Reaktionen auf Böhmermanns Nuhr-Parodie »Der Cringe ist groß«

Jan Böhmermann ließ in seinem »ZDF Magazin Royale« die Comedians Dieter Nuhr, Lisa Eckhart und Luke Mockridge parodieren. Auf Twitter kriegen sich die verschiedenen Humorlager in die Haare.

Ganz am Anfang schaut eine Frau im gestreiften Pullover völlig irritiert zum Moderator der Sendung. Sie sieht aus, als würde sie sich fragen: »Wer ist das und was passiert hier gerade? Bin ich hier richtig?«

Völlig berechtigte Fragen, denn eigentlich hätte das »ZDF Magazin Royale« am Freitagabend ausgestrahlt werden sollen. Doch Moderator Jan Böhmermann stand nicht auf der Bühne, sondern saß im Publikum.

Er und sein Team nutzten das Format, um eine andere Comedyshow zu parodieren: »Nuhr im Ersten«. Durch die Sendung führte ein falscher Dieter Nuhr (Sebastian Rüger), Auftritte hatten weitere Comedians, die Comedians parodierten. Böhmermann machte es wie Joko und Klaas, die ihre Sendezeit immer wieder nutzen, um auf Missstände und mediale Schräglagen aufmerksam zu machen.

Böhmermann teilte gegen die eigene Zunft aus und thematisierte die von Kritikerinnen und Kritikern oft als »rechte« Comedy bezeichnete Nuhr-Sendung.  

So trat bei Böhmermanns »Nuhr im Zweiten« auch ein Falk MacAllister (gespielt wird er von »Soko«-Darsteller Philipp Lind) auf – in einer Parodie auf Luke Mockridge, dem sexuelle Gewalt vorgeworfen wurde.

Ebenso hatte Milli Probst (gespielt von Sophie Berger) als falsche Lisa Eckhart einen Auftritt. Sie sagte etwa, natürlich habe sie »nichts gegen Juden«. Eine Anspielung auf die richtige Eckhart, der in der Vergangenheit vorgeworfen wurde, sie bediene bei ihren Auftritten antijüdische Stereotypen. Die Komikerin selbst sieht sich zu Unrecht als Antisemitin dargestellt.

Ein migrantischer Comedian (Younes Al-Amayra in Anspielung auf Abdelkarim Zemhoute) machte sich über die Deutschen lustig, spielte auf die Nazizeit an, und plötzlich konnte niemand im Publikum mehr lachen. Es kamen Witze übers Gendern, die Deutsche Bahn, feministische Außenpolitik, Klimaaktivisten, das ganze Nuhr-Programm. Und: Immer wieder tosender Applaus, das Publikum überschlug sich vor Lachen.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer von »Nuhr im Zweiten« mögen sich sicher und hoffentlich gefragt haben: Wie kann das nur lustig sein? Warum lachen alle? Wie viele Anheizerinnen und Anheizer sitzen im Publikum? Bis klar wird: Das Publikum, das sind nur Anheizer, die auf Knopfdruck jubeln.

Der Zuschauer hat völlig recht, die Witze sind wirklich nicht lustig. Und genau darum geht es ja auch, um die Frage, ob Comedysendungen wie »Nuhr im Ersten« überhaupt noch witzig und zeitgemäß sind – oder ob sie nicht vielmehr Vorurteile über Randgruppen bedienen.

Ob das aber jeder kapiert, der sich die Parodie im ZDF anschaut, ist fraglich. Im Netz sind die User gespalten. Ist es richtig, diese Comedians so an den Pranger zu stellen?

»Noch nie wurden Lisa Eckhart und Dieter Nuhr so vorgeführt«, schreibt ein Nutzer und setzt aber ein »sehenswert« dazu.

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»30 Minuten reinste Folter!« Jan Böhmermann knöpfe sich Dieter Nuhr vor, »ohne Kommentar, ohne Erbarmen, ohne Pointen, zusammenhängende Sätze oder kohärenten Gedanken. Das Original als Konzentrat. Brillant gespielt und tapfer vom Saalpublikum ertragen«, schreibt ein anderer Nutzer.

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Und: »Ich finde, es war auch ein eindeutiger Spiegel ans Deutsche Publikum. Die schlechtesten Witze (alle über Minderheiten) kriegen die lautesten Lacher.«

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Ein User sieht die Parodie durch und durch kritisch: »Unglaublich wie der öffentlich rechtliche Rundfunk unsere Zwangsgebühren aus dem Fenster schmeißt. Versteht eigentlich jemand die Idee hinter #nuhrimzweiten?«

Oder: »Schau mal Jan, niemand lacht. Dein #nuhrimzweiten  war ein trauriger Versuch, dich auf dem Rücken von Kollegen zu profilieren und sie zu diskreditieren.«

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Aber: So sehr Böhmermann dem Ersten und den Comedians den Spiegel vorgehalten hat, wie fair ist es, sie nicht reagieren zu lassen? Dieter Nuhr hat sich bislang nicht zur Sendung geäußert. Lisa Eckhart ebenso wenig. Aber sie hat vermutlich in den vergangenen Jahren sowieso genug damit zu tun gehabt, sich wieder und wieder zu rechtfertigen.

»Der Cringe ist groß«, schreibt jemand auf Twitter. Und hier sind wir wieder beim Gesicht der Frau im gestreiften Pulli.

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Noch größer wird »der Cringe«, wenn sich nun niemand weiter dazu äußert.

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