
Grimme-Preis 2019: Boot, Böhmermann und böse Banken
Wichtigste TV-Ehrung "Bad Banks" und "Das Boot" für Grimme-Preis nominiert
2018 war das Jahr, in dem die Serie im großen Stil im deutschen Fernsehen angekommen ist. Es gab so viele Produktionen in diesem Format wie nie zuvor, vom privaten Spartensender bis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk mischten alle mit. Das schlägt sich nun auch nieder in den Nominierungen zum Grimme-Preis, der wichtigsten unabhängigen Fernsehauszeichnung.
Gleich fünf Serien sind in der Sektion Fiktion nominiert. Bei zwei davon handelt es sich um Produktionen des kleinen Senders TNT Serie, nämlich um die groteske Comedy "Arthurs Gesetz" mit Jan Josef Liefers und den Cyber-Thriller "Hackerville" über rumänische Computer-Kids, der in Kooperation mit dem Pay-TV-Sender HBO Europe entstand.
Außerdem dürfen sich zwei ZDF-Serien Hoffnungen auf einen Grimme-Preis machen: der Finanzthriller "Bad Banks" über Investmentbanker und die Krimi-Serie "Die Protokollantin" mit Iris Berben. Mit dem achtteiligen Kriegsdrama "Das Boot" (Sky), einer Neuauflage des Klassikers von Wolfgang Petersen, ist zudem die teuerste deutsche Serienproduktion des letzten Jahres nominiert.
Aber auch viele klassische Neunzigminüter sind in der Kategorie Fiktion nominiert, etwa das Vergewaltigungsdrama "Sieben Stunden" (Arte/BR) mit Bibiana Beglau oder "Familie Lotzmann auf den Barrikaden" (ARD Degeto) von Axel Ranisch. Aus der "Tatort"-Reihe wurden die Episoden "Meta" (RBB) und "Der Mann, der lügt" (SWR) ausgewählt. Hoffnungen auf den Preis darf sich auch der Zweiteiler "Gladbeck" (ARD Degeto/RB) machen.
In dem Bereich Info und Kultur ist neben den Dokumentationen "Im Schatten der Netzwelt - The Cleaners", "Eskimo Limon - Eis am Stiel - Von Siegern und Verlierern" (NDR) und "Im Labyrinth der Macht. Protokoll einer Regierungsbildung" (SWR/NDR/RBB) "Kulenkampffs Schuhe" vertreten, eine Montage über die frühen Tage des westdeutschen Fernsehens (SWR/HR). Und auch die aufwendige Dokudrama-Serie "Krieg der Träume" (SWR/NDR/RBB/ WDR/ORF/ARTE) steht auf der Kandidatenliste.
In der Kategorie Unterhaltung sind unter anderem die Shows "CATCH! Der große Sat1 Fang-Freitag" (Sat.1) mit Luke Mockridge und "Denn sie wissen nicht, was passiert - Die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show" (RTL) nominiert. Auch die Rückkehr von Charlotte Roche auf den Fernsehbildschirm mit dem experimentellen Talk-Format "Die Geschichte eines Abends..." (NDR) hat Chancen auf eine Trophäe. Einen weiteren Grimme-Preis könnte es ebenfalls für Jan Böhmermann geben - von ihm steht das Show-Special "Lass dich überwachen! - Die Prism is a Dancer Show" (ZDFneo) auf der Liste.
Insgesamt wurden 70 Produktionen und Einzelleistungen für den 55. Grimme-Preis nominiert. Es gab mehr als 850 Einreichungen und Vorschläge. Ab dem 26. Januar tagen die Jurys in Marl, die insgesamt bis zu 16 Grimme-Preise vergeben können. Verliehen werden die Auszeichnungen am 5. April 2019 im Theater der Stadt Marl.
Anmerkung der Redaktion: SPIEGEL-ONLINE-Redakteur Christian Buß ist Mitglied der Grimme-Jury.