Nach Kritik n-tv und N24 stoppen türkische Werbekampagne

Die politische Lage habe sich "grundlegend verändert": Die Fernsehsender n-tv und N24 haben beschlossen, Werbespots eines türkischen Wirtschaftsverbands, unter anderem mit Lukas Podolski, nicht mehr auszustrahlen.
Ausschnitt aus Türkei-Werbeclip mit Lukas Podolski

Ausschnitt aus Türkei-Werbeclip mit Lukas Podolski

Foto: TIM

Lukas Podolski grinst in dem Werbeclip gewohnt breit in die Kamera: "Ich habe meine eigene Geschichte des Glücks hier geschrieben."

Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Berlin und Ankara haben die Nachrichtensender n-tv und N24 jetzt beschlossen, diesen und weitere Werbespots eines türkischen Verbandes für den Wirtschaftsstandort Türkei nicht mehr auszustrahlen.

Sprecher beider Sender sagten den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass der Spot mit dem Fußballprofi, der zwischen 2015 und 2017 für Galatasaray Istanbul spielte, als auch weitere Werbevideos mit Türkei-Chefs diverser Weltkonzerne gestoppt würden.

Die Spots hatten in sozialen Netzwerken Verwunderung und Unmut ausgelöst; sie liefen auch im Vorfeld und nach der Pressekonferenz, in der Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) angesichts der Lage in der Türkei vor Investitionen in das Land gewarnt hatte:

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Die Spots waren seit Mitte Juni ausgestrahlt worden. Die RTL-Tochter IP Deutschland, Vermarkter von n-tv, sagte, die politische Lage habe sich grundlegend verändert. Daher sei eine weitere Ausstrahlung der Kampagne nicht sinnvoll. Eine Sprecherin von N24 sagte, zwischen Programm und Werbung werde getrennt. Es sei dem Sender aber auch wichtig, das Publikum in Anbetracht der neuesten Entwicklungen nicht zu irritieren.

Bereits am Wochenende hatte eine Anzeige des türkischen Verbands "The Union of Chambers and Commodity Exchanges of Turkey" in der "Süddeutschen Zeitung" für Protest gesorgt - in ihr wurde der gescheiterte Putschversuch von 2016 - ganz auf Linie der Argumentation von Präsident Erdogan - als "Sieg der Demokratie über den Terror" bezeichnet.

Gabriel hatte am Donnerstag eine "Neuausrichtung" der deutschen Politik gegenüber der Türkei angekündigt, das Auswärtige Amt verschärfte die Reisehinweise für das Land. Außerdem sollen staatliche Bürgschaften bei Investitionen deutscher Unternehmer in der Türkei auf den Prüfstand kommen. Auch die Brüsseler Finanzhilfen für den EU-Beitrittskandidaten Türkei sollen überdacht werden. Anlass für die Maßnahmen sind die jüngsten Inhaftierungen von Menschenrechtsaktivisten in der Türkei, darunter ist auch der Deutsche Peter Steudtner.

eth/AFP
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