Grimme-Preis 2021
Sexismus-Doku »Männerwelten« und Kebekus-Rassismus-Ausgabe nominiert
Der Grimme-Preis gilt als die renommierteste Auszeichnung im deutschen Fernsehen. Jetzt wurden die Nominierungen für 2021 bekannt gegeben. Gesellschaftspolitische Themen spielen diesmal eine besonders wichtige Rolle.
Moderatorin Sophie Passmann: »Es wird hart, es wird bitter und für manche kaum zu glauben«
Rassismus, Sexismus, Homophobie: Diese Themen finden sich mehrfach unter den 69 Nominierungen für den 57. Grimme-Preis. Aus mehr als 850 Einreichungen wählten die Kommissionen in den Kategorien Information und Kultur, Fiktion, Unterhaltung sowie Kinder und Jugend ihre diesjährigen Favoriten für die 16 Grimme-Preise aus. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden am 11. Mai 2021 bekannt gegeben. Die Preisverleihung ist für den 27. August 2021 geplant.
»Die Nominierungen belegen erneut, dass gerade die Produktionen zukunftsweisend für das Fernsehen sind, die mit Konventionen brechen, gesellschaftspolitisch aktuelle Themen aufgreifen und das Publikum herausfordern«, heißt es in der Mitteilung des Grimme-Instituts. So ist in der Kategorie Unterhaltung die von Sophie Passmann moderierte Ausgabe »Männerwelten« des Formats »15 Minuten Joko & Klaas« über sexuelle Gewalt ebenso nominiert wie eine Rassismus-Ausgabe der »Caroline Kebekus Show«. In der Kategorie »Kinder & Jugend« dürfen die Produktionen »Masel Tov Cocktail« und »Kuntergrau« auf die wichtigste deutsche TV-Auszeichnung hoffen, die sich mit Judenfeindlichkeit und Schwulenhass auseinandersetzen.
In der Kategorie Fiktion wurde unter anderen der Film »Für immer Sommer 90« sowie die Serien »Unorthodox« über den Neuanfang einer jüdischen Amerikanerin in Berlin, »MaPa« über einen alleinerziehenden Vater und »Dignity« über die Verbrechen der deutschen Sektenkolonie Colonia Dignidad nominiert. »Hier überzeugten die Kommission die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Lebenswirklichkeit in lebensnaher und emotionaler, teils düsterer, teils humorvoller Art, mit kreativen und ungewöhnlichen Formaten«, heißt es weiter.
Auch die Corona-Pandemie wurde inhaltlich wie gestalterisch in zahlreichen Produktionen aufgegriffen. Die Nominierten hätten etwa an Alltagssituationen in Videokonferenzen und auf dem Sofa (»Drinnen«) angeknüpft, andererseits aber auch schwerwiegende Probleme wie häusliche Gewalt (»@Kalinka08 – Melde dich bitte«) oder die Situation in Alten- und Pflegeheimen (»Trennung am Lebensende«) verarbeitet.
Der Sonderpreis für eine besondere journalistische Leistung winkt drei Mitarbeiterinnen von öffentlich-rechtlichen Sendern. Nominiert sind Xenia Böttcher, ARD-Mittelamerika-Korrespondentin, Mai Thi Nguyen-Kim unter anderem für ihr funk-Format »maiLab«, und Isabel Schayani vom WDR für ihre Berichterstattung aus Moria.
»Die Kultur-, Film- und Fernsehbranche blickt auf ein schwieriges Jahr voller Einschränkungen zurück«, sagt die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach: »Die Nominierungen dieses Jahres zeigen uns aber auch, dass durch den kreativen Umgang mit der Situation, durch großes Engagement und Flexibilität auf allen Seiten anrührende, fesselnde und einmalige Fernsehmomente geschaffen wurden.«