"Game of Thrones"-Analyse Frauen kamen wenig zu Wort

Manche feierten "Game of Thrones" als feministische Serie, andere kritisierten aber auch den Umgang mit Frauenfiguren. Eine Datenanalyse zeigt nun: Viel zu sagen hatten in der Serie vor allem die Männer.
Cersei Lannister hat am meisten Sprechzeit unter den Frauen - liegt damit dennoch hinter zwei Männern

Cersei Lannister hat am meisten Sprechzeit unter den Frauen - liegt damit dennoch hinter zwei Männern

Foto: HBO/ Sky

Schon während die letzte Staffel von "Game of Thrones" lief, wurdeüber die Frauenrollen in der Serie stark diskutiert. Jetzt veröffentlichte die britische Rundfunkanstalt BBC eine Studie  dazu, wie viel Redeanteil Frauenfiguren bei "Game of Thrones" im Verhältnis zu männlichen Charakteren bekamen.

Die Zahlen stammen von dem Rechercheunternehmen Ceretai, das mit einem Algorithmus arbeitete, der weibliche von männlichen Stimmen unterscheiden kann. Der Algorithmus ist laut Ceretai zwar nur zu 85 Prozent akkurat; das Verhältnis könnte also leicht anders liegen. Dennoch zeigt sich ein großer Unterschied zwischen der Sprechzeit von weiblichen und männlichen Charakteren: Insgesamt nahmen Männer über die acht Staffeln demnach um die 75 Prozent der Dialogzeit in Anspruch. In der ersten Staffel lag der Sprechanteil der Frauenfiguren bei 24 Prozent, in der siebten Staffel erreichte er sein Hoch mit 31 Prozent - in der achten und letzten Staffel sank er auf seinen Tiefstwert von 22 Prozent.

Die Figur mit der meisten Sprechzeit war - Kenner der Serie wird das wenig wundern - Tyrion Lannister mit mehr als 1200 Dialogzeilen in acht Staffeln. Auf ihn folgt - das wiederum überrascht - der in der Serie eher als still charakterisierte Jon Snow. Erst auf Platz drei und vier landen mit Cersei Lannister (rund 900 Dialogzeilen) und Daenerys Targaryan (mehr als 700 Zeilen) zwei weibliche Hauptfiguren.

Die Ergebnisse wirken auf den ersten Blick überraschend, weil die Serie Frauenfiguren hat, die teils im Mittelpunkt der Handlung stehen. Eine Medienwissenschaftlerin von der Nottingham Trent University sagte der BBC jedoch, dass Frauen, insbesondere in den früheren Staffeln, "mit ihren Körpern sprechen". Das Publikum würde dadurch nicht unbedingt merken, wie wenig sie tatsächlich reden.

Dazu kommt die Frage, über was die Frauen sprechen. Der bekannte Bechdel-Test, der oft herangezogen wird, um Stereotypisierungen weiblicher Figuren zu beurteilen, fragt: Gibt es mindestens zwei Frauenrollen mit Namen, die über etwas anderes als einen Mann sprechen?

Zwar besteht "Game of Thrones" in seiner Gesamtheit einige Male den Bechdel-Test, dennoch gibt es starke Unterschiede darin, worüber Männer und Frauen sprechen. Die US-amerikanische Softwarefirma Looker fand heraus, dass Männer häufiger eher maskulin assoziierte Wörter wie "Männer", "Mann", "König" in ihren Skripten haben, während die Frauen am häufigsten die Wörter "Liebe", "verlassen", "bitte", "Ehemann" und "Master" benutzen.

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