"Ich bin ein Star - lasst mich wieder rein" Gabby im Güllekanal
Der Wendler ist Challenge-beschädigt und nur zu einer Liveschalte fähig. Da retten auch ein Busengeneral, ein Haartierchen und viel Fäkalhumor die Sendung nicht: Das Sommercamp bringt es leider wieder nicht.
Der Wendler ist ein feiner Mann, der Wendler ist ein schöner Mann. Der Wendler hat sich bei seiner Sommercamp-Challenge bedauerlicherweise die Hand gebrochen, weil bei einer rasanten Turbo-Abseilaktion wohl das Seil ein bisschen zu lang war und er Patscher voraus auf dem Betonboden aufschlug.
Nun wird er am achten Tag von "Ich bin ein Star - lasst mich wieder rein!" mit ungewohnten Samthandschuhen angefasst. Und zwar aus der Ferne, denn im Studio sitzen nur Melanie "Busengeneral" Müller (in einem Ensemble, das aussieht, als hätte sie sich vornerum ein Grabgesteck ans Kleid getackert) und das Haartierchen Gabriella "Gabby" Christina De Almeida Rinne.
Die Ärzte hätten ihm händeringend davon abgeraten, ins Studio zu kommen, VIEL zu gefährlich, sagt Michael Wendler per Liveschalte aus seinem Haus in Dinslaken. Er trägt ein "Good Morning in the Morning"-T-Shirt und hält den Handverband in die Kamera. Zwei Schrauben und sechs Nägel steckten in den kaputten Knochen, erzählt er in diesem immer etwas zu überschauspielerten, zu operettenhaften Wendler-Singsang.
Wer Aua hat, braucht nicht nach Köln
Für den medizinischen Halblaien klingt dieses Reiseverbot wegen gebrochener Hand zumindest überraschend und nach einem schönen Anlass zur Wendler-Pieksung durch die Moderatoren - wäre er nicht verunfallt. So aber darf Dr. Bob, der zum Hausbesuch auf die Wendler-Ranch abgesandt wurde, auch noch eine Lobhudelei auf den Sommercamp-Versehrten halten, der seinerzeit das Camp nach fünf jammerigen Tagen verließ.
Nur mit weichen Katzenpfoten wird er ein paarmal angestupst. Darf ungestraft Dinge sagen wie "Wer mich nicht kennt, der kommt nicht aus diesem Land" und soll erklären, warum er sich denn so zum Positiven verändert habe. Vom Saulus zum Paulus, vom Wendler zum Wandler.
Diese Pietät wirkt umso sonderbarer im Kontrast zur Prüfung, welche die drei Einzugskandidaten im Vorfeld leisten mussten - in der Kölner Kanalisation. "Nichts anfassen, nichts essen", warnten die Einweiser in die Unterwelt, woraufhin Gabby direkt mal in den Güllekanal stolperte. "Ich bin in Kacke gefallen", jammerte das zu 80 Prozent aus Sprödhaar bestehende Trällersternchen, dann wurde im Brackwasser nach Plastikentchen gefischt.
Auch die Gesprächsthemen passten ganz natürlich zum Setting. Dass die Müllersche partout ein Gespräch über Dirty Talk im Bett anzetteln wollte, verstörte den feingeistigen Wendler sehr.
Müller: "Sag mal was Dreckiges zu mir."
Wendler: "Du
schmutziges Geschirr!"
Ist nicht alles eine Nahkoterfahrung?
In den Tiefen der Kanalisation, umwölkt von muffigem Kackgeruch, gebeugt über den nimmermüde plätschernden Urinbach der Domstadt, wird Melanie Müller, dem eisernen Busengeneral, plötzlich klar: Sie liebt den DJ. Und sext den Wendler an, als hockten sie nicht bei einem Trottelspiel in der Kölner Kanalisation, sondern seien die letzten Überlebenden eines Atomkriegs, die sich in einen unterirdischen Bunker flüchten konnten.
Die "Nahkoterfahrung" (Daniel Hartwich) habe sie eben, nun, weich gemacht: "Ja mein Gott, man sitzt in der Scheiße, da will man doch auch ein bisschen Nähe haben."
Kalkulierte Beschmusung in adäquater Umgebung.
Immerhin gab es bei der obligatorischen Camp-Retrospektive ein Wiedersehen mit dem "Krokodieselfuß", jenes im Furor von Wutfried Glatzeder erfundenen Tierteils, und mit Nackt-Müllers "vergessenem" "Kondischähnah".
Auch die goldenen Aufnahmen des Post-Camp-Wendlers, im Hotel Versace hofhaltend, waren wieder Mal zu sehen: Diese großen TV-Momente, als ihn ein Freund hysterisch einseift und berichtet, "selbst im Nachtjournal" sei über ihn, Wendler, und das Camp berichtet worden.
Von nachträglicher Reue, Relativieren oder sonst wie interessanten Einlassungen der Sommercamp-Kandidaten aber leider keine Spur: Larissa wird weiter belächelt, und Winfried, hihi, der hatte halt hier und da einen kleinen Ausreißer. Dass jeder der drei Best-of-Zusammenschnitte der Wiedereinzugskandidaten eigentlich eine Larissa-Gala war - geschenkt. Sie postete auf Facebook zuletzt ein Foto, das sie sehr fidel mit einem Mann im Emureiter-Kostüm zeigt und hat diesen Unsinn gottlob wohl nicht mehr nötig.
Den Metakommentar zur Sendung immerhin lieferte der Wendler (der übrigens auch ins Finale einzog) dankenswerterweise gleich selbst, als er in der Kanalisation fasziniert den vorbeischwimmenden Fäkalien nachsah: "Sooo ne Wurst habe ich gerade gesehen!", berichtete er begeistert seinen Mitkandidatinnen. "Das ist wie Fernsehen."