Abschied vom Free-TV Jugendsender Joiz geht ins Insolvenzverfahren

Interaktives Fernsehen für die Zuschauer von 14 bis 29: Mit diesem Konzept ist der Sender Joiz angetreten. In Deutschland rechnet sich das Modell offenbar nicht. Der Sender wird zukünftig nur noch im Web-TV zu sehen sein. Schuld sei die Quotenerhebung.
Joiz-Moderatoren (Archivbild): Deutsche Abteilung verschwindet aus Free-TV

Joiz-Moderatoren (Archivbild): Deutsche Abteilung verschwindet aus Free-TV

Foto: DPA/ Joiz

Auf Augenhöhe mit der Zielgruppe zu sein, das ist der Anspruch der Macher des TV-Senders Joiz. Im Alter zwischen 14 und 29 Jahren sind die von Joiz angepeilten Zuschauer, und in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung lobt der Sendergründer Alexander Mazzara: "Wir wissen, dass Joiz Germany sein Publikum hat. Joiz-TV-Formate genießen vor allem im Web und in den sozialen Medien eine hohe Relevanz." Das zeige die Präsenz unter den Top Ten der deutschen Twitter-Trends.

Dennoch muss die Joiz GmbH, der deutsche Ableger des 2010 vom Start-up-Unternehmer Mazzara in der Schweiz gegründeten Senders, nun in ein Insolvenzverfahren eintreten. Die Joiz GmbH habe Antrag auf Sanierung zur Weiterführung des Unternehmens in Eigenverwaltung gestellt", teilte der Sender mit .

Man werde versuchen, möglichst viele der derzeit 65 Arbeitsplätze zu erhalten, die in Berlin-Friederichshain geschaffen wurden. Das Programm soll zwar zukünftig nicht mehr auf den herkömmlichen Free-TV-Kanälen ausgestrahlt werden, aber via Web-TV und IPTV werden auch weiterhin tägliche, eigenproduzierte, interaktive Sendungen sowie Serien gezeigt. Die Moderatoren, zu denen während der Fußball-WM auch die Spielerfrau Sila Sahin zählte, sind dabei selten älter als die Zielgruppe.

Seit dem Sendestart im August 2013 habe man ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen können für das Programm, bei dem der "Second Screen" ein aktiver Bestandteil ist: Die Zuschauer können mit Kommentaren und Fragen über soziale Netzwerke das Programm direkt beeinflussen. Mit einer Fernsehpreis-Nominierung für den Polit-Talk "Jung und Naiv" kam Joiz sogar schon zu unerwarteten Kritikerehren.

Dafür, dass das Geschäftsmodell der Werbefinanzierung in Deutschland - anders als in der Schweiz - gescheitert ist, macht man bei Joiz weniger die Quoten als vielmehr deren Erhebung verantwortlich. Bedauerlicherweise könne der "hohe Stellenwert bei der jungen Zielgruppe nicht in der Reichweiten- und Quotenmessung der GfK abgebildet werden", so Joiz-Chef Mazzara. Damit fehle die Größe, die für die Vermarktung des Free-TV-Senders und damit die Finanzierung notwendig" sei. Die Werbeumsätze seien klar unter den Erwartungen geblieben. Schon im Oktober hatte der Sender in einem Blogbeitrag  die in Deutschland übliche Quotenerfassungsmethode als unzureichend kritisiert.

feb

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