Wegen »Hitler-Transe«-Zitat
Nina Queer fliegt aus der RTL-Dschungelshow
Kurz vor dem Start von »Ich bin ein Star« ist eine Kandidatin bereits draußen; ihre Selbstbezeichnung war selbst für das auf Polarisierung aufgebaute Format zu viel. Auch Michael Wendler widmet sich RTL erneut.
Keine Bühne für »Antisemitismus, Rassismus sowie Diskriminierung«: Nina Queer fliegt aus der Dschungelshow
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Am Freitag startet die RTL-Dschungelshow. Eine Kandidatin wurde aber bereits hinausgewählt: Statt Nina Queer werde Sam Dylan in der Pandemie-Ersatz-Show für das »Dschungelcamp« dabei sein. Das teilte der Sender RTL am Montagabend mit.
»Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen und unserer Haltung, jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus sowie Diskriminierung klar zu verurteilen, können und wollen wir jemanden, der sich selbst ›Hitler-Transe‹ nennt, keine Plattform in einer Unterhaltungssendung bieten«, wurde RTL-Geschäftsführer Jörg Graf in der Mitteilung zitiert: »Wir erkennen Nina Queer als Künstlerin an, aber wer öffentlich solche Begrifflichkeiten wählt, ob als bloße Provokation gedacht oder nicht, dem wollen wir konsequenterweise keine Bühne bieten.«
Der »Tagesspiegel« hatte im Juni 2020 über die Berliner Dragqueen und Entertainerin geschrieben, sie wolle es nicht hinnehmen, wenn Schwule in Kreuzberg von Arabern angegriffen würden. Es interessiere sie wenig, wenn jemand nicht ertragen könne, wie sie dagegen vorgehe, hieß es damals. Wörtlich sagte sie: »Dann bin ich eben die erste Hitler-Transe, die es gibt, dann nehme ich das so hin.« Bereits 2017 waren nach Äußerungen im Zusammenhang mit einem homophoben Angriff in Kreuzberg Rassismusvorwürfe gegen Nina Queer aufgekommen.
»Ich halte das für Cancel Culture«
Nina Queer
Die Äußerung im »Tagesspiegel« nannte RTL nun als Grund für den Wechsel bei »Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow«.
Nina Queer erklärte, sie habe einen Witz gemacht.»Ob der gut – oder schlecht ist, sei dahingestellt. Er macht mich aber nicht zur Antisemitin und Rassistin. Dagegen werde ich mich wehren«, sagte sie zu »Bild«. RTL habe »Vorwürfe einer Person, die ein persönliches Problem mit mir hat« übernommen, ohne mit ihr zu sprechen: »Ich halte das für Cancel Culture.«
Sam Dylan war 2019 Kandidat der Dating-Show »Prince Charming«
Foto: Stefan Gregorowius / TVNOW
Die Ankündigung kommt kurz nach den Diskussionen um den Umgang mit Michael Wendler bei »DSDS«. Ursprünglich war der Sänger bei der schon vor längerer Zeit aufgezeichneten Castingshow einer der Juroren. Szenen mit ihm wurden jedoch herausgeschnitten oder digital verpixelt, nachdem Wendler Deutschland wegen der Anti-Corona-Maßnahmen bei Telegram als »KZ« bezeichnet hatte. »KZ« sei dabei eine Abkürzung für »Krisen Zentrum« gewesen, hatte Wendler später behauptet. In der breiten Öffentlichkeit waren die Buchstaben jedoch als Synonym für »Konzentrationslager« wahrgenommen worden.
Nach den ersten plumpen Versuchen hofft RTL für kommende Sendungen auf etwas elegantere Lösungen. Die zweite Folge ohne den massiv umstrittenen Ex-Juror sei zwar noch vergleichbar mit der Folge am vergangenen Samstag, erklärte eine RTL-Sprecherin vor der Ausstrahlung am Dienstagabend. Aber: »Aufgrund der gewonnenen Erfahrung und der längeren Vorlaufzeit hoffen wir, dass wir die zukünftigen Sendungen handwerklich wieder etwas eleganter ausstrahlen können.« Nach wie vor sei dabei oberste Priorität, dass »der vierte Juror« nicht zu sehen und zu hören sei.