Pay-TV via Internet Netflix überholt HBO in der Abonnentenzahl

Szene aus der Netflix-Serie "Orange is the New Black": Fortschritte gegenüber HBO
Foto: AP/ NetflixHBO ist seit einigen Jahren das offensichtliche strategische Vorbild für den Video-on-Demand-Anbieter Netflix. So wie der Pay-TV-Kanal HBO einst mit aufwendigen und hochgelobten Eigenproduktionen wie den TV-Serien "The Sopranos" oder "Sex and the City" sich für Kunden unverzichtbar zu machen suchte, so produziert auch Netflix immer mehr von dem Programm, das der Dienst über das Internet anbietet, selbst. Nun hat Netflix das Vorbild HBO in der Abonnentenzahl überholt.
In den Quartalszahlen für das dritte Viertel des Jahres 2013 vermeldet Netflix 29,93 Millionen zahlende Abonnenten allein in den USA. HBO hat dagegen derzeit nach Angaben des Wirtschaftsdienstes Bloomberg 28,7 Millionen Pay-TV-Abonnenten in seinem Heimatland.
Weltweit hat Netflix, das den Polit-Thriller "House of Cards" produzierte, bereits 40 Millionen Abonnenten. Ihre Zahl stieg damit innerhalb eines Jahres um ein Drittel, wie Netflix am Montag bei Vorlage seiner Quartalszahlen mitteilte. "Es ist noch ein weiter Weg, bis wir ebenso viele Emmys gewonnen und weltweit 114 Millionen Abonnenten erreicht haben wie HBO", bekannten Netflix-Chef Reed Hastings und Finanzvorstand David Wells. "Aber Titel für Titel, Gerät für Gerät, Abonnent für Abonnent, Auszeichnung für Auszeichnung, Land für Land, machen wir Fortschritte."
Der Umsatz sei um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen - auf 1,1 Milliarden Dollar (804 Millionen Euro), der Gewinn habe sich gar auf knapp 32 Millionen Dollar vervierfacht. Der Kurs des Unternehmens sprang im nachbörslichen Handel um 9,45 Prozent auf 388,53 Dollar.
Investitionen in Eigenproduktionen verdoppeln
Im vierten Quartal rechnet Netflix mit 3,32 Millionen neuen Abonnenten. Die neue eigenproduzierte Serie "Orange is the New Black" sei ein Erfolg bei Kritikern und Publikum; "House of Cards" hatte kürzlich einen Emmy für die beste Regie in der Kategorie Drama gewonnen. "Wir werden auch in den kommenden Jahren einige der fesselndsten und bemerkenswertesten Inhalte produzieren", kündigten Hastings und Wells an. Netflix werde die Investitionen in eigenproduzierte Inhalte verdoppeln.
In "House of Cards" geht es um einen von Oscar-Gewinner Kevin Spacey gespielten US-Kongressabgeordneten, der bei seinem Machtstreben über Leichen geht. Anders als bei der wöchentlichen Ausstrahlung im Fernsehen hatte Netflix im Februar alle 13 Folgen auf einmal online gestellt. In "Orange is the New Black", seit Juli im Netz, geht es um eine Managerin, die wegen Drogenschmuggels ins Gefängnis kommt. Kürzlich hatte Netflix angekündigt, zusammen mit Sony Pictures Television einen Psychothriller zu produzieren. Außerdem sind in Zusammenarbeit mit Dreamworks Animationsfilme geplant.
Einige Kabelfernsehanbieter in den USA verhandeln inzwischen mit Netflix über eine Möglichkeit, den Dienst in ihr Programmbouquet aufnehmen zu können. In Deutschland ist Netflix, ebenso wie der Konkurrent Hulu, bisher nur über Umwege zu empfangen. Allerdings hat das Unternehmen kürzlich regulär in die Niederlande expandiert.
Der ehemalige RTL-Chef Hans Mahr hatte unlängst das Bundeskartellamt dafür kritisiert, dass es On-Demand-Angebote sowohl der öffentlich-rechtlichen Sender als auch der deutschen Privatsender behindert hatte. "Es ist absurd, diese Plattformen zu untersagen", sagte Mahr bei den Münchner Medientagen, "ausländische Anbieter wie Netflix können kommen. Dümmer geht's nicht."