tisch gezogen: "Die haben mir so falsch Belegs gegeben. Auf einmal: Gerichtsvollzieher comes!"

Auch die Prüfung gerät deutlich unterhaltsamer als die bisherigen Schikanen. Die Camper schicken Florian, Thomas, Marc, Markus und Honey, die diversifizierteste Boygroup aller Zeiten, in eine amüsante Neuauflage der Stammler-Show "Ruck Zuck": Bei "Ruck Schluck" muss zusätzlich zu den oft angenehm hochnotpeinlichen Worterklärungsversuchen von jedem Quizzer in jeder Runde noch ein Stamperl Schauderpamp getrunken werden: Pürierte Kotzfrucht, pürierte Schafshoden, pürierte Schweineleber, Schweine-Sperma, Kuh-Urin, das Übliche.
"Fakebreast. Falschbrust!"
"Heute werde ich fürs Team alles schlucken", ölt Honey, und das ist überraschenderweise gelogen. Viel schöner als die Schluckepacks sind ohnehin die wunderschönen Erklärversuche, in denen ausgerechnet Icke die unterhaltsamsten Momente abliefert.
Florian, der den Begriff "Prüfung" herleiten will: "Führerschein, was machste da?"
Icke, Freund der Minimal-Grammatik: "Bin stolz, fahre Auto."
Besonders gelungen ist die Runde, in der "Silikon" erraten werden soll.
Icke: "Viele Frauen. "
Marc: "Breasts! Brüschte! Brest! Bruste! Brüste!"
Icke: "Viele machen rein , um hmhm! Mmmh! Hmhmhmmm!"
(beschreibt mit wildem Augenrollen 75F-Kurven)
Marc: "Fakebreast. Falschbrust!"
Falschbrust, bitte sofort mit Sütterlin in den reindeutschen Duden eintragen! Und bei Scrabble ab sofort anstelle von "Schwanzhund" verwenden.
Die Sternausbeute fällt mit drei von elf dann extrem mager aus, weil sich die bedingt pichelfrohe Herrenpartie geschlossen weigert, den in der letzten Runde servierten Kuh-Urin zu trinken.
Nach dem Koitus gibt's Kartoffelsalat mit Gürkchen
Was schnell vergessen ist, weil das Camp ohnehin gerade dampft wie eine Herde brünftiger Moschusochsen beim Wetterumschwung. Markus, der gestern als Kandidat mit den zweitwenigsten Anrufen deutlich angezählt wurde, läuft zu schmuddelpsychiatrischen Höchstleistungen auf und befragt die willige Plapperpatientin Hanka nach ihren besonderen Fähigkeiten. "Ich bin nicht 'ne Granate im Bett, aber ich bin nicht schlecht", schlägt diese sofort sumpfige Gedankengänge ein. "Und ich kann gut Salate machen."
Es folgen latent amisch-sexuelle Fantasien über Koitus im Kohlenkeller und das unverlangt ausgeplauderte Detail, dass Hanka bei Musketierfilmen besonders rasant in Wallung gerät. Man wird leider noch lange mit der plastischen Vorstellung ringen, wie die Doppeltalentierte nach dem Vollzug dann immer noch einen schönen Kartoffelsalat mit Gürkchen reicht, so was bekommt man heute ja auch nur noch selten.
Auch Kader plaudert aus dem Bähkästchen: Früher habe sie muskulöse Männer bevorzugt, aber: "Heute stehe ich auf Markus-Typen. Auf so intellektuelle, erfahrene, witzige, so ein bisschen Bäuchlein und mit Haaren. Ich mag behaarte Männer. Wie ein Affe. Das erregt in einem so viele Fantasien. Frauen wissen, was ich meine." Sexsymbol "Unser Charly"? Denke doch mal einer an die Kinder!
Fake-Schmus
Um die gelungene Camp-Episode abzurunden, fehlt jetzt nur noch ein bisschen Schmierentheater. Nicht jeder Dschungler ist schließlich so ehrlich wie der unverwüstliche Jenser: "Wenn mich jemand fragt, bist du ein Star? Bist du ein Promi?, dann denke ich: Ich bin der letzte Arsch. Weil ich kann ja nichts." Auch Florian hat einen kleinen Realness-Moment, als er um das abgewählte Fräulein Menke weint: "Sie war der erste Mensch, der mir gezeigt hat, dass ich vor dem Älterwerden keine Angst haben muss. Das bedeutet mir sehr viel." Ein Dorn im Auge dagegen ist ihm - und Hanka - die von der Rest-Posse ausgerufene "La Familia Grande": Alles gespielt, alles nur aufgesetzte Kuschelei, so ihr Urteil. Das muss dieser Fake-Schmus sein, man hört gerade so viel davon.
Tatsächlich wirkt es einigermaßen lächerlich, wenn Honey ohne Not einen Eid auf die neu formierte Sippe ablegt: "Ich werde bis zum Ende für die Familie kämpfen." Ein Satz, den man sonst nur aus TV-Schmonzetten kennt, in denen Christine Neubauer als ahnungslose Hausfrau plötzlich die strauchelnde Buntstiftfirma ihres überraschend mit dem Segelflieger abgestürzten Gatten übernehmen muss.
Ein Glanzstück des Kleinkunstbühnen-Mummenschanzes ist auch Honeys gemeinsame Schatzsuche mit Gina-Lisa, bei der sie zusammen fernab des Camps übernachten müssen, was das inzwischen passionierte Honey-Fangirl wie einen Backfisch giggeln lässt. Es gibt Käse, es gibt Wein. Honey rät dringend davon ab, ihn zur Schorle zu verdünnen: "Du weißt, das ist die Vergewaltigung des Weines", und das ist jetzt nicht hundertprozentig das Sensibelste, was man nach Gina-Lisas Vorgeschichte zu ihr sagen kann. Dennoch folgt dann Jugendherbergserotik vom Feinsten, mit heavy Ohrgeschnäuzel als Höhepunkt.
Mit einem durchaus erratischen Wahlergebnis bei der Zuschauerabstimmung schubst einen das Camp dann doch wieder zurück in die die Restwelt: Honey bekommt die zweitwenigsten Anrufe, was dramaturgisch günstig ist, weil es ihn zu neuen Schmierhöchstwerten antreiben dürfte. Doch Sarah Joelle, die personifizierte Poperze, ist raus. Planen die abgehängten Protestzuschauer etwa, die sinnlos im Dschungel verbleibende Nicole zum Sieg zu peitschen? Gott schütze das Camp, Gott schütze uns alle!