Aus Sicherheitsgründen Niederländische Rundfunkanstalt entfernt Logos von Fahrzeugen

Weil die Mitarbeiter immer öfter bedroht würden, entfernt die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt NOS die Logos von ihren Ü-Wagen. Der Chefredakteur spricht von einer "Niederlage des Journalismus".
NOS-Website

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Foto: Sharaf Maksumov / Alamy / Sharaf Maksumov / mauritius images

Die niederländische Rundfunkanstalt NOS hat sich dazu entschlossen, die Logos von den Dienstfahrzeugen zu entfernen. Als Grund dafür wurden massiv zunehmende Attacken gegen Mitarbeiter und Fahrzeuge genannt. Die Berichterstatter würden mit Beschimpfungen und erhobenen Mittelfingern konfrontiert, teilte NOS mit , die Fahrzeuge mit Müll beworfen und im Verkehr ausgebremst.

NOS - mit vollem Namen Nederlandse Omroep Stichting, also Niederländische Rundfunkstiftung - ist eine öffentlich-rechtliche Organisation, die als Zulieferer für die Nachrichten und Sportberichterstattung der TV-Sender NPO1, NPO2 und NPO3 zuständig ist. Der Chef der NOS-Nachrichtenredaktion, Marcel Gelauff, sagte in einem Beitrag in eigener Sache , diese Entscheidung sei eine Niederlage für die NOS, aber auch für den Journalismus insgesamt.

Chefredakteur Gelauff sprach von einer Verantwortung für die Sicherheit der Menschen, die täglich für NOS unterwegs seien. Die Überlegung sei erstmals im Frühjahr aufgekommen. Damals hätten die Techniker gesagt, sie wollten keineswegs die Logos abnehmen - schon aus Anerkennung und Stolz auf das Unternehmen. Seither habe sich die Lage schnell verschlimmert.

Auch aus Deutschland kommt Solidarität

Der Chefredakteur des privaten Konkurrenzsenders RTL Nieuws nannte  die Entscheidung verständlich, es sei aber traurig, dass sie habe getroffen werden müssen. Es sei völlig inakzeptabel, dass Journalisten ihre Arbeit nicht ungestört machen könnten. Man sei solidarisch mit den Kollegen.

Auch aus Deutschland kommt Solidarität: Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbands DJV, Frank Überall, nannte die Entscheidung , die Fahrzeuge zu anonymisieren, "erschreckend". Es sei "schlimm, dass Journalistinnen und Journalisten des Rundfunks jetzt in der Öffentlichkeit untertauchen müssen, um noch ihren Job machen zu können."

Niederländische Politiker zeigten sich beunruhigt. Der Fraktionsvorsitzende der Grünlinken, Jesse Klaver, nannte es "schrecklich", dass sich Journalisten so stark bedroht fühlten, und warnte vor den Folgen der Polarisierung der Gesellschaft.

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Auf einer eigens eingerichteten Website  seien laut NOS-Chefredakteur Gelauff mehr als 100 Übergriffe auf Journalisten gemeldet worden. DJV-Chef Überall: "Wer Gewalt gegen Journalisten ausübt, hat das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit im Visier. Das ist nirgendwo akzeptabel, weder in Deutschland noch in den Niederlanden."

feb
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