
"Bauer sucht Frau": Riesenquote mit Landeiern
Neue "Bauer sucht Frau"-Staffel Wie back ich mir einen Quotenhit?
Ob Ziegenwilli und Karola oder Josef und Narumol: Achteinhalb Millionen Zuschauer haben im vergangenen Jahr eingeschaltet, um zuzusehen, wie Inka Bause bei RTL Landwirte verkuppelt. "Bauer sucht Frau" gehört zu den erfolgreichsten Sendungen im deutschen Fernsehen. Am Montagabend startet die sechste Staffel. SPIEGEL ONLINE veröffentlicht exklusiv das Erfolgsrezept zur Kuppelshow - zum Ausprobieren und Nachbacken.
Zutaten für eine Staffel:
1 Moderatorin mit Schlagervergangenheit
9-10 muntere Milchbauern, rüstige Rinderwirte, weichherzige Winzer, humorvolle Hühnerwirte und charmante Schweinebauern (unbehandelt)
Etwa 20 liebestolle Frauen (Alter egal)
1 alliterationsaffine Autorin
1 Scheunenfest
24 Kuschelrockplatten (für Hintergrundmusik)
1 Portion Textschmalz
8 bis 9 Millionen Zuschauer
25 Prozent Marktanteil
Vorbereitung:
Milchbauern, Rinderwirte, Winzer, Hühnerwirte und Schweinebauern ihre Liebesaufrufe übers Fernsehen verschicken lassen. Kaltstellen und einige Wochen bis Drehbeginn warten.
Zubereitung:
Moderatorin vorsichtig in Karobluse und Dreivierteljeans einwickeln; kecken Kurzhaarschnitt verpassen. In idyllische Bauernhof-Kulisse stellen, aufziehen und auswendig gelernten Text aufsagen lassen. Darf nur zu Beginn und am Ende der fertigen Sendung auftreten, sonst droht Alliterationsüberhitzung.
Vorsicht: Tiere im Hintergrund nur zur Kulisse verwenden; dürfen nicht in direkten Kontakt mit Moderatorin kommen.
Harte Schale bei Bauern entfernen, weichen Kern freilegen. Auspressen bis genügend Details aus dem Privatleben bekannt sind. Dabei nur scheinbar ernst nehmen. Für Interviewsituationen vorzugsweise vor absurde Kulissen setzen (Mistgabelsammlungen, Hummelfiguren-Vitrine, Kuhglockendekoration).
Liebestolle Frauen beim Scheunenfest dahinschmelzen lassen. Bei Bedarf in Wasserbad mit Bauern setzen.
Moderatorin, Bauern und Frauen in eine quotenfeste Sendung geben und alles ordentlich miteinander verbausen. Textschmalz vorsichtig unter die dickflüssige Masse rühren. Schaumig schlagen. Dazu reichlich mit ironischen Kommentaren würzen: Miefige Gästezimmer als "hergerichtete Schlafgemächer" überhöhen, die simple Nahrungsaufnahme am Morgen als "fürstliches Frühstück" preisen. Mit Liebesmetaphern bestäuben. Texte möglichst einfach halten, damit die fertige Sendung später schön luftig ist.
Masse so lange auswalzen, bis eine hauchdünne Rahmenhandlung entsteht. Wiederholen. Aus der Rahmenhandlung fertige Geschichten formen. Inszenierte Liebesabenteuer, Treckerfahrten und Kuhmelk-Unterrichtsstunden für die Füllung vorbereiten. Gefüllte Geschichten gleichmäßig über die Staffel verteilen.
Anschließend wöchentlich für 60 Minuten bei überhöhter Temperatur ins Montagabendprogramm schieben; wenn möglich sonntagnachmittags wiederholen. Fertige Sendung großflächig mit Kuschelrockklassikern bestreichen ("Love Is In The Air", "I Want To Know What Love Is", "Love Is All Around" usw.).
Falls singenden Schäfer zur Hand, zur Garnitur eine Quatsch-CD mit ihm aufnehmen und im eigenen Programm rauf und runter berichten. Falls nicht, trotzdem berichten.
Geben Sie der Sendung ein paar Wochen Zeit, damit neun Millionen Zuschauer einschalten. Wichtig: Das ausgebackene Machwerk nicht zu lange im Programm lassen, sonst kühlt es zu stark ab und schmeckt den Zuschauern nicht mehr.
Dazu passt:
"Extra" mit Birgit Schrowange.
Der SPIEGEL-ONLINE-Tipp:
Bauern können eingefroren und ein paar Monate später ohne wesentlichen Geschmacksverlust für eventuelle Hochzeitsspecials problemlos wieder aufgetaut werden. Einschaltquote bleibt in der Regel stabil.