Defa-Schauspieler Peter Reusse ist tot

Peter Reusse: Die letzten Jahre verbrachte er als bildender Künstler und Autor
Foto: Bernd Settnik / ZB /picture allianceDer Schauspieler Peter Reusse ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit, wie die Deutsche Presse-Agentur aus der Familie erfuhr. Die Deutsche Film AG (Defa) hat den Tod inzwischen bestätigt . Reusse machte vor allem in der DDR in Filmen und auf der Bühne Karriere.
In den Sechziger- und Siebzigerjahren spielte er vor allem junge Charaktere. Der sozialismuskritische Film »Denk bloß nicht, ich heule« (1965), in dem er die Hauptrolle des Schülers Peter Naumann spielt, gehört zu den meistgerügten Filmen des damaligen Defa-Jahrgangs. Erst 1990 kam er rekonstruiert zur Uraufführung.
Reusse stammte aus Teltow. Nach einem Studium an der Babelsberger Filmhochschule spielte er an verschiedenen Theatern der DDR. 1970 wurde er festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin. Er spielte etwa den Claudio in Shakespeares »Maß für Maß«, Lord Grey in »Richard III.« oder Glimkin in Gorkis »Falscher Münze«.

Peter Reusse zusammen mit Jutta Peters bei einer Aufführung am Hallenser Stadttheater in der Spielzeit 1965/66
Foto: Hanns-Peter Beyer / ZB / picture allianceSeine erste Hauptrolle vor der Kamera übernahm Reusse 1965 in »Denk bloß nicht, ich heule« von Frank Vogel. Der Film über Probleme der Nachkriegsjugend in der DDR landete nach Probeaufführungen bis zur Wende im Giftschrank. Bis zur nächsten Hauptrolle in einem Defa-Film dauerte es zwölf Jahre. In der Komödie »Ein irrer Duft von frischem Heu« spielte er 1977 unter Roland Oehme einen LPG-Bauern und Parteisekretär. Auch in Produktionen des DDR-Fernsehens war Reusse zu sehen.
In der Wendezeit engagierte sich der Schauspieler politisch und unterstützte das Bürgerkomitee zur Aufklärung von Stasi-Verbrechen. Nach der Einheit spielte er mit Iris Berben, Nadja Tiller oder Charles Aznavour.
»Ich führe jetzt meine eigene Regie«
Das Jahr 1993 markierte einen tiefen Einschnitt. Bei Proben zu »Der Eismann kommt« brach Reusse im Deutschen Theater zusammen. Es folgten Gedächtnisverlust, persönliche Krise, das Ende der Karriere als Schauspieler. Für Reusse begann eine Zeit als Maler und Bildhauer, er schrieb Gedichte, Erzählungen (»Hier und drüben und drunter«), Romane, Drehbücher und Tagebuchaufzeichnungen (»Der Eismann geht«).
»Ich führe jetzt meine eigene Regie«, sagte er dazu einmal während einer Lesung. Für mehrere Manuskripte lieferte die Nachwendezeit den Stoff, darunter für die Filmkomödie »Späte Antwort«.