ZDF-Moderator Böhmermann findet öffentlich-rechtlichen Rundfunk »scheiße« – und verlängert seinen Vertrag

Seinen Arbeitgeber kritisieren und gleichzeitig gern für ihn arbeiten, das geht durchaus. Zumindest für Jan Böhmermann: Der Satiriker wirft den Sendeanstalten Fehlentwicklungen vor – seine Vorgesetzten bleiben ihm treu.
Moderator Jan Böhmermann: »Wir reden heute mal nicht über was Geheimes im ZDF, sondern über was Offensichtliches: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist scheiße.«

Moderator Jan Böhmermann: »Wir reden heute mal nicht über was Geheimes im ZDF, sondern über was Offensichtliches: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist scheiße.«

Foto: Jens Koch / ZDF / dpa

So viel Ehrlichkeit muss sein dürfen: In seiner neuesten Sendung »ZDF Magazin Royale«  vom Freitagabend hat Moderator Jan Böhmermann den öffentlich-rechtlichen Rundfunk massiv kritisiert – während der Sender mitgeteilt hatte, dass Böhmermann seinen Vertrag mit dem ZDF verlängert habe.

Unter dem Sendungstitel »Jung, divers & mega Programm: der öffentlich-rechtliche Rundfunk« führte Böhmermann durch den Abend. Der Moderator begann mit den Worten: »Wir reden heute mal nicht über was Geheimes im ZDF, sondern über was Offensichtliches: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist scheiße.« Im Folgenden äußere er sich »rein als Privatmann, nicht als Moderator einer ZDF-Sendung«. Eine Anspielung auf ARD-Chef Tom Buhrow, der kürzlich eine Reform der Öffentlich-Rechtlichen ins Spiel gebracht und während der Veranstaltung eine ähnliche Formulierung gewählt hatte.

Im Laufe der Sendung setzte sich Böhmermann dann mit den jüngsten Schlagzeilen über seinen eigenen Arbeitgeber auseinander: Er bezog sich auf die in den vergangenen Monaten bekannt gewordenen Skandale und Affären, etwa um die inzwischen entlassene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und um großzügige Altersvorsorgen von RBB-Direktoren.

Trotz allem, auch das machte Böhmermann durch seine ganz eigene Ironie deutlich, stehe er seinem Arbeitgeber nahe: »Ich bin ein Kind des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.« Er liebe und atme den unabhängigen Rundfunk, grundsätzlich sei dieser »so eine geile Idee«. Stellenweise wirkte Böhmermanns Rede wie ein Hilferuf: »Mir tut es echt weh, diese Debatte zurzeit.«

Rund um die Veröffentlichung der neuen Folge wurde bekannt, dass das ZDF auch in den kommenden Jahren mit dem Moderator plant. »Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit Jan Böhmermann«, so das ZDF auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Branchendienst dwdl.de  hatte berichtet, der Satiriker habe einen Vertrag über drei Jahre Laufzeit bis Ende 2025 unterschrieben. Dem Bericht zufolge würden nach der Weihnachtspause weitere Folgen des »ZDF Magazin Royale« vom Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld GmbH produziert.

So gerät auch Böhmermann selbst immer wieder in die Schlagzeilen: Vor wenigen Tagen hatte sein Magazin mit der Veröffentlichung von geheimen NSU-Berichten für großes Aufsehen gesorgt. Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) Hessen hat inzwischen Strafanzeige gestellt. Diese richtet sich nur gegen die unrechtmäßige Weitergabe der Dokumente und nicht gegen die Veröffentlichung. An der Veröffentlichung war auch die Plattform »Frag den Staat« beteiligt.

nil, mit Material von dpa

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