
"House of Cards": Im Unterholz Washingtons
Dieses Wochenende werden Sie einige Freunde nicht erreichen können. Keine Sorge, die sind nicht krank - sie schauen nur die neue Staffel von "House of Cards", die heute in Gänze erscheint.
Schon klar: Jeder, der "House of Cards" schätzt, will über diese dritte Staffel aber auch nicht das Geringste wissen, bevor er sie selbst gesehen hat. Freundlicherweise, und der Autor dieser Zeilen kann seine Dankbarkeit gar nicht angemessen in Worte fassen, hat der Sender Sky die drei ersten Folgen der dritten Staffel zur Ansicht zur Verfügung gestellt.
Das ist großartig, hat aber einen kleinen Schönheitsfehler: Wie soll man denn bitte darüber schreiben, was man da gerade gesehen hat, ohne etwas zu verraten? Versuchen wir es mal. Sie lesen ab hier auf eigene Gefahr weiter.
Die ersten Folgen einer jeweils neuen Staffel zeigen drastisch, wozu Frank Underwood (Kevin Spacey) in der Lage ist: Am Anfang der allerersten Episode bringt der aufstrebende Politiker einen angefahrenen Hund ums Leben, in einem Akt grausamer Nächstenliebe. Selten ist eine Serienfigur schon in der ersten Minute so klar charakterisiert worden. Am Anfang der zweiten Staffel entledigt er sich der Reporterin Zoe Barnes (Kate Mara) mit einem beherzten Stoß auf einem Bahnsteig - da wussten wir schon, welch ein Monster dieser Mann ist.
Nun, in der dritten Staffel, ist Underwood Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und wir dürfen ihn am Anfang bei einer gänzlich unpräsidialen Handlung beobachten - sofort ist klar: Dieser Mann ist seines Amtes vollkommen unwürdig. Er bleibt sich also treu - wie auch die ganze Serie: Der hohe Aufwand, die glänzende schauspielerische Leistung, die Details, alles stimmt. Das war nicht anders zu erwarten.
Die Herausforderung dieser dritten Ausgabe der Serie haben ihre Schöpfer im Ende der zweiten Staffel angelegt: Underwood hat sein Ziel erreicht, er ist US-Präsident - wenn auch nur als Nachrücker. Jetzt wird es darum gehen, an der Spitze zu bleiben, vielleicht sogar für eine zweite Amtszeit gewählt zu werden - und das trotz der zahlreichen Leichen, die am Rande seines Weges zur Macht liegengeblieben sind. Wesentlich wird auch weiterhin die Beziehung zu seiner ehrgeizigen Gattin Claire (Robin Wright) bleiben: Er vertraut niemandem so sehr wie ihr. Sie ist sein Antrieb und auch seine Kraftquelle (wie sich einmal mehr am Anfang der neuen Staffel zeigt). Sollten sich die beiden einmal entzweien, ist es mit ihm vorbei.
Der außenpolitische Fokus liegt diesmal nicht auf China, sondern, ganz aktuell, auf Russland. Wie sich bereits herumgesprochen hat, bekommt die Band Pussy Riot einen ausführlichen Gastauftritt und darf den russischen Präsidenten (Lars Mikkelsen als Putin-Wiedergänger) kräftig beleidigen.
Und auch diesmal wird Underwood, der personifizierte Eigennutz, bei der Verfolgung ureigener Ziele quasi unabsichtlich nebenbei Gutes tun. "House of Cards" mag oberflächlich eine höchst systemkritische Innensicht der US-Politik zu sein scheinen, tatsächlich ist die Serie aber ein Loblied auf das System: Dessen Protagonisten mögen verkommen und selbstsüchtig sein, und doch bringt es Gutes für die Nation hervor - als Kollateralschaden der Macht. Adam Smiths "unsichtbare Hand" lenkt selbst den schlechtesten Präsidenten.
Nun aber zu den wirklich drängenden Fragen: Ist Doug Stamper (Michael Kelly) doch noch am Leben? Wo ist Rachel? Klärt sich Underwoods ambivalente Sexualität? Oder wenigstens die Frage, woher er künftig seine geliebten Rippchen bekommt? Und: Kommt es zum Krieg mit Russland?
Nur Geduld! Sind ja nur noch wenige Stunden.
Die dritte Staffel von "House of Cards" ist in der Originalfassung in Deutschland ab 27. Februar 2015 auf Sky Go, Sky Online und Sky Anytime zu sehen. Die deutsche Synchronfassung folgt ab 13. März in wöchentlicher Ausstrahlung auf Sky Atlantic HD.