Talkshowlegende Larry King ist tot

Er interviewte Stars und Präsidenten und war jahrzehntelang einer der profiliertesten Talkshowgastgeber der USA. Jetzt ist Larry King im Alter von 87 Jahren nach einer Covid-Erkrankung gestorben.
Talklegende Larry King (2013)

Talklegende Larry King (2013)

Foto: GUS RUELAS / REUTERS

In einer sagenhaften, mehr als sechs Jahrzehnte überspannenden Karriere als Radio- und TV-Journalist wurde Larry King zu einer der bekanntesten und profiliertesten Talkshowpersönlichkeiten der USA. Allein in seiner von 1985 bis 2010 ausgestrahlten Late-Night-Show »Larry King Live«, die beim Nachrichtensender CNN lief, interviewte er Tausende von Prominenten und Politikern, darunter Ex-Präsidenten wie Richard Nixon, Gerald Ford und Barack Obama. Er war berühmt für seinen präzisen, nüchternen Fragestil.

Wie CNN am Samstag unter Berufung auf Kings Sohn meldete, verstarb Larry King jetzt im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles, Kalifornien.

Anfang Januar war er mit einer Covid-19-Erkrankung in das Hospital eingeliefert worden, King litt seit Jahren an gesundheitlichen Problemen, darunter ein Schlaganfall, eine Krebserkrankung und Diabetes. Die Nachricht seines Todes hatte am Samstag zunächst Kings Twitteraccount mit einem Statement seines eigenen News-Unternehmens Ora Media verbreitet, wo King zuletzt in den Shows »Larry King Now« und »Politicking with Larry King« zu sehen war.

Selfmademann mit Stargästen

King wurde 1933 als Lawrence Harvey Zeiger in Brooklyn, New York geboren, seine Eltern waren aus Osteuropa eingewanderte orthodoxe Juden. Nach dem Highschool-Abschluss half er seiner Mutter beim Verdienen des Lebensunterhalts der Familie, sein Vater starb früh an einem Herzinfarkt. King ging nicht aufs College und belegte in seinem Leben nie einen Journalistik-Kurs, er war ein Selfmademann, der sich in den Siebzigerjahren über Stationen in Miami, Florida und Washington, D.C., zum Gastgeber einer der ersten landesweit ausgestrahlten Radiotalkshows hocharbeitete.

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Larry King – König der Warum-Fragen

Foto: Shayna Brennan / AP

King lebte in Washington und sendete täglich seine Radioshow, als ihm CNN-Gründer Ted Turner vorschlug, eine abendliche, einstündige Talksendung im TV zu übernehmen. »Larry King Live« ging am 1. Juni 1985 auf Sendung und lief bis zum 18. Dezember 2010, was King einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde für die Show mit der längsten Laufzeit, dem immer gleichen Gastgeber und einer über 25 Jahre unveränderten Startzeit einbrachte: 21 Uhr.

Rund 50.000 Gäste empfing King laut CNN allein in seinen 6000 Sendungen bei dem Sender. Er interviewte den medienscheuen Schauspieler Marlon Brando ebenso wie Mitglieder der Beatles, Frank Sinatra, Lady Gaga oder den Rapper Snoop Dogg. 1995 brachte King mit dem Palästinenserchef Jassir Arafat, Jordaniens König Hussein II. und Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin sogar die drei damaligen Hauptprotagonisten des Nahost-Konflikts vor die Kamera.

Mehrfach sprach er den russischen Staatschef Wladimir Putin und natürlich auch den damaligen Immobilienmogul und späteren US-Präsidenten Donald Trump, Hollywoodstars wie George Clooney, Spitzensportler und Entertainmentgrößen. Sein praktisch immer gleiches Outfit, Hornbrille, Hemd und Hosenträger, wurde zu Kings Markenzeichen. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war King eine solche Instanz in der US-Öffentlichkeit, dass sich jede Person, der zu ihm in die Sendung kam, sich ihrer nationalen Bedeutsamkeit und Relevanz sicher fühlen durfte. Für seine Interviews wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter zwei Peabody Awards und einen Emmy.

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King zeichnete sich dadurch aus, sein Ego als TV-Persönlichkeit stets zurückzuhalten. Er vermied anbiederndes Verhalten oder Höflichkeitsfloskeln und beschränkte sich auf konzentriertes Nachfragen. »Ich versuche, nur Fragen zu stellen, die aus einem oder zwei Sätzen bestehen«, sagte er einmal, »wenn es drei Sätze braucht, dann ist es eine schlechte Frage.« Auch auf das Wort »ich« verzichtete er in seinen Fragen, er hielt es für irrelevant in einem Interview. Er sei nie angetreten, um einen Gesprächspartner bloßzustellen oder zu beleidigen, erklärter er 2010 in einem Interview. »Ich bin da, um zu lernen.«

Nach seinem Abschied von CNN gründete King 2012 mithilfe des mexikanischen Milliardärs und Medienunternehmers Carlos Slim seinen Pay-TV-Sender. »Mit tiefer Traurigkeit gibt Ora Media das Ableben unseres Mitbegründers und Freundes Larry King bekannt«, schrieb das Unternehmen am Samstag in einer offiziellen Botschaft. Viele Kollegen und Weggefährten zeigten sich am Samstag bestürzt über Kings Tod. Craig Ferguson, selbst preisgekrönter Talkshow-Host beim Sender CBS, schrieb auf Twitter, King habe ihm »so viel beigebracht. He was a true mensch«.

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King war in seinem Leben achtmal verheiratet und wurde Vater von fünf Kindern, zwei davon starben vor ihm. 1997 heiratete er seine siebte Frau, die Ex-Sängerin und TV-Moderatorin Shawn Southwick, in einem Krankenhauszimmer in Los Angeles drei Tage vor einer Herzoperation. Schon 1987 hatte er einen Herzinfarkt erlitten und gab bald danach das Rauchen auf. Zuvor hatte King bis zu drei Schachteln Zigaretten pro Tag geraucht.

In seinem 2011 veröffentlichten Buch »Truth Be Told« erinnerte sich King an die Planung seiner letzten CNN-Show. Ein Radiomoderator kam ihm in den Sinn, der zu seinem eigenen Abschied gesagt hätte, er habe alle Fragen gestellt und alle Antworten gehört. »Ich nicht«, schrieb King. »Nach 53 Jahren fallen mir immer noch Fragen ein.«

bor/Reuters/dpa

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