Beschwerdebrief des Ministerpräsidenten Polen wirft Netflix historische Fehler vor

Szene aus der Netflix-Produktion "Der Teufel wohnt nebenan": Mehr Genauigkeit erwarten
Foto: NetflixDer polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki hat sich in einem Brief bei Netflix-Chef Reed Hastings über Fehler in der Serie "Der Teufel wohnt nebenan" (Originaltitel "The Devil Next Door") beschwert.

Premierminister Morawiecki: "Für Polen sehr schädlich"
Foto: MILAN KAMMERMAYER/ EPA-EFE/ REXAm Montag begründete der nationalkonservative Politiker auf Facebook selbst diesen Schritt: Historische Darstellungsfehler in solchen Filmproduktionen seien "für deren Schöpfer vielleicht nur unwichtige Irrtümer, aber für Polen sind sie sehr schädlich, deshalb ist es unsere Aufgabe entschlossen zu reagieren". Ein Netflix-Sprecher erklärte, man prüfe den Sachverhalt mit Dringlichkeit.
Napisałem list do szefa Netflix pana Reeda Hastingsa w sprawie nieścisłości historycznych w produkcjach filmowych na tej...
Posted by Mateusz Morawiecki on Sunday, November 10, 2019
In der Dokumentarserie über NS-Konzentrationslager und die Suche nach dem Kriegsverbrecher John Demjanjuk sei insbesondere durch historisch falsche Landkarten der Eindruck entstanden, Polen sei für Konzentrationslager und darin begangene Verbrechen verantwortlich gewesen, kritisierte Morawiecki in einem Brief, den er auf seiner Facebookseite veröffentlichte.

John Demjanjuk (2011 vor Gericht in München)
Foto: Lukas Barth/ APTatsächlich aber habe Polen während des Zweiten Weltkriegs gar nicht als Staat existiert, sondern habe unter der deutschen Besatzung und Gewaltherrschaft gelitten. Viele polnische Bürger seien ermordet worden, weil sie versucht hatten, ihre jüdischen Nachbarn zu retten.
Zuvor hatte bereits das polnische Außenministerium via Twitter kritisiert, die in der Serie genutzte Karte zeige nicht historisch korrekte Grenzen.
.@Netflix, stay true to historical facts!
— Ministry of Foreign Affairs 🇵🇱 (@PolandMFA) November 10, 2019
During the time which the “The Devil Next Door” series describes, Poland’s territory was occupied, and it was Nazi Germany who was responsible for the camps. The map shown in the series does not reflect the actual borders at that time. pic.twitter.com/W5i8C9THo3
Die polnische Regierung achtet streng darauf, dass beispielsweise deutsche Konzentrationslager auf heute polnischem Gebiet nicht als "polnisch" bezeichnet werden. Dies ist durch ein eigenes Gesetz ausdrücklich verboten. Vor allem Vertreter Israels kritisierten in der Vergangenheit wiederholt, das Gesetz könnte auch dazu missbraucht werden, jede Mittäterschaft von Polinnen und Polen an NS-Verbrechen zu leugnen.
Die von den israelischen Regisseuren Yossi Bloch und Daniel Sivan gedrehte fünfteilige Serie "Der Teufel wohnt nebenan", die unter anderem die Prozesse gegen John Demjanjuk in Israel und Deutschland nachzeichnet, wurde bisher überwiegend positiv rezensiert. So konnte sich das "Wall Street Journal" kaum "lohnendere fünf Stunden Fernsehen" vorstellen .
Auch die Betreiber der Auschwitz-Gedenkstätte würdigten auf Twitter, dass "Der Teufel wohnt nebenan" eine wichtige Geschichte erzähle. Allerdings könne man mehr Genauigkeit von einer solchen Produktion erwarten.
.@netflix "Devil next door" tells an important story. However not only it shows a map of Central Europe with post-war (not war-time occupation) borders but also the locations of Chelmno and Majdanek camps are simply wrong. One could expect more accuracy in such a production. pic.twitter.com/iiJ9Mkmwud
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) November 10, 2019