Neues Abo-Modell MTV wird Pay-TV

MTV-Manager Dan Ligtvoet: Neue Einnahmen durch Abo-Modelle
Foto: MTVHamburg - Der ehemalige Musiksender MTV wird mit Beginn des nächsten Jahres zum Bezahlsender. Künftig soll das Programm ausschließlich im Abonnement auf digitalen Kabel-, Satelliten- und Breitbandplattformen zu empfangen sein, sagte Dan Ligtvoet, Deutschland- und Nordeuropachef von MTV Networks, der "Financial Times Deutschland" . Frei empfangbar soll dann nur noch Viva sein, der einstige Konkurrenzsender, den sich MTV-Eigner Viacom vor sechs Jahren einverleibt und unter hohem Spardruck umgebaut hat. Laut Ligtvoet soll es das "Schaufenster" zur "Programmwelt" der Sendergruppe werden - ein Werbekanal also.
Ob das jemandem auffallen wird? Ohnehin gibt es in Deutschland seit Jahren kein Musikfernsehen mehr, das den Namen verdienen würde. Von 1993 an konkurrierten MTV und Viva um die Zuschauer, Musikclips wurden gesendet, dazu Shows mit Christian Ulmen oder Stefan Raab. Seinen Höhepunkt erreichte das Musikfernsehen 1998, als MTV ein deutschsprachiges Programm startete. Mit jeweils zwei Sendern kämpften MTV und Viva um Marktanteile.
Doch der frei empfangbare Wettkampf fand 2004 zum Leidwesen der Zuschauer sein Ende: MTV-Eigner Viacom schluckte Viva. Weil bei der kriselnden Musikindustrie das Geld nicht mehr so locker saß und die Werbeeinnahmen sanken, entwickelte sich das einstige Musikfernsehen immer mehr zum Trash-TV. Seitdem wird die Hälfte des Tages mit billigen US-Importen gefüllt - wie zum Beispiel "16 and Pregnant", "Date My Mom", "I love Money" oder "Disaster Date".
MTV konkurriert mit dem Internet
Richtiges Musikfernsehen gibt es nur noch in der digitalen Nische. So etwa bei Kabel Deutschland, wo MTV schon länger die internationalen Kanäle MTV Dance, MTV Hits und VH1 Classics anbietet. Die Reality-Soaps gibt es extra auf MTV Entertainment. Mit der neuen Abo-Strategie soll nun ein neuer, reiner Musikkanal namens MTV brand new hinzukommen.
Mit mehreren Kabelanbietern sind nach Informationen der "Financial Times Deutschland" bereits Abkommen geschlossen, auch mit Sky, dem ehemaligen Premiere-Bezahlangebot. Mit Internet- und Mobilfunkanbietern wie Telekom, Alice und Vodafone sollen die Verhandlungen noch im Gange sein. Von dem neuen Geschäftsmodell erhofft sich MTV eine "besser ausbalancierte Verteilung der Erlöse" und sogar mehr Wachstum.
Die Versorgung mit Musikvideos haben allerdings längst kostenlose Internet-Angebote übernommen. Über schnelle Internetverbindungen und digitale Empfangsboxen finden sie ebenfalls den Weg auf den Flachbildschirm im Wohnzimmer - dort flimmern dann nicht MTV und Co., sondern Clips des Google-Tochterunternehmen YouTube oder des Berliner Start-ups tape.tv - und das kostenlos.