Iris Berben wird 70 Sie war die Schönste im Film- und Fernsehland

Das ZDF feiert den runden Geburtstag von Iris Berben mit dem Krimi "Nicht tot zu kriegen", in dem sie eine Diva mit toller Vergangenheit, schrägen Marotten und zudringlichen Fans spielen darf.
Jetzt singt sie auch noch: Schauspielerin Simone Mankus (Iris Berben) in "Nicht tot zu kriegen"

Jetzt singt sie auch noch: Schauspielerin Simone Mankus (Iris Berben) in "Nicht tot zu kriegen"

Foto: Alexander Fischerkoesen/ ZDF

Zum Geburtstag lässt sich Iris Berben einen Film schenken, in dem eine von ihr selbst gespielte, vom Alter gebeutelte Schauspielerinnenheldin einmal seufzt: "Warum tue ich mir das an?" Und gleich darauf gibt die Frau selbst die Antwort: "Ich bin eine Rampensau."

"Nicht tot zu kriegen" ist eine Kriminalkomödie, die vor lauter Lust an der Augenzwinkerei nur stolpernd in Gang kommt und dann trotzdem ganz vergnüglich wird. Iris Berben verkörpert eine Schauspielerin namens Simone Mankus. Sie wohnt allein in einer Villa in einem Münchner Reichenviertel und bibbert bald vor Angst, weil sie nachts jemand erschreckt. Im finsteren Garten baumelt eine Gruselpuppe von einem Baum. "Du warst ein goldenes Mädchen", raunt ein Schurke mit verzerrter Stimme ins Telefon, "jetzt bist du alt."

Damit die Zuschauerinnen und Zuschauer auch kapieren, was mit dem goldenen Mädchen gemeint ist, sehen wir immer wieder Filmausschnitte mit der damals noch jugendlichen Simone Mankus an der Seite toller Männer, in den glamourös heiteren Farben der Sechziger- und Siebzigerjahre. Frau Mankus mag in der Gegenwart leicht verknittert und derangiert aussehen, aber: Sie war mal die Schönste im ganzen Film- und Fernsehland. 

Immerhin ist die Musik besser als in "Bodyguard"

Iris Berben, die am Mittwoch 70 Jahre alt wird, macht aus der verschreckten Diva eine bayerische Venus im Pelzmantel. Beschützt werden soll sie von einem privat engagierten Sicherheitsmann. Der Bodyguard ist extrem maulfaul. Er heißt Fallner, geht vor schierer Muskelkraft immer leicht vornübergebeugt und wird hingelümmelt von dem österreichischen Rapper und Schauspieler Murathan Muslu. Es macht Spaß, diesem Securitytypen zuzuschauen, der mit seiner Klientin bald flirtet, als seien sie Kevin Costner und Whitney Houston; immerhin ist die Musik besser als in "Bodyguard".

In manchen Szenen wird hier aber auch Billy Wilders "Sunset Boulevard", die Liebesnot der gefallsüchtigen Ex-Filmgöttin, nachgespielt. Inszeniert hat den Fernsehfilm die Regisseurin Nina Grosse, die Buchvorlage stammt von dem Schriftsteller Franz Dobler, der das Deutschland der Gegenwart gern mit allerhand hart gesottenen Figuren wie aus den Uralt-Krimis von Raymond Chandler und Dashiell Hammett vollstellt. 

Fotostrecke

Iris Berben ist "Nicht tot zu kriegen"

Foto: Alexander Fischerkoesen/ ZDF

Der Reiz von "Nicht tot zu kriegen" entsteht aus diversen Motiven der berbenschen Arbeits- und Lebenslegende, die hier verbaut sind. Die Schauspielerin Mankus hat offenbar in jungen Jahren in internationalen Filmen mitgespielt, ähnlich wie es die Berben als 20-Jährige mit Franco Nero und Jack Palance in "Zwei Companeros" getan hat. Und Mankus ist wie die Berben im Herzen eine Rock’n’Rollerin und Fan der großen Zeit von Musikern wie Lou Reed oder Keith Richards, weswegen eine Girlband ein paar Klassiker vorsingt, manchmal sogar mit ihr als Mitsängerin.

"Bitch" als Kompliment

Klatschblattleserinnen und -leser wissen außerdem: Die Berben ist tatsächlich mit ihrem ehemaligen Bodyguard liiert. Zudem ist die Mankus berühmt für ein wildes, viele Männer verschleißendes Liebesleben und hat einen erwachsenen Sohn, dessen Vater sie verschweigt. Der Sohn (Barnaby Metschurat) ist ein windiger Bursche, der sich für einen Durchblicker, gewieften Medienmanipulator und womöglich gar künftigen Produzenten hält. So nimmt sich hier Iris Berbens Sohn Oliver Berben, dessen Firma Grosses Film produziert hat, ein bisschen selbst auf die Schippe.

Die schrecklichen Momente dieses Geburtstagsfilms sind die, in denen die Darstellerinnen und Darsteller hemmungslos losbrüllen, weil sie irgendeine starke Emotion vermitteln wollen oder sollen. Da sieht man zornige Fratzen und Allerweltsgefuchtel und möchte die Regisseurin daran erinnern, dass Inszenierungshandwerk nicht zuletzt darin besteht, den Mitspielenden solche Ausbrüche freundlich auszureden. Zum Glück sind diese Augenblicke des Überagierens selten.

Überhaupt gehört es ja zu den sympathischen Qualitäten der Schauspielerin Berben, dass sie sich selten den Anschein pompöser Schauspielkunst gibt, sondern in fast all ihren Rollen so aussieht, als habe sie sich einen Rest von Witz und Distanz bewahrt gegenüber dem Geschäft, in dem sie nun doch schon eine Menge Jahre ziemlich sagenhaft erfolgreich ist. 

Auf mitunter derbe, aber auch intelligente Art treibt "Nicht tot zu kriegen" Schabernack mit dem Alter seiner Protagonistin. Die Story des Films handelt unter anderem davon, dass es nicht die Stars selbst sind, die vom Verblühen jugendlicher Frische am meisten schockiert sind, sondern ihre mit ihnen gleichfalls unerbittlich älter werdenden Bewunderer. Sie sei über 60, habe seit Jahren keinen Film mehr gedreht und sei nicht immer ganz in der Realität zu Hause, heißt es über die Diva, die Iris Berben in diesem Krimi spielt. Aber: "Sie ist eine verdammte Bitch!" Das sollten wir in diesem Fall als Kompliment verstehen. 

"Nicht tot zu kriegen", ZDF, Montag, 10.8., 20.15 Uhr, und in der Mediathek .

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren