

Hamburg - Jetzt hat er wieder ein Zuhause: Der Pay-TV-Kanal Sky hat bestätigt, dass Moderator Harald Schmidt zu dem Münchner Sender wechseln wird. Geplant sind laut Sky drei Sendungen pro Woche, dienstags bis donnerstags um 22.15 Uhr. Im Herbst soll es losgehen, ein genauer Starttermin steht noch nicht fest. Schmidt kommentierte den Wechsel gewohnt ironisch-überschwänglich: "Late Night bei Sky - für mich der Himmel auf Erden."
Zuvor war spekuliert worden, ob Schmidt nicht zum Schwestersender Kabel 1 gehen würde, da er wiederholt in der Sendung damit kokettiert hatte, man würde ihn an anderer Stelle schon ziemlich bald wiedersehen. Da außerdem keine größere Kündigungswelle das Team der Show traf, galt es als sehr wahrscheinlich, dass Schmidt mit einem neuen Sender in Verhandlungen war.
Schmidts bisheriger Sender Sat.1 hatte Ende März das Ende seiner Late-Night-Show verkündet, da die Quoten konstant schwach waren. Zum Teil schalteten nur noch rund 500.000 Zuschauer ein. Am 3. Mai wird Schmidts letzte Show auf Sat.1 zu sehen sein.
Erst im vergangenen September war Schmidt von der ARD zu Sat.1 zurückgekehrt, anfangs noch für zwei Sendungen pro Woche. Weil die Quoten nicht den Erwartungen entsprachen, reagierte Sat.1 und räumte Schmidt einen weiteren Sendeplatz auch am Donnerstag frei. Die erhöhte Präsenz sollte mehr Publikum bringen, doch der Plan ging nicht auf.
Bei seinem neuen Sender wird Schmidt solchem Quotendruck nicht mehr ausgesetzt sein. Wie viele Fans ihm ins Bezahlfernsehen folgen, ist völlig unklar. Als ein Baustein in Skys Programmoffensive, zu der unter anderem die erstmalige Produktion eigener Serien gehört, könnte der Wechsel jedoch Sinn ergeben. Einen Schub bei den Abo-Zahlen braucht der Sender in jedem Fall. Entsprechend kommentierte der Sky-Programmchef Gary Davey Schmidts Wechsel auch mit den Worten: "Das sind großartige Neuigkeiten für unsere Kunden."
Wie es um die wirtschaftliche Situation von Sky bestellt ist, sagte der Sky-Deutschland-Vorstandsvorsitzende Brian Sullivan im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Demnach soll der Sender im Sommer einen operativen Gewinn erwirtschaften und 2013 das ganze Jahr über. 2012 lägen die Verluste vermutlich noch bei knapp 200 Millionen Euro.
Mit Schmidts Wechsel zu Sky löst sich übrigens eine Wette auf: Im aktuellen SPIEGEL hatten die ehemaligen Sidekicks Manuel Andrack und Herbert Feuerstein gewettet, was aus ihrem ehemaligen Chef wird. Feuerstein hatte vermutet, dass Schmidt nach seinem Aus bei Sat.1 innerhalb eines Jahres wieder auf dem Bildschirm sei. Andrack hatte dagegen gesetzt und gesagt: "Dann war's das erst mal." Eigentlich wollte Andrack eine Million Euro einsetzen, entschloss sich zum Glück aber doch, nur um die Ehre zu wetten.
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Late-Night-Talker Harald Schmidt: Am 3. Mai ist er zum letzten Mal in seiner Show auf Sat.1 zu sehen - dann wechselt er zum Bezahlsender Sky.
Aus ganz frühen Tagen: Schmidts Karriere nahm richtig Fahrt auf mit "Schmidteinander" im WDR, das er gemeinsam mit Herbert Feuerstein moderierte. Der sagt heute über Schmidt: "Er ist niemand, der von Natur aus fleißig wäre. Ehrlich gesagt ist er sogar verdammt faul."
Und noch ein Feuerstein-Zitat aus dem aktuellen SPIEGEL über Schmidt: "Er ging vor wie ein afrikanischer Diktator." Was wohl als Lob zu verstehen ist. Aber eben nicht nur.
Danke! Das werden vermutlich auch viele Zuschauer sagen. Schmidt bei der "Bambi"-Verleihung 2007.
Feuerstein, der ehemalige Prügelknabe des Groß-Entertainers, ist überzeugt: "Schmidt kommt wieder. Er ist der ewige Entertainer."
Der Anfang: 1995 startet die Late-Night-Show bei Sat.1 - Schmidt präsentiert sich vor dem Kölner Kino Capitol, dem ersten Studio für seine fortan tägliche Sendung.
Bis zum vorläufigen Ende seiner Show auf Sat.1 im Dezember 2003 lief Schmidt zur Hochform auf. Zitat aus seiner letzten damaligen Sendung: "Rudi Völler - Prolet - kommt aber an."
Bereits bei der ARD fuhr Schmidt in den vergangenen Jahren miserable Quoten ein - der Wechsel im vergangenen September zu Sat.1, wo er bereits von 1995 bis 2003 nachts talkte, sollte auch den Erfolg von damals zurückbringen.
Manuel Andrack, seit ein paar Jahren als Wanderautor unterwegs, sagt, Schmidt halte sich "für den größten Moderator aller Zeiten".
Schmidt mit Oliver Pocher, den er 2007 als Co-Moderator in seine Sendung geholt hatte. 2009 war dann Schluss für das Duo. Manuel Andrack zu dieser Phase: "Ich glaube, dass die Zeit mit Pocher für ihn traumatisch war." Schmidt sei sauer auf sich selbst gewesen, "weil er die Pleite nicht hat kommen sehen".
Küsschen für die Ex vom Ex: Schmidt, damals noch in der ARD zu sehen, leckt Monica Ivancan Brausepulver aus dem Bauchnabel - das Model war wiederum mit Pocher liiert.
Nebenjob: Die letzten Jahre schien sich Schmidt auf Theaterbühnen oftmals wohler als vor Fernsehkameras zu fühlen. Hier ist ein Auftritt im Berliner "Hamlet"-Musical aus dem Jahr 2009 zu sehen und...
...hier Schmidt in der Rolle des Volpone in dem gleichnamigen Stück.
Immer wieder gern: Die NS-Vergangenheit und der bisweilen verkrampfte Umgang der Deutschen damit war ein beliebtes Thema für den auch vom Feuilleton geliebten Entertainer.
Aus für Schmidt: Nicht einmal ein Jahr nach seiner Rückkehr zu Sat.1 muss er gehen. Andrack dazu: "Welcher Sender sollte ihn denn noch nehmen?" Seine prägnant formulierte Begründung: "Wenn einer mit so großem Bohei zu Sat.1 zurückkehrt und schon wenige Monate später den Stecker gezogen bekommt, dann war's das erst mal."
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