G7-Talk bei Günther Jauch Das Wort zum Montag

Moderator Günther Jauch: Sein Talk verharrte im Schlagwort-Modus
Foto: Paul Zinken/ dpaAlle reden von Elmau. Jauch auch, nur etwas anders. Doch, ja, mit einigem Wohlwollen ließ sich der Ansatz dieser Sendung durchaus als originelle Alternative zum erwartbaren G7-Gipfel-Talk betrachten.
Denn wenn schon den meisten Menschen klar sein dürfte, dass die Welt nicht mal eben kurz an einem Wochenende von Merkel & Co. gerettet werden kann - warum dann nicht gleich das ganz große Rad zu drehen versuchen und einmal so richtig grundsätzlich werden? Auch auf die Gefahr hin, dass dabei ein nicht unerhebliches Maß an Gemeinplätzen produziert wird und das Ganze am Ende auf eine Art überlanges, mehrstimmiges "Wort zum Montag" hinausläuft? Freitag hatte Günther Jauch seinen Rückzug vom TV-Talk verkündet, die erste Sendung nach dem medialen Paukenschlag geriet dann tatsächlich ausgenommen pastoral.
Bereits anhand der bangen Titelfrage "Die Welt in Unordnung - kann Politik noch Krisen lösen?" war zu erahnen, wo es hinging. Das klang ein bisschen nach Kirchentag, und genau von diesem war auch Margot Käßmann gekommen, um zu verkünden, dass es eine "Sehnsucht nach Veränderung" gebe, aber leider zu wenig geschehe in der Politik: "Die Durchbrüche fehlen".
Altmaier sieht Kirchentag und G7 "auf einer Wellenlänge"
Das sah Kanzleramtsminister Peter Altmaier, gefestigt im Glauben an die Lösungskompetenz der Politik, der Parteien und seiner Chefin sowieso, natürlich völlig anders. Kritik am aufwendigen, aber eben auch zu knapp besetzten alpinen Schloss-Theater musste da erst einmal mit freundlicher Kommunikationsroutine (Stichwort "Wertegemeinschaft") entkräftet werden, einschließlich des Hinweises darauf, dass man stolz zu sein habe auf Deutschland als Gastgeber.
Und während die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende ein Loblied auf die "protestantische Widerspenstigkeit" anstimmte und Günther Jauch besorgt fragte, ob denn fromme Wünsche und Politik überhaupt zusammenpassten, stand für Altmaier prompt fest, es gebe "eine Wellenlänge" zwischen Kirchentag und Gipfeltreffen: Schließlich gehe es auch dort um Themen wie die Dritte Welt, Gesundheit und Frauenrechte.

Talkrunde bei Jauch: Zwei Gäste kamen im Doppelgänger-Look
Foto: Paul Zinken/ dpaGabor Steingart vom "Handelsblatt" vor allem war es zu verdanken, dass außer Sonntagsreden auch noch ein paar andere Töne angeschlagen wurden. Den Gipfel etwa nannte er schnörkellos ein "Kameradschaftstreffen unter Gleichgesinnten" und bemängelte die Abwesenheit Putins. Elmau sei "im Großen, was die Leute täglich ärgert".
Und da in Gestalt des Politologen und ehemaligen Thüringer SPD-Staatssekretärs Dietmar Herz jemand zugegen war, der sowohl über die Theorie als auch die Praxis des politischen Geschäfts einiges zu sagen hatte, gab es zumindest phasenweise eine Chance für ein halbwegs ertragreiches Gespräch.
Beschleunigung der Probleme wie der Berichterstattung, mangelnde Öffnungsbereitschaft der Parteien, mögliche Überforderung einer mehr verwaltenden als gestaltenden und zu kurzatmigen Politik, die oft unterschätzte Rolle der Zivilgesellschaft - das sind gewiss lauter erörternswerte Aspekte, die aber leider meist im Schlagwort-Modus stecken blieben. Von Frau Käßmann kam noch der Vorschlag, Politiker sollten gelegentlich für drei Tage ins Kloster gehen, um über all das nachzudenken.
"Politik ist nicht perfekt"
Ernsthafte, harte Kontroversen jener Art, wie sie von den meisten Teilnehmern der Runde in der Politik vermisst wurden, kamen indes auch hier nicht zustande - abgesehen von jenem Moment, da Merkels Mann ausgerechnet den überstürzten Atomausstieg als Beispiel für angebliche Tatkraft anführte und dafür heftigen journalistischen Widerspruch erntete.
Ansonsten blieb es der jungen ägyptisch-stämmigen Studentin Fagr Eladly vorbehalten, das belebende Element in einer insgesamt sich zäh hinziehenden Veranstaltung zu verkörpern. Sie ist bei den Jusos aktiv und machte kürzlich beim Staatsbesuch des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah el-Sisi als mutige Störerin von sich reden.
Außer Studiobeifall musste sie sich allerdings auch Gönnerhaftes anhören. Altmaier ("Ich bin in der CDU glücklich geworden.") fand es "toll, dass sich junge Menschen wie Sie für Politik interessieren", bevor er abschließend aber dann doch noch einmal festgehalten wissen wollte: "Politik ist nicht perfekt, nicht unfehlbar."
Selbst bei der Wahl der Garderobe können offenbar Pannen unterlaufen, wie sich an der Tatsache zeigte, dass Minister und Ex-Staatssekretär in exakt dem gleichen Outfit erschienen waren. Für Altmaier blieb da nur eine Erklärung - die Harmonie innerhalb der Großen Koalition.