Hape Kerkelings neue Reise-Show auf Vox »Herrlich, wenn der Löffel in den Käse klatscht«

War er wirklich sieben Jahre weg? Der Entzug ist vorbei, Hape Kerkeling ist zurück im TV, mit einer Reisesendung für Vox. Spoiler: Er kann's noch.
Zwergstaaten-Reisender Hape Kerkeling: »Erst kamen die Phönizier, dann Karthager, und schließlich die Vandalen, auch das kennt man von der Ferienvermietung«

Zwergstaaten-Reisender Hape Kerkeling: »Erst kamen die Phönizier, dann Karthager, und schließlich die Vandalen, auch das kennt man von der Ferienvermietung«

Foto: RTL

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Hape Kerkeling fasst an. Er drückt am Euter des Schafes Blacky herum, tretelt mit den Fingern einen Käsegebäckteig in die Form, als arrangiere sich eine Katze ihr Kissen zurecht, tätschelt einen klippenspringenden Terrier und hantiert leicht unsachgemäß mit den Klöppelgeplömpel einer traditionellen Spitzenmacherin. Bereits die erste Folge seiner neuen Vox-Reiseserie »Hape und die 7 Zwergstaaten«, in der er Malta besucht, zeigt es ganz klar: Seine Haltung dabei ist die eines zugewandten Flaneurs, der sich auch vor teilnehmender Beobachtung nicht scheut, nicht die des allwissenden Baedekerbanausen, der sich vermeintlich allwissend durch Fremdgefilde doziert.

»Das letzte Rätsel des modernen Europas« wolle er mit dieser Reihe lösen, erklärt er zu Beginn, als »geopolitisches Schneewittchen« final klären, warum die sieben europäischen Miniaturstaaten überhaupt noch existieren. Glücklicherweise verliert er diese mittelspannende Fragestellung zumindest beim Malta-Auftakt sofort wieder aus den Augen. »Gott, ist das HERRlich!«, entzückt sich Kerkeling beim Heranschippern im Hafen, kurz darauf stellt er mit einer maltesischen Schauspielerin am Originaldrehplatz eine Szene aus »Game of Thrones« nach, das Kerkeling als »Denver-Clan mit Drachen« bezeichnet – mehr als 300 Spielfilme und Serien wurden schon auf Malta gedreht, das extrem kulissenflexibel je nach Bedarf als Troja, Peru, Italien oder eben Westeros herhalten kann.

Mitunter erinnert einen das angenehm füllmassenfrei geschnittene Format an ein Ausklapp-Leporello aus Länderpostkarten, wie man sie von den Finalsendungen des Eurovision Song Contest kennt: Freundliche Folklore, gemischt mit örtlichen Wunderlichkeiten und geschichtlichen Bezügen.

Immer wieder gelingen Kerkeling in seinen Moderationstexten zeitgemäße Bezüge, ohne dass er krampfhaft übermodern wirken will. Etwa, wenn er erklärt, ab dem 8. Jahrhundert vor Christus sei es auf Malta zugegangen wie bei Airbnb: »Erst kamen die Phönizier, dann Karthager, anschließend die Römer – und schließlich die Vandalen, auch das kennt man von der Ferienvermietung«. Klassischer, solider Kerkelinghumor, gut dosiert.

Ob es heute, 30 Jahre nach seinem Auftritt als Königin Beatrix der Niederlande, noch witzig ist, wenn Kerkeling sich für ein kurzes geschichtliches Erklärstückchen als Queen Elizabeth II. verkleidet, oder ob die Maskerade als ironisches Selbstzitat durchgeht, ist Geschmackssache.

Was unbestritten gut funktioniert, ist sein Wechselspiel aus begeisterungswilligem, Szenerie-umarmendem Besucher und distanziertem Fernsehmenschen: »Herrlich, wenn der Löffel in den Käse klatscht«, juchzt er gerade noch in einer traditionellen Bäckerei, um sich in der nächsten Szene gespielt darüber zu echauffieren, dass ein Drehteammitglied bemüht gebückt, aber dennoch sichtbar durch das Bild huscht: »Unprofessionell!«, mokiert sich Kerkeling und signalisiert damit seinem Publikum, dass er sich der zwangsläufigen, auch mit den natürlichsten Protagonistinnen und Protagonisten nie ganz auszumerzenden Künstlichkeit eines solchen inszenierten Formats wohl bewusst ist.

Und er zeigt mittendrin in der feelgood-mäßigen Eskapismusfreude Haltung, just dann, als die bilderbuchige Idylle einem gerade etwas zu viel zu werden droht: Der heilige Paulus, sagt Kerkeling, habe 59 nach Christus vor Malta Schiffbruch erlitten und in der Folge das Christentum auf die Insel gebracht. »Und was ist mit der heutigen christlichen Einstellung gegenüber Schiffbrüchigen im Mittelmeer, hm?« fragt er in die Kamera – und lässt die Antwort offen.

»Hape und die 7 Zwergstaaten« startet am 21. November um 19.10 Uhr auf Vox.

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