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20 Jahre "Mattscheibe" bei Tele 5: Symbiose des Grauens

Foto: Tele5

Kalkofe-Jubiläum bei Tele 5 Wenn die Speckbulette mit dem Spanferkel

Sie hassten und sie herzten sich. Um Oliver Kalkofe, dem Hohepriester des deutschen TV-Trashs zum 20-jährigen Dienstjubiläum zu gratulieren, kamen viele seiner Opfer in die Tele-5-Show "The Incredible Kalk". Von Achim Mentzel bis Klaus Baumgart. Eine Symbiose des Grauens.

Am Ende schunkelte sich dann tatsächlich noch bei einem Überraschungsauftritt die "Speckbulette" durch die Jubiläumsgala. So gesehen war die Drei-Stunden-Show anlässlich des Jubiläums von "Kalkofes Mattscheibe" ein schönes Beispiel dafür, wie aus Feinden Freunde werden können. Oder zumindest strategische Partner. Die "Speckbulette" ist Klaus Baumgart, besser bekannt als eine Hälfte des Krawallschlagerduos Klaus und Klaus. Kalkofe hatte ihn in einer Sendung mal so tituliert und damit einen Rechtsstreit verursacht.

Einen Rechtsstreit, so muss man hinzufügen, von dem beiden Parteien auf Publicity-Ebene profitierten. Klaus genauso wie Kalk, der nur so gut sein kann, wie die realen Vorbilder für seine Parodien grauenhaft sind. Sowas nennt man eben eine Symbiose.

Letztendlich muss aber auch dankbar sein, wer von Kalkofe mit Häme überzogen wird, denn er wird von ihm aus der Anonymität des sedierend wirkenden Nachtprogramms geholt. Kann sich auch keiner den Namen des Parodierten merken, das Gesicht kennt man dann doch - wenn auch nur in der Nachstellung durch den Berufsgeiferer Kalkofe, dessen "Mattscheibe"-Nummern heute Hits bei YouTube sind.

Momente des Grauens

Keiner weiß übrigens besser, was es heißt, aus dem Nachtprogramm heraus zu senden als der Trash-Fachmann selbst, der nach meist sehr, sehr späten Sendungen bei Premiere, in der ARD und für ProSieben nun beim kleinen Anbieter Tele 5 gelandet ist, der eigentlich nur die Schwindstufe eines TV-Senders ist - der sich dafür aber mit Kalkofe ein markantes, fast populäres Aushängeschild leistet.

Im Laufe der Kalk-Lobpreisungsparade auf Tele 5 am Karfreitag wurden noch mal die besten 20, vom Publikum gewählten Parodien aus 20 Jahren "Mattscheibe" gezeigt. Momente des Grauens, die Kalkofe in akribischer Arbeit den Programmen von Astro-Abzockerbutzen, Quiz-Kanälen oder Shopping Channels abgerungen hat. Programme also, die man eigentlich nur schaut, wenn man unter geistiger Umnachtung oder Kaufsucht leidet oder wenn man so sternhagelvoll ist, dass man einfach den Ausknopf des Fernsehers nicht mehr findet.

Hier zeigte sich noch einmal der ganze Kleingeist und die ganze Größe, die in Kalkofes Schaffen liegen. Zugegeben, die Sprache, mit der er seine Opfer niedermacht, diese bis zum Erbrechen wiederholten, einfältig alliterierten Demütigungen sind von so stumpfer Komik, dass sie eben auch der Zuschauer im Suffkoma noch mitbekommt. Aber wie Kalkofe, dieses - wie er sich im eigenen Jargon wohl beschreiben würde - im Allegorie- und Alliterationswahn durchs Spätprogramm schwitzende Spartenkanal-Spanferkel, unter vollem Körpereinsatz und mit delikaten Crossdressing-Aktionen dann im zweiten Teil seiner Sketche die Parodierten nachahmt, das ist von einer sonderbaren Zärtlichkeit. Ja, da ist tatsächlich Liebe im Spiel.

Und so verwundert es nicht, dass dann am Freitag viele seiner Opfer leibhaftig zum Gratulieren vorbeikamen. Ost-Schlagerstar Achim Mentzel genauso wie Ulla Kock am Brink und dieser irre Dingsda aus dem Verkaufssender QVC, bei dem sofort die Fliegen tot von den Wänden fallen, wenn er zu singen anfängt. Wer solche Gratulanten hat, muss sich vor dem nächsten Jubiläum fürchten.

Altes Spanferkel, machen Sie trotzdem weiter.

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