Nach Kerkelings Absage
Wer erbt den "Wetten, dass..?"-Thron?
Fernseh-Deutschland hing an seinen Lippen - doch vergebens. Hape Kerkeling hat auf der "Wetten, dass..?"-Couch von Thomas Gottschalk abgelehnt, die ZDF-Show zu übernehmen. Wer könnte den Thron des Samstagabend-Königs erben? SPIEGEL ONLINE präsentiert die aussichtsreichsten Kandidaten.
Kaum eine Frage beschäftigt die TV-Nation so sehr wie diese: Wer wird Thomas Gottschalks Nachfolger bei
"Wetten, dass..?" und damit Chef-Unterhalter der Republik? Na gut, da gibt es noch die zerbrechende Währung, den hereinbrechenden Herbst und irgendwo ganz weit weg ein schmurgelndes Atomkraftwerk - aber das ist alles unwichtig gegen die Frage, wer ab 2012 die vertrauten Worte "Top, die Wette gilt!" sprechen darf, während von den Großeltern bis hinunter zu den Enkeln die Familie einträchtig vor dem Fersehgerät versammelt ist.
Seit 1987 moderierte
Thomas Gottschalk die Sendung mit Prominenten, Baggern und prominenten Baggern zwar nicht stets zu allseitiger Zufriedenheit, aber doch verlässlich - bis ein Schatten sich über die Unbeschwertheit des Blondgelockten legte: Am 4. Dezember 2010
verunglückte der 23-Jährige Wett-Kandidat Samuel Koch vor laufenden Kameras bei dem Versuch, mit Sprungfederstelzen über fahrende Autos zu springen. Seither ist er querschnittsgelähmt. Und Thomas Gottschalks Tage bei "Wetten, dass..?" sind gezählt.
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Multitalent Kerkeling: Heiliges Hannilein
In der Sendung am 12. Februar 2011 verkündete Gottschalk seinem Publikum, sich aus der Show zurückziehen zu wollen. Die Reaktionen auf diese Ankündigung dürften Balsam auf Gottschalks oft von der Kritik geschundener Seele gewesen sein:
Nur er selbst könne sich nachfolgen, hieß es plötzlich. Und Samuel Koch, der verunglückte Kandidat und Auslöser des Rückzugs,
bedauerte Gottschalks Schritt ausdrücklich. Doch es war zu spät - er ließ sich nicht erweichen.
Fortan blühten die Spekulationen um Gottschalks Nachfolge, schnell war die Rede davon, das ZDF fokussiere sich auf zwei mögliche Nachfolger. Wer das sein sollte, dafür gab es nie eine offizielle Bestätigung. Als höchstwahrscheinlich galten jedoch zwei Namen:
Hape Kerkeling und
Jörg Pilawa.
Kerkeling hat nun definitiv abgesagt - jetzt also Pilawa? Dafür spricht, dass dem erst kürzlich von der ARD abgeworbenen Moderator bei seinem Wechsel eine Option auf "Wetten, dass..?" zugesichert worden sein soll. Er wäre für das ZDF die am nächsten liegende, pflegeleichteste Option. Dagegen spricht, dass Pilawa bereits Ende Juni hat verlauten lassen, "Wetten, dass..?" sei "zurzeit" keine Option für ihn, da er lieber mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wolle.
Sicher ist nur eines: Thomas Gottschalk hat sich von der
ARD für eine wochentägliche Frühabendshow unter Vertrag nehmen lassen - und damit sind auch die letzten Hoffnungen auf einen Rücktritt vom Rücktritt begraben.
Mit der Absage Kerkelings ist wohl klar, dass der Mainzer Sender tatsächlich bei seinem ursprünglich verkündeten Zeitplan bleiben wird - und die Öffentlichkeit erst Ende des Jahres, wahrscheinlich in oder kurz nach der letzten "Wetten, dass..?"-Ausgabe mit Thomas Gottschalk am 3. Dezember, erfahren wird, wer den Samstagabend künftig regieren darf.
Wer wäre geeignet? Gottschalk selbst sieht es so: "Raten werde ich meinem Nachfolger gar nichts. Er sollte nur möglichst viel von meinen Eigenschaften haben: Das hat der Sendung ja nicht geschadet." ZDF-Unterhaltungschef Manfred Teubner hält dagegen: "Ich hoffe, der Nachfolger hat möglichst wenig von Gottschalk, denn die Kopie ist immer der Verlierer."
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"Wetten, dass..?": Die Sofaschmatzer
Gottschalk und das ZDF, das zeigte auch die jüngste "Wetten, dass..?"-Sendung mit der Erklärung Kerkelings als eigentlichem Höhepunkt, machen aus der bisher wenig erfolgreichen Kandidatensuche eine Tugend: Es ist ein Spiel, und alle dürfen mitmachen. So gewinnen auch bisherige Außenseiter wie
Anke Engelke oder Stefan Raab wieder Chancen, denn alles scheint offen zu sein. Die Zeit wird zwar knapp - aber es darf weiter gewettet werden.
Horst Schlämmer eröffnete die "Wetten, dass...?" Show in Leipzig. Seine Botschaft: Kerkeling, "die Hackfresse", habe gegenüber dem ZDF zu hoch gepokert.
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"Würden Sie die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?" übernehmen?", fragte Gottschalk seinen potenziellen Nachfolger. "Nein, ich möchte nicht, lautet die kurze Antwort", sagte Kerkeling.
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Royaler Durchbruch: 1991 trat Hape Kerkeling als niederländische Königin Beatrix auf und mischte sich unerkannt unters Volk - das Publikum jubelte, und Kerkeling etablierte sich als Top-Komiker im deutschen Fernsehen.
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Die Anfänge waren anarchisch: Kerkeling moderierte in den Achtzigern die ARD-Ulkshow "Känguru", später präsentierte er "Total normal" und schließlich, 1991, "Warmumsherz" (mit Assistentin Frau Lennarz).
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Vor allem aber "Total normal" machte Kerkeling zum beliebten TV-Star. In der Gagshow übte er sich in zahlreichen Verkleidungen und Rollen, darunter Beatrix (siehe erstes Bild), ein Mitropa-Kaffeemaschinenverkäufer und der etwas debile Racker Hannilein.
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Immer wieder subversiv: In einer seiner zahlreichen Rollen versucht Kerkeling im Jahre 2000, der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel einen "Copacabana"-Eisbecher zu überreichen.
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Ebenfalls 2000 verkleidete sich Kerkeling als Odachloser und verkauft ahnungslosen Promis vor dem Einlass zur "Entertainment Night 2000" in München sein Magazin "Biss".
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Die Erlöse stiftet er später, in seiner Sendung "Darüber lacht die Welt", echten Obdachlosen.
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Show-Kompetenz! Mehrfach hat Hape Kerkeling bewiesen, dass er eine Veranstaltung mit Witz und Esprit bewältigen kann - hier im Jahre 2002 bei der Echo-Verleihung in Berlin.
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Keine Angst vor Geschlechterwechsel: Der bekennende Homosexuelle Kerkeling schlüpft liebend gerne in Frauenrollen, hier mit Roberto Blanco als Dominas bei der Benefiz-Show "Stars 2003 - die Aids-Gala".
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Kaum ein Griff ins Klo: Hape Kerkeling ist es bisher gelungen, eine deutsche Fernsehkarriere ohne große Pannen und Peinlichkeiten zu absolvieren.
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Zu Kerkelings größten Erfolgen zählt seine Rolle als Provinzjournalist Horst Schlämmer - hier bei einem Auftritt in der Sendung "Stars in der Manege" im Circus Krone.
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Schlämmer stellte deutschen Politikern nach, ging ihnen auf die Nerven und entlarvte deren Inkompetenz - hier 2005 mit Grünen-Chefin Claudia Roth auf einer Wahlparty.
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Das Spiel mit Schlämmer ging so weit, dass es sogar einen Kinofilm und eine Fake-Kanzlerkandidatur gab...
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...am Ende nervte der knödelnde, bräsige Schlämmer jedoch ziemlich, vielleicht sogar Kerkeling selbst.
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Immer wieder gewinnt Kerkeling Preise für seine Comedy-Darbietungen - und beweist dabei auch ohne Verkleidungen komisches Talent. Hier 2007 bei der Verleihung der "Goldenen Henne" mit "Let's Dance"-Partnerin und Moderatorin Nazan Eckes.
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Mit Eckes sorgte er 2007 bei der RTL-Tanzshow "Let's Dance" für Quotenerfolge. Ein Tausendsassa, der Mann!
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Immer nah am Volk: 2008 schaute Kerkeling dem Mann auf der Straße als Taxifahrer Günther Warnke aufs Maul... für seine siebenteilige Reihe "Hallo Taxi".
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Bei "Wetten, dass..?" hat Kerkeling schon mehrfach einschlägige Erfahrungen gesammelt - hier als Sängerin Uschi Blum mit Thomas Gottschalk im Februar 2009. Anfang der Neunziger wurde Kerkeling schon einmal gefragt, ob er die Moderation übernehmen wolle. Er lehnte ab und drehte stattdessen seinen erfolgreichen Kinofilm "Kein Pardon" - eine Satire der Unterhaltungsbranche.
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Eine seiner aktuelleren Rollen ist die der Paarberaterin Evje van Dampen - hier bei der Verleihung der Goldenen Kamera 2010.
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Kerkeling schlüpft gerne in verschiedenste Rollen, auch gerne weibliche: Hier posiert er als Sängerin Uschi Blum bei der Echo-Verleihung 2010.
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Der umtriebige Entertainer ist Komiker, Schauspieler, Moderator, Bestseller-Autor und Synchronsprecher: Im Juni 2011 posiert er zusammen mit dem US-Star Jack Black und deutschen Kollegen wie Cosma Shiva Hagen für einen Fototermin. Kerkeling lieh der Hauptfigur im Animationsfilm "Kung Fu Panda 2" seine Stimme.
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Hape Kerkeling. Geboren wurde er 1964 als Hans-Peter Wilhelm, Sohn eines Tischlers und einer Floristin, in Recklinghausen.
Nur noch eine Folge von "Wetten, dass..?", dann tritt Thomas Gottschalk als Moderator ab. Ein Nachfolger...
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...steht noch nicht fest - doch Hape Kerkeling wird es nicht sein.
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Mit den Worten "Nein, ich möchte nicht" beendete Kerkeling die Spekulationen.
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Schon zu Beginn der Show gab Kerkeling einen versteckten Hinweis auf seine Absicht: In der Rolle des schmatzenden Moderators Horst Schlämmer verkündete er, die "Hackfresse" Kerkeling werde "Wetten, dass..?" nicht moderieren.
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Dann konzentrierte er sich erst mal auf Gottschalks Co-Moderatorin Michelle Hunziker.
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Er schmachtete sie ein wenig an, sie rief um Hilfe,...
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...und herbei eilte Gottschalk.
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Der altgediente Showmaster kündigte auch gleich seinen ersten Sofagast an: Otto Waalkes.
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Dieser ließ sich von Schauspielerin Andrea Sawatzki herzen. Ihre Aufmerksamkeit musste er jedoch mit Wladimir Klitschko teilen...
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...und mit Sänger Justin Timberlake. Der könnte für "Wetten dass..?" noch eine größere Rolle spielen: Als Gottschalk ihn scherzhaft fragte, ob er die Nachfolge antreten würde, sagte er spontan erst mal zu...
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...und übte schon mal die große Pose.
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Aber diese Show galt noch ganz dem Altmeister Gottschalk: Udo Lindenberg widmete ihm ein Ständchen.
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Am Ende stimmten auch die anderen Gäste ein.
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Und eine Sendung bleibt Gottschalk schließlich noch: Er verabschiedet sich am 3. Dezember in Friedrichshafen.