Olympia-Eröffnungsfeier ARD kann kein Koreanisch

Lee Hee Beom, Chef des Organisationskomitees
Foto: Matthias Hangst/ Getty ImagesSucht man nach Gründen, warum in Ländern wie Schweden oder den Niederlanden so viele Leute so vorzüglich Englisch sprechen, kommt immer wieder die Erklärung, dass dort im Fernsehen die Hollywood-Filme nicht synchronisiert werden. Insofern hat die ARD in ihrer Berichterstattung von der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele einen wertvollen Beitrag zum Spracherwerb des Koreanischen geleistet.
Denn als der Chef des Organisationskomitees, Lee Hee Beom, auf die Bühne trat, waren in der Übertragung der ARD von Simultan-Dolmetscher Jürgen Stähle nur ein, zwei Sätze auf Deutsch zu hören, "wie schön, Sie alle hier zu begrüßen", endete er, während Lee unverdrossen weitersprach. Nach einer kurzen Pause sagte Stähle noch "einen herzlichen Willkommensgruß zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang" - und verstummte komplett.
Minutenlang konnte man als Zuschauer des deutschen Fernsehens dann also ungestört der koreanischen Sprachmelodik lauschen, entdeckte gelegentlich den Namen des IOC-Präsidenten Thomas Bach in ungewöhnlicher Aussprache, studierte die Gesichter der angespannt Lauschenden im Hintergrund, und fragte sich nur am Rande, was Lee Hee Beom da wohl gerade der Jugend der Welt und allen anderen Zuschauern mitzuteilen hatte.
Als Lee schließlich das Mikrofon an Thomas Bach übergab, meldete sich Dolmetscher Stähle wieder aus dem Off: Man sei nicht darauf vorbereitet gewesen, dass der OK-Chef auf Koreanisch sprechen würde: "Wir konnten die Rede deswegen nicht übersetzen", entschuldigte er sich.
Ihr habt die Rede des Präsidenten des Komitees nicht übersetzen können, weil die Rede auf Koreanisch gehalten wurde? Kommt schon! Ihr seid In Korea!!! #PyeongChang2018 #ARD #facepalm pic.twitter.com/hWvBCdR1Kw
— m (@mr_staats) February 9, 2018
Dass Stähle, der schon 1984 bei den Olympischen Spielen von Los Angeles als Übersetzer dabei war, neben dem Englischen und dem Französischen nicht auch das Koreanische so beherrscht, dass er simultan dolmetschen kann, sei ihm nachgesehen. Aber dass die ARD nicht auf die Idee gekommen ist, einen Koreanisch-Übersetzer zu beauftragen, überrascht schon.
Die Pressestelle des MDR, der federführenden ARD-Anstalt für die Olympia-Übertragungen, teilte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit, es habe ein "Kommunikationsproblem" gegeben zwischen der Sendezentrale in Deutschland und der 8200 Kilometer weit entfernten Regie in Pyeongchang.
Im Vorfeld habe es die Information gegeben, dass die Ansprache des OK-Präsidenten englisch gehalten werde. Davon, dass es anders kam, "wurde die Redaktion überrascht". Für die nächsten Wochen sei die Olympia-Redaktion aber "vorbereitet" und werde übersetzen.
Im @DasErste war man überrascht, dass in Südkorea eine Rede auf koreanisch gehalten wird. Auf @Eurosport_DE wurde sie übersetzt.
— Jules (@Jules_says_yeah) February 9, 2018
1:0 für Eurosport! #PyeongChang2018
In Pyeongchang sprach Thomas Bach (Englisch mit mainfränkischer Färbung), dann eröffnete Südkoreas Präsident Moon Jae In die Winterspiele - auf Koreanisch und in einem in der ARD unübersetzten Satz. In Schweden und den Niederlanden gibt es übrigens wenigstens Untertitel in der Landessprache zu den Hollywoodfilmen. So hielt es das Erste auch bei dem koreanisch vorgetragenen olympischen Eide. Die gesamte Rede des OK-Präsidenten spontan zu untertiteln, so die MDR-Pressestelle, habe "so kurzfristig nicht realisiert werden" können.