

Die "Lindenstraße" wird nach über 35 Jahren nicht fortgeführt. Das gab der WDR am Freitagmittag bekannt. Die Fernsehprogrammkonferenz der ARD habe sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Vertrages mit der Produktionsfirma von Serienschöpfer Hans W. Geißendörfer ausgesprochen. Die letzte Folge der sonntäglichen Serie werde im März 2020 im Ersten ausgestrahlt, heißt es in der Pressemitteilung.
Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, sagte, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht: "Doch wir müssen nüchtern und mit Bedauern feststellen: Das Zuschauerinteresse und unsere unvermeidbaren Sparzwänge sind nicht vereinbar mit den Produktionskosten für eine solch hochwertige Serie."
Herres dankte ausdrücklich Hans W. Geißendörfer, der "als Vater der 'Lindenstraße' Fernsehgeschichte geschrieben" habe. Ihm und seiner Nachfolgerin Hana Geißendörfer sowie allen Mitwirkenden gälten Respekt und Dank. Auch Jörg Schönenborn, WDR-Fernsehdirektor, lobte das Team der wöchentlichen Serie. Alle Beteiligten könnten stolz darauf sein, etwas geschafft zu haben, was keiner anderen deutschen Serie gelungen sei: "über Generationen hinweg mitten aus dem Alltag der Menschen heraus große gesellschaftliche und politische Themen abzubilden".
Schönenborn äußerte zudem Verständnis, dass Kostengründe zum Aus der Serie geführt hätten. "Wir sind der Gemeinschaft der ARD dankbar, dass sie die 'Lindenstraße' über Jahrzehnte mitgetragen hat und bedauern, dass sie keine Möglichkeit mehr sieht, die Serie fortzuführen. Gleichzeitig verstehen wir, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der ARD geändert haben und Produktionen neu bewertet werden müssen."
Die "Lindenstraße" war am 8. Dezember 1985 gestartet. Die Außenkulisse der "Lindenstraße" ist 150 Meter lang und befindet sich auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd. Für die Dreharbeiten stehen ständig rund 100.000 Requisiten zur Verfügung. Hunderte Schauspieler und Zehntausende Komparsen waren bisher zu sehen. Viele Darstellerinnen und Darsteller hielten der Serie über Jahrzehnte die Treue. Für Schlagzeilen sorgte deshalb zuletzt der Ausstieg von Joachim Luger, dem Darsteller von Hans Beimer.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Heile Serienwelt? Bei aller Heimeligkeit traute sich die "Lindenstraße" immer auch an gesellschaftspolitisch relevante Themen wie Homosexualität heran.
Ausgedacht hat sich die Serie Hans W. Geißendörfer. Seine Produktionsfirma verantwortete die Serie, auch nachdem Geißendörfer an seine Tochter Hana übergeben hatte.
Mit den Beimers (hier ein undatiertes Szenenfoto mit Marie-Luise Marjan, Joachim Hermann Luger, Ina Bleiweiß, Christian Kahrmann und Moritz A. Sachs) schuf er eine der bekanntesten deutschen Fernsehfamilien überhaupt.
Viele Darstellerinnen und Darsteller blieben der Serie über Jahrzehnte hinweg treu: Hier die Beimers Helga, Klaus und Hans in einer Folge aus dem Jahr 2017.
Wenn ein Darsteller doch einmal ausstieg, wie zuletzt etwa Joachim Luger (hier in seiner letzten Folge "Die Ruhe nach dem Sturm"), sorgte das zuletzt für mehr Aufsehen als die Serie selbst.
Zum 30. Jubiläum im Jahr 2015 hatte der WDR seinem Dauerbrenner eine Live-Ausstrahlung gegönnt. Für 2020 kündigte er nun ein aufsehenerregendes Finale an.
Hansemann und Helga: So lernten die deutschen Fernsehzuschauer Joachim Hermann Luger kennen - als stets sorgengeplagten Familienvater Hans Beimer in der ARD-Serie "Lindenstraße", wo er seit der ersten Folge 1985 zum Ensemble gehörte (hier mit Marie-Luise Marjan).
1988 verließ Hans Beimer seine "Taube" Helga für die jüngere Nachbarin Anna Ziegler (Irene Fischer).
Zuletzt musste Hans Beimer eine Parkinson-Erkrankung ertragen. Für die Folge vom 2. September ist der Tod der Figur angekündigt. Denn ihr Darsteller Joachim H. Luger will mit bald 75 Jahren "noch einmal Neues wagen, einfach freier in meinen Möglichkeiten und Entscheidungen sein", wie der WDR mitteilt.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden