»Green Motion« Deutsche Filmbranche will klimafreundlicher werden

Weniger Fleisch, weniger Flüge: Vertreter der deutschen Filmbranche wollen ihre Produktionen nachhaltiger machen und haben sich dazu auf 21 Standards geeinigt. Auch Klopapier steht auf der Liste.
Mehr Gemüse für den CO₂-Fußabdruck (Symbolbild): Wer mindestens 18 Kriterien erfüllt, bekommt das Nachhaltigkeitslabel »Green Motion«

Mehr Gemüse für den CO₂-Fußabdruck (Symbolbild): Wer mindestens 18 Kriterien erfüllt, bekommt das Nachhaltigkeitslabel »Green Motion«

Foto: Alex Tihonov / Getty Images

Die Herstellung von Filmproduktionen verursacht hohe CO₂-Emissionen. Die deutsche Filmbranche will deshalb nachhaltiger werden. Um bei Produktionen Ressourcen einzusparen, haben sich mehrere Dutzend Branchenvertreter zu einer Ökoinitiative zusammengeschlossen. Ab dem 1. Januar 2022 verpflichten sich die Teilnehmer freiwillig zur Einhaltung bestimmter Mindeststandards , heißt es in einer Mitteilung. Vorgesehen sind demnach 21 »Muss-Vorgaben«. Sind mindestens 18 Vorgaben erfüllt, wird eine Produktion mit dem Label »Green Motion« versehen. Das Label soll auch im Abspann zu sehen sein.

Beteiligt sind Produktionsfirmen wie UFA, Constantin Film, Bavaria-Film, TV-Sender wie MDR, WDR, NDR, Bayerischer Rundfunk, RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 Media und ZDF. Außerdem der Streamingdienst Sky Deutschland sowie in Deutschland in Auftrag gegebene Netflix-Produktionen. Die Initiative wird von verschiedenen Berufsverbänden unterstützt, wie z. B. dem Bundesverband Schauspiel und dem Bundesverband Filmschnitt.

Um den Verbrauch zu senken, wollen die Teilnehmer der Initiative ab 2022 öfters Bahn fahren, vegetarisch essen, auf Kurzstreckenflüge und Einweggeschirr verzichten. Am Dreh sollen LED-Scheinwerfer zum Einsatz kommen. Druck- und Toilettenpapier sind laut Kriterienkatalog nur mit mindestens 90 Prozent Recyclinganteil erlaubt. Wenigstens die Hälfte aller Lebensmittel müssen aus regionaler Herkunft stammen. Einwegbatterien am Set sind verboten.

Die Mindeststandards wurden laut Mitteilung von einem Arbeitskreis zusammen mit Klima- und Umweltforschern entwickelt. »Eine ›Tatort‹-Produktion verbraucht etwa 140 Tonnen Kohlendioxid«, sagte Carl Bergengruen, Leiter des Arbeitskreises, auf Nachfragen der Nachrichtenagentur dpa. »Da sind einige Deutsche ein ganzes Jahr lang beschäftigt, um so viel Kohlendioxid zu verbrauchen.« Der Arbeitskreis hat nach eigenen Angaben 2020 und 2021 bereits mehrere deutsche Serien und Daily Soaps auf eine nachhaltigere Produktionsweise umgestellt, darunter neben verschiedenen »Tatort«-Folgen auch Produktionen wie »Babylon Berlin«, »Soko Köln« oder die Serie »Der Schwarm«.

Für die Umstellung sei Engagement und Durchhaltevermögen wichtig, sagte Bergengruen. Und wer ökologisch produziert, müsse selbstverständlich auch tiefer in die Tasche greifen. Besonders die Coronapandemie erschwere die Bedingungen zusätzlich. »Derzeit sind alle damit beschäftigt, überhaupt sinnvoll und kostendeckend zu produzieren. Einweggeschirr und Einwegflaschen lassen sich unter Hygienevorgaben in der Pandemie schwieriger vermeiden«, sagte Bergengruen. »Aber es geht, wenn man es wirklich will.«

ime/dpa

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