Kurt Krömer im »Spitzengespräch« »Scholz ist eine Schnarchnase«
Markus Feldenkirchen: »Wann kann man sich selber sicher sein: Das was mich da gerade plagt, das ist eine Depression? Ich glaube, das fragen sich viele. Also habe ich jetzt nur einen schlechten Tag, habe ich einen dauerhaft schlechten Tag? Wie hast du das gemerkt? Was muss da zusammenkommen, dass man sich sicher sein kann: Ich habe eine Depression?«
Kurt Krömer: »Also, du unterscheidest ja Depression in leicht, mittel und schwer. Also eine leichte Depression, die kannst du beheben, indem du einmal in der Woche eine Therapie machst, eine Stunde. Bei einer mittleren Depression ist es so, dass du einmal eine Woche Therapie machst, plus Antidepressivum. Bei einer schweren Depression ist es so, dass du eigentlich sofort in die Klinik musst, weil du lebensunfähig bist. Bei mir war es zum Schluss zum Beispiel so, dass ich komplett lebensunfähig war, dass ich dachte, jetzt kann eigentlich nur noch sterben kommen.«
Markus Feldenkirchen: »Was heißt das? Wie sahen so dunkle Tage da bei dir aus?«
Kurt Krömer: »Dass ich morgens aufgestanden bin und schon morgens kein Bock hatte, aufzustehen. Also, dass ich morgens nach dem Aufstehen, obwohl ich fit war, obwohl ich lange geschlafen habe, dachte, hoffentlich ist bald wieder Abend und ich kann mich wieder hinlegen. Die Symptome bei mir zum Beispiel waren Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, dieses andauernde schwarze Jalousien vorm Kopf zu haben. Und ich hab einfach nur noch gelegen zum Schluss. Also ich dachte wirklich, es kann jetzt eigentlich von diesem Zustand nur in den Tod übergehen oder die gute Fee kommt, haut mir etwas über den Kopf und ich bin wieder gesund.«
Markus Feldenkirchen: »Neulich hat der SPD Politiker Michael Roth im SPIEGEL öffentlich gemacht, dass er unter einem Burnout leidet, dass er sich auch mal zurückziehen müsse. Wie wichtig glaubst du ist das, dass Personen des öffentlichen Lebens auch aus der Politik, wo es eine besondere Angst davor gibt, Schwäche zu zeigen, dass die über das, was natürlich ist, auch öffentlich sprechen.«
Kurt Krömer: »Finde ich sehr wichtig, passiert aber nicht. Das jetzt mal ein Politiker, das freut mich. Also jetzt nicht, dass er jetzt einen Burnout hat, aber dass er öffentlich damit umgeht. Aber in der Politik über Schwäche zu sprechen ist wie in der Bundesliga darüber zu sprechen, dass man schwul ist, glaube ich. Das würden viele sich wünschen und sagen, ist doch heutzutage kein Problem mehr. Kevin Kühnert hatte das glaube ich mal im Podcast gesagt, dass er gesagt hat, das geht einfach nicht, du kannst als Politiker nicht über Schwächen sprechen und war ein bisschen enttäuscht von Herrn Kühnert, weil ich dachte, du wärst doch eigentlich der Typ. Auch ihm wünsche ich jetzt keine Krankheit, aber er wäre der Typ, der sagt: Pass mal auf, wenn es mir zu viel ist, dann sag ich das einfach. Und das würde ich mir von Politikern auch wünschen, dass sie sagen: Ich kann nicht mehr, ich bin einfach krank. Bei dem Buch zum Beispiel ist es jetzt so, dass ich jetzt gesagt hat: Also bis ich tot in die Kiste falle, werde ich öffentlich über Depressionen sprechen. Weil ich das Gefühl habe, das erste Mal in meinem Leben, dass es wirklich sinnvoll ist und dass es auch sehr, sehr, sehr authentisch ist. Also, dass man jetzt aufgrund des Buches nicht sagen kann, der Krömer ist ein Scharlatan, der war ja gar nicht depressiv oder der weiß ja gar nicht, wie das aussieht. Also von daher ist das die gute Tat, die ich gerne leisten würde, die nächsten Jahrzehnte.«
Markus Feldenkirchen: »Glaubst du im Rückblick, dass deine Alkoholabhängigkeit auch etwas mit der Alkoholabhängigkeit deines Vaters zu tun hatte?«
Kurt Krömer: »Ja, also bei uns in der Familie wurde schon gut getrunken. Also da bist du eher aufgefallen, wenn du nichts getrunken hast. Also dieses klassische Ding, also jetzt, heute, weiß das ja, mein Freundeskreis, die Fans wissen das. Aber ich kann mich noch an Tage erinnern, wo du dann nichts getrunken hast und dann gefragt worden bist: Was ist denn los? Bist du krank oder machst du mal eine Pause? Also da wäre nie einer drauf gekommen, dass man davon auch süchtig werden kann, dass das eine Krankheit ist, die man da entwickelt. Und ja, die Familie hat das schon. Wie mit dem Rauchen auch. Bei uns, früher war es ja normal, dass geraucht worden ist im Wohnzimmer, in der Küche, in der gesamten Wohnung. Und irgendwann greifst du halt selber zu.«
Markus Feldenkirchen: »Wie war der Vater, als er getrunken hatte?«
Kurt Krömer: »Also mein Vater war leider, irgendwie gehört zu der Gattung, die dann immer aggressiv geworden ist, also unausstehlich, eklig, widerlich, ganz unangenehm. Aber es gibt ja die Leute, die werden dann fröhlich, die gackern rum so, die sind mir bis heute sehr sympathisch. Aber die Leute, die dann so abrutschen und dann böse werden oder rumstänkern oder sich dann wie mein Vater dann halt, der hat sich ja dann oft geprügelt, auch so. Also das war grausam.«
Markus Feldenkirchen: »War das bei dir ähnlich als du einen drin hattest?«
Kurt Krömer: »Bei mir war es, ich war sehr fröhlich. Ich war dann sehr, sehr extrovertiert, habe auf Tischen getanzt und konnte so eine Kneipengesellschaft gut in Stimmung bringen, was sonst nüchtern überhaupt nicht meine Art ist. Also nüchtern würde ich jetzt nicht irgendwo auf den Tisch springen und herumtanzen oder 30 Leute in einer Kneipe irgendwie unterhalten, da bin ich mehr introvertiert. Und zum Schluss war es einfach, da war die Depression so stark, dass man gemerkt hat, hier stimmt irgendwas nicht. Also dieses Wegspülen mit Alkohol, die schlechte Laune wegspülen mit Alkohol, hat irgendwann nicht mehr funktioniert.«
Markus Feldenkirchen: »Das sind Drops, die sind wirklich extrem sauer, also das halten nicht alle aus. Ich beginne einen Satz, du musst den halbwegs sinnvoll, also sofern das möglich ist, vervollständigen. Wenn du aber auf das Thema oder die Frage keinen Bock hast, setzt du einfach aus, nimmst dafür einen unserer Monsterdrops. Wenn ich mich zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz als Bundeskanzler entscheiden müsste...«
Kurt Krömer: »Ich esse diese Drops nicht, das schwöre ich dir. Ich finde die beide unmöglich. Scholz ist eine Schnarchnase, das gefällt mir überhaupt nicht. Da sind wir wieder an dem Punkt, dass ich mir wünschen würde bei Scholz, der sagt: Pass mal auf, ich weiß jetzt auch nicht, wie es weitergeht. Ich hab jetzt hier aber Fachleute, Fachfrauen um mich rum und wir gucken mal. Aber jetzt zu diesem Moment weiß ich nicht, was jetzt zu tun ist. Und er kommt immer unheimlich arrogant rüber. Wo ich so denke, hältst du uns alle für doof oder was? Das ist ein bisschen, wie mit den Eltern, die Gespräche verstummen dann, wenn die Kinder kommen oder psst, reden wir morgen weiter. So komme ich mir ein bisschen vor. Und ich meine, ich gehe jetzt auf die 50 zu. Ich bin ja nicht mehr in der Kita oder in der Grundschule. Und bei Merz, wenn man jetzt sagt, wir tauschen das jetzt um, Merz ist jetzt Bundeskanzler, fände ich es auch schlimm. Uns fehlen die Leute, das ist genauso wie in Frankreich, dass ich dann denke, es gibt doch nicht nur zwei Franzosen. Muss denn immer zwischen Macron und der blonden Hexe stattfinden, diese Präsidentschaftswahl? Wo ich mir denke: wo sind denn die Leute?«
Markus Feldenkirchen: »Wer wäre denn dein idealer Kanzler oder Kanzlerin?«
Kurt Krömer: »Also, wenn ich es entscheiden könnte, also wenn du jetzt die Frage gestellt hättest Scholz, Merz oder Habeck, dann würde ich sagen Habeck. Habeck ist der, jetzt nicht, weil ich die Grünen so toll finde, aber Habeck ist der, der am besten erklärt, was Phase ist gerade. Wo ich das Gefühl habe, der sagt gerade, er macht gerade eine ehrliche Ansage. Weil dieses: Wählt mich und dann wird alles gut Ding. Ich glaube, davon müssen wir uns verabschieden. Ich möchte auch keine Politiker mehr auf Marktplätzen sehen, die mir Luftballons schenken oder Rosen. Die kannste dir wirklich an den Hut klatschen.«
Markus Feldenkirchen: »Wenn ich Gerhard Schröder zu Gast in meiner Sendung hätte, wäre meine erste Frage...«
Kurt Krömer: »Wo kommen Sie gerade her? Aus welchem Land? Auch eingeladen, wir laden die ja alle ein. Wir sind ja so größenwahnsinnig, dass wir alle einladen. Aber Herr Schröder hat, ich glaube, er hat nicht mal abgesagt.«
Markus Feldenkirchen: »Der oder die unlustigste deutsche Comedian ist...«
Kurt Krömer: »Na das sage ich nicht, das ist ja vermessen, jeder hat seinen Geschmack.«
Markus Feldenkirchen: »Na dann haben wir doch.«
Kurt Krömer: »Ach so!«
Markus Feldenkirchen: »Kann was, ne?«
Kurt Krömer: »Ich habe jetzt so fünf ganz, ganz schlechte Comedians im Kopf, wo ich denke, vielleicht nenne ich einen davon und spucke dann aus.«
Markus Feldenkirchen: »Dass ich noch einmal depressiv werde...«
Kurt Krömer: »Interessiert mich jetzt nicht, weil ich sag immer, das ist was für Depressive. Jetzt den ganzen Tag sich darüber Gedanken zu machen, ob ich jetzt wieder depressiv werde oder nicht. Wenn ich depressiv werden sollte, weiß ich, wo ich hingehen muss und dann würde ich mich dann darum kümmern, wenn es soweit ist.«