Umstrittene Äußerungen zu WDR-Berichterstattung "Totalen Quatsch verzapft"

"Wir sind angewiesen, ein bisschen pro Regierung zu berichten": Mit diesem Zitat irritierte eine WDR-Mitarbeiterin in einer Talkshow. Der Sender dementierte empört, der Journalistin selbst sind ihre Äußerungen inzwischen "ungeheuer peinlich".
Funkhaus des WDR in Köln: Entsetzt von den Vorgängen

Funkhaus des WDR in Köln: Entsetzt von den Vorgängen

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Oliver Berg/ picture alliance / dpa

Der Auftritt in einer niederländischen Talkshow hat eine deutsche Journalistin in schwere Erklärungsnot gebracht: Am Sonntag sprach die freie WDR-Autorin Claudia Zimmermann in der Sendung "De Stemming" des niederländischen Senders L1 einige Minuten über die Attacken in Köln in der Silvesternacht und die anschließende Medienberichterstattung.

"Wir sind ein öffentlich-rechtlicher Sender, das bedeutet, dass wir auf eine eher positive Art probieren, das Problem zu behandeln", sagte Zimmermann zur Berichterstattung des WDR - und legte nahe, dass die Inhalte des Senders auf Wünsche aus der Politik abgestimmt seien. Am Anfang sei die Berichterstattung, passend zu Merkels Willkommenskultur, sehr positiv gewesen. "Jetzt ist das gekippt, deshalb gibt es mehr kritische Stimmen zu hören, sowohl aus den öffentlich-rechtlichen Sendern, als auch aus der Politik."

Die Frage des Moderators, ob Anweisungen irgendwo festgeschrieben seien oder per Mail kämen, konnte Zimmermann dann nicht mehr klar beantworten. "Im Prinzip nicht, aber wir sind natürlich ein öffentlich-rechtlicher Sender, das heißt, es gibt verschiedene Kommissionen, die bestimmen, wie unser Programm aussehen muss. Und wir sind natürlich sehr wohl angewiesen, ein bisschen pro Regierung zu berichten."

Der WDR zeigte sich entsetzt von den Äußerungen, über die zuerst der "Tagesspiegel" berichtet hatte , und distanzierte sich in einem Statement: "Das entspricht in keiner Weise der Haltung, den Werten und dem Programmauftrag des Unternehmens", so Unternehmenssprecherin Ingrid Schmitz. Die Berichterstattung des WDR erfolge nach "höchsten journalistischen Standards" - ausgewogen und unabhängig.

Auch Zimmermann selbst nahm ihre Aussagen laut WDR zurück: "Ich habe an dieser Stelle Unsinn geredet. Unter dem Druck der Live-Situation in der Talkrunde habe ich totalen Quatsch verzapft. Mir ist das ungeheuer peinlich. Denn ich bin niemals als freie Journalistin aufgefordert worden, tendenziös zu berichten oder einen Bericht in eine bestimmte Richtung zuzuspitzen."

eth
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