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Gestorben Friedrich »Fred« ­Fuss­broich, 81

aus DER SPIEGEL 43/2022
Foto: imago stock / Lumma Foto / IMAGO

Wer die Geschichte der deutschen Dokusoap schreiben wollte, käme um ihre Geburt aus dem Geist der sozialkritischen Reportage nicht herum. Nach dem Willen von Regisseurin Ute Diehl sollten »Die Fussbroichs« genau das sein, eine dokumentarische Erzählung darüber, wie »der Konsum die Menschen beherrscht und manipuliert«. Ohne Drehbuch, einfach das Leben. Allerdings wird es nicht pädagogische Absicht gewesen sein, dass die Serie von 1991 bis 2002 in 17 Staffeln im WDR laufen und sogar mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet werden konnte. Es lag nicht zuletzt an Friedrich »Fred« Fussbroich, der die Familie aus Köln als sanftmütiges Oberhaupt durch die Neunzigerjahre manövrierte – ein Jahrzehnt, in dem die Utopie von Frieden und Wohlstand für alle verwirklicht zu sein schien. Zumindest aus Sicht einer Arbeiterfamilie aus Köln-Buchheim. Der Vater arbeitete in einem Kabelwerk, Mutter Annemie als Sekretärin beim Schulamt. Sohn Frank erwies sich als Hallodri, der später sein Glück im Reality-TV versuchte. Fred Fussbroich redete zwar, wie ihm der Schnabel gewachsen war und es heute nicht mehr opportun wäre – etwa als er sich auf einer Reise nach Paris über die vielen »Kümmelsachsen« wundert. Und doch zeichnete den SPD-Anhänger eine Menschlichkeit aus, wie man sie heute im Fernsehen selten sieht. Vor die Kamera mochte er in späteren Jahren nicht mehr: »Et war schön, sie ha’m gelacht, und jetzt isset jut.« Friedrich Fussbroich starb am 18. Oktober nach langer Krankheit in Köln.

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