Maren Kroymann in der ARD "Ich fürchte, Sie sind AfD-positiv"

Maren Kroymann
Foto: Radio BremenEin Lachen, das piekt und einen in die Seite stupst: Vielleicht ist das die einzige Art von kichriger Belustigung, die heute nicht aus der Zeit gefallen, irgendwie unangemessen und leicht stumpf eskapistisch wirkt. Auch in der neue Staffel ihres Sketch-Satireformats, die heute Nacht startet, spürt man in den besten Sketchen von Maren Kroymann schon im Lachen auch nagendes Unbehagen. Das dafür sorgt, dass man es sich nicht zu wohlig sein lässt, ohne ins bitter Moralinsaure zu kippen, und das ist ein seltene Kunst.
Wenn eine ihrer Figuren mit sensationeller Strengfraufrise ein Seminar für Führungskräfte gibt, in dem sie lernen sollen, wie sie nach #MeToo ihren "natürlichen Chauvinismus in gesunde, rechtlich unbedenkliche Bahnen" lenken können, sind die Pointen der praktischen Übungen zwar nicht völlig unvorhersehbar, aber so gut gesetzt und nuanciert, dass sie trotzdem witzig sind. Im Seminarraum sitzen dabei zwar vor allem, aber nicht ausschließlich, Männer: Machtmissbrauch sei nämlich nicht geschlechterexklusiv.

Maren Kroymann in ihrer Sketchshow
Foto: Radio Bremen/ Joseph StrauchThemenmäßig sei für eine Satirikerin gerade mächtig viel Druck auf dem Kessel, ächzt Kroymann in der Auftaktszene, in der sie sich selbst spielt, eine rackernde, ältere Fernseharbeiterin, von der die ARD denke, sie sei schon Ende 60, dabei habe sie doch in Wahrheit gerade mal die Mitte 40 erreicht: Trump, AfD, Feminismus, so viele Themen gäbe es gerade dringend zu verarbeiten. Sie streift die meisten, ohne das wie eine abzuarbeitende Spottziel-Liste aussehen zu lassen, diagnostiziert als Ärztin bei einem Patienten mit plötzlich auftretender Intoleranz eine akute Filterblasenentzündung - und Schlimmeres: "Ich fürchte, Sie sind AfD-positiv." - "Ist das tödlich?" - "Leider nein."
Kroymann macht vieles richtig, bei dem ihre Kolleginnen und Kollegen oft in den Überwitzelungsnapf tappen: Wenn sie eine ältliche Frau spielt, die als Seniorenstubenhockerin immer noch nicht zu Hause ausziehen will, oder als altersresolute Brigitte Macron ihrem jüngeren Präsidentengatten sein Playstation-Zimmer wegnehmen will, ist das keine plumpe Selbststigmatisierung in Ulkpanade, kein einfallsloses "Hihi, ich bin alt, ist das nicht komisch?". Schade, dass das Erste dieses Format auf einen mitternächtlichen Sendeplatz verräumt. Da schläft man schließlich auch dann schon längst, wenn man tatsächlich erst Mitte 40 ist.