

Köln - Eine "Mischung aus Seriosität und Ausgeflipptheit": Mit diesen Worten hat "Emma"- Herausgeberin Alice Schwarzer den Fernsehmoderator Alfred Biolek geehrt. Biolek nahm den Deutschen Fernsehpreis glücklich entgegen - im Gegensatz zu Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der die Auszeichnung 2008 ablehnte. "Verehrter Marcel Reich-Ranicki, ich bitte um Verständnis, ich nehme den Preis an", sagte der 75-jährige Talkmaster und TV-Koch, als er den Ehrenpreis in Form eines Obelisken im Kölner Coloneum in den Händen hielt. Der 89-jährige Reich-Ranicki hatte vor einem Jahr die Auszeichnung ausgeschlagen und in einer Wutrede auf die Veranstaltung und das Fernsehen geschimpft.
Ein wenig Kritik am Showgeschäft musste beim elften Deutschen Fernsehpreis dennoch sein. "Es gibt vieles, was mir im Fernsehen nicht gefällt", sagte Biolek. "Aber ich stehe zu diesem Medium." Man müsse die Menschen mögen, dann erhalte man auch alles zurück. Als er vor 46 Jahren mit seiner Sendung "Tipps für Autofahrer" angefangen habe, hätte er nie gedacht, einmal solch einen Preis in den Händen zu halten.
Reich-Ranicki freute sich über den Deutschen Fernsehpreis für Biolek. "Ich schätze ihn sehr", sagte der 89-Jährige zuvor dem "Münchner Merkur". "Was ich nicht so schätze, sind Kochsendungen. Aber wenigstens Biolek hat ja inzwischen damit aufgehört."
Danke für die "große Gage"
Die Trophäen für die besten Schauspieler gingen zuvor an zwei aus Österreich stammende Darsteller: Für die beste weibliche Hauptrolle wurde die gebürtige Wienerin Senta Berger geehrt und als bester männlicher Kollege der 47-jährige Oberösterreicher Josef Hader. Berger bekam den Plexiglas-Obelisken für ihre Leistung im ARD-Film "Schlaflos". Sie setzte sich damit gegen Anja Kling und Gisela Schneeberger durch.
"Mit 16 Jahren habe ich den immer noch schönen Beruf gewählt, jetzt werden die beruflichen Jahre langsam überschaubar", sagte Berger. Sie spielte in "Schlaflos" eine Ex-Filmdiva, die zwölf Jahre unschuldig im Gefängnis saß und nach der Haftentlassung den wahren Mörder sucht. Konkurrentin Anja Kling musste trotzdem nicht auf einen Preis verzichten, weil die Sat.1-Produktion "Wir sind das Volk" zum besten Mehrteiler gekürt wurde.
Hader wurde ausgezeichnet für seine Rolle als Mörder Ulrich Lenz im ZDF-Film "Ein halbes Leben". Matthias Schweighöfer war für seine Rolle als Marcel Reich-Ranicki in dem Film "Mein Leben" nominiert, Axel Milberg für den "Tatort" - beide gingen leer aus. "Ich war immer schlecht im Sport, habe nie was bekommen", sagte der Sieger Hader. Umso schöner sei es da, jetzt einen Fernsehpreis zu bekommen. Sein Dank galt auch dem ZDF für die "große Gage".
Mogadischu und Mauerfall
Als bester Fernsehfilm wurde "Mogadischu" unter der Regie von Roland Suso Richter (ARD) ausgezeichnet. Im Jubiläumsjahr des Mauerfalls erhielt "Wir sind das Volk" von Sat.1 den Preis für den besten Mehrteiler.
Eine unabhängige Jury, bestehend aus Produzenten, Journalisten, Schauspielern und Fernsehschaffenden kürte die besten Leistungen des vergangenen Fernsehjahres. "Fernsehschelte ist derzeit groß in Mode. Die Preisträger zeigen eindrucksvoll, zu welch herausragenden Leistungen das Fernsehen fähig ist", sagte die Jury-Vorsitzende Bettina Böttinger. Zeitgeschichte und historische Aufarbeitung blieben genreübergreifende zentrale Themen des Mediums.
Die gekündigte NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze, die dem Sender selbstverfasste Drehbücher unter falschem Namen verkauft hatte, kam indirekt zu Ehren. Die Moderatoren Anke Engelke und Bastian Pastewka sangen als Anneliese & Wolfgang - dem Duo Marianne & Michael nachempfunden - der suspendierten Heinze den Reim: "Die Doris Heinze schreibt so schön - für den NDR mit Pseudonym." Dann erhielt der von Heinze unter dem Pseudonym Marie Funder geschriebene Film "Die Freundin der Tochter" den Preis für die beste Musik.
Gottschalk schlägt den Raab
Ohne Preis blieb Spaßmacher Hape Kerkeling in der Kategorie beste Unterhaltungssendung - den ergatterte Altmeister Thomas Gottschalk für die "Wetten, dass..?"-Ausgabe vom 13. Dezember 2008.
In der Sendung hatte der australische Schauspieler Hugh Jackman Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf Händen getragen. Gottschalk, der die Gala zur Verleihung der Preise im vergangenen Jahr moderiert hatte und bereits einmal Preisträger war, setzte sich gegen die Entertainer Stefan Raab und Matthias Opdenhövel mit "Schlag den Raab" (ProSieben) und Mario Barth mit seiner Show "Willkommen bei Mario Barth" (RTL) durch.
In Anspielung Reich Ranickis Auftritt 2008 imitierte Gottschalk den Literaturkritiker mit den Worten: "Eine Katastrophe, den Preis bekommen zu haben. Die Katastrophe wäre aber größer gewesen, wenn ich ihn nicht gekriegt hätte."
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Zum elften Mal wurde der Deutsche Fernsehpreis verliehen - die Moderatoren Bastian Pastewka und Anke Engelke führten und sangen als Anneliese & Wolfgang durch die Veranstaltung in Köln.
Fernsehmoderator Alfred Biolek erhielt den Ehrenpreis - und sagte: "Verehrter Marcel Reich-Ranicki, ich bitte um Verständnis, ich nehme den Preis an."
Senta Berger erhielt den Preis als beste Schauspielerin. Sie spielte in "Schlaflos" eine Ex-Filmdiva, die zwölf Jahre unschuldig im Gefängnis saß und nach der Haftentlassung den wahren Mörder sucht.
Zwei Preise gingen an das ARD-Drama "Ein halbes Leben". Hauptdarsteller Josef Hader wurde für seine Darstellung eines verzweifelten Frauenmörders als bester Hauptdarsteller geehrt.
Thomas Gottschalk gewann in der Kategorie "Beste Unterhaltungssendung". In Anspielung Reich Ranickis Auftritt 2008 imitierte er den Literaturkritiker mit den Worten: "Eine Katastrophe, den Preis bekommen zu haben. Die Katastrophe wäre aber größer gewesen, wenn ich ihn nicht gekriegt hätte."
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