

Dirty Harry steht so schnell nicht wieder auf. Das prophezeit ein Mann, der Harald Schmidt jahrelang auf dem Weg nach oben begleitet hat und mit ihm die Hochzeit seiner Karriere erlebte: Manuel Andrack, 46, der langjährige TV-Partner und Redaktionsleiter des kürzlich von Sat.1 entsorgten Entertainers.
Auf die Frage, ob er an ein baldiges Comeback seines Ex-Chefs glaubt, sagt Andrack im aktuellen SPIEGEL: "Welcher Sender sollte ihn denn noch nehmen?" Seine prägnant formulierte Begründung: "Wenn einer mit so großem Bohei zu Sat.1 zurückkehrt und schon wenige Monate später den Stecker gezogen bekommt, dann war's das erst mal."
Ein anderer wichtiger Wegbegleiter Harald Schmidts gibt sich in dieser Frage wesentlich optimistischer. Herbert Feuerstein, 74, war Anfang der neunziger Jahre Schmidts Partner und Prügelknabe in der ARD-Show "Schmidteinander". Er hält im SPIEGEL-Gespräch mit Andrack dagegen: "Schmidt kommt wieder. Er ist der ewige Entertainer. Das lastet wie ein biblischer Fluch auf ihm. Der kann gar nicht aufhören." Seine Prognose lautet sogar: "Schmidt ist imstande und kommt aus der Kanalisation heraus und macht eine Sendung, von der noch niemand etwas ahnt."
Schmidt haut im Jaguar ab
Was die Zukunft von Schmidt angeht, sind sich die beiden ehemaligen Sidekicks also komplett uneinig, in der Beurteilung des Charakters und des Verhaltens des Entertainers nicht unbedingt - beide teilen, trotz aller Komplimente, ordentlich aus. Feuerstein etwa sagt über Schmidt: "Er ist niemand, der von Natur aus fleißig wäre. Ehrlich gesagt ist er sogar verdammt faul." Andererseits halte er Schmidt zugute, dass er sich immer durchgesetzt habe: "Er ging vor wie ein afrikanischer Diktator." Was als Lob zu verstehen ist. Aber eben nicht nur.
Mit Diktatoren ist bekanntlich selten zu spaßen, insbesondere dann, wenn sie ihre Macht zu verlieren drohen oder sich vormaliger Günstlinge entledigen. Davon weiß Manuel Andrack zu berichten. Er erinnert sich an die Trennungsphase von Harald Schmidt: "Das letzte halbe Jahr unserer Zusammenarbeit war nicht mehr lustig. Außerhalb der Konferenzen sind wir uns kaum noch begegnet. Schmidt hat sich in seinem Büro eingeschlossen. Oder er ist in seinem Jaguar nach Hause abgehauen oder sonstwo hin."
Vielleicht ein kleiner Trost für Manuel Andrack: Er war offenbar nicht der einzige, dem es so ging. Auch vor seinem kurzzeitigen Co-Moderator Oliver Pocher habe Schmidt sich irgendwann versteckt, so erzählt es zumindest Andrack. Seine Begeisterung für Pocher sei nach sechs Wochen vorbei gewesen. "Ich glaube, dass die Zeit mit Pocher für ihn traumatisch war", so Andrack. Schmidt sei sauer auf sich selbst gewesen, "weil er die Pleite nicht hat kommen sehen".
Glaubt man Andrack, hat Schmidt mit derlei narzisstischen Kränkungen wohl besonders zu kämpfen, denn an einem unterentwickelten Ego leidet er offenbar nicht: Er halte sich "für den größten Moderator aller Zeiten", so Andrack. "Deshalb hat es ihn gewurmt, dass er nie 20 Millionen Zuschauer vorm Fernseher versammeln konnte wie Thomas Gottschalk mit 'Wetten, dass..?'."
Das immerhin dürfte Diktator Schmidt trösten - auch Gottschalk hat ja bekanntlich die Gunst der Massen verloren.
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Aus ganz frühen Tagen: Schmidts Karriere nahm richtig Fahrt auf mit "Schmidteinander" im WDR, das er gemeinsam mit Herbert Feuerstein moderierte. Der sagt heute über Schmidt: "Er ist niemand, der von Natur aus fleißig wäre. Ehrlich gesagt ist er sogar verdammt faul."
Und noch ein Feuerstein-Zitat aus dem aktuellen SPIEGEL über Schmidt: "Er ging vor wie ein afrikanischer Diktator." Was wohl als Lob zu verstehen ist. Aber eben nicht nur.
Late-Night-Talker Harald Schmidt: Am 3. Mai ist er zum letzten Mal in seiner Show auf Sat.1 zu sehen.
Danke! Das werden vermutlich auch viele Zuschauer sagen. Schmidt bei der "Bambi"-Verleihung 2007.
Feuerstein, der ehemalige Prügelknabe des Groß-Entertainers, ist überzeugt: "Schmidt kommt wieder. Er ist der ewige Entertainer."
Der Anfang: 1995 startet die Late-Night-Show bei Sat.1 - Schmidt präsentiert sich vor dem Kölner Kino Capitol, dem ersten Studio für seine fortan tägliche Sendung.
Bis zum vorläufigen Ende seiner Show auf Sat.1 im Dezember 2003 lief Schmidt zur Hochform auf. Zitat aus seiner letzten damaligen Sendung: "Rudi Völler - Prolet - kommt aber an."
Bereits bei der ARD fuhr Schmidt in den vergangenen Jahren miserable Quoten ein - der Wechsel im vergangenen September zu Sat.1, wo er bereits von 1995 bis 2003 nachts talkte, sollte auch den Erfolg von damals zurückbringen.
Manuel Andrack, seit ein paar Jahren als Wanderautor unterwegs, sagt, Schmidt halte sich "für den größten Moderator aller Zeiten".
Schmidt mit Oliver Pocher, den er 2007 als Co-Moderator in seine Sendung geholt hatte. 2009 war dann Schluss für das Duo. Manuel Andrack zu dieser Phase: "Ich glaube, dass die Zeit mit Pocher für ihn traumatisch war". Schmidt sei sauer auf sich selbst gewesen, "weil er die Pleite nicht hat kommen sehen".
Küsschen für die Ex vom Ex: Schmidt, damals noch in der ARD zu sehen, leckt Monica Ivancan Brausepulver aus dem Bauchnabel - das Model war wiederum mit Pocher liiert.
Nebenjob: Die letzten Jahre schien sich Schmidt auf Theaterbühnen oftmals wohler als vor Fernsehkameras zu fühlen. Hier ist ein Auftritt im Berliner "Hamlet"-Musical aus dem Jahr 2009 zu sehen und...
...hier Schmidt in der Rolle des Volpone in dem gleichnamigen Stück.
Immer wieder gern: Die NS-Vergangenheit und der bisweilen verkrampfte Umgang der Deutschen damit war ein beliebtes Thema für den auch vom Feuilleton geliebten Entertainer.
Aus für Schmidt: Nicht einmal ein Jahr nach seiner Rückkehr zu Sat.1 muss er gehen. Andrack dazu: "Welcher Sender sollte ihn denn noch nehmen?" Seine prägnant formulierte Begründung: "Wenn einer mit so großem Bohei zu Sat.1 zurückkehrt und schon wenige Monate später den Stecker gezogen bekommt, dann war's das erst mal."
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