
Streit der Fernsehphilosophen: Precht, der "Popularisator"
TV-Philosophen Sloterdijk geht auf Precht los
Mainz/Hamburg - Keine Frage: Es ist nicht leicht, mit einem Rausschmiss fertig zu werden. Den Fernsehphilosophen Peter Sloterdijk scheint das Aus seiner ZDF-Sendung "Das Philosophische Quartett" denn auch schwer zu treffen: In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" schimpft er über seinen Nachfolger, den Bestsellerautor Richard David Precht.
"Precht ist vom Handwerk her Journalist und als solcher Popularisator von Beruf," wettert Sloterdijk gegen die Frischzellenkur, die das ZDF dem Sendeplatz angedeihen lassen will. Ob dieser wirklich, wie das ZDF annehme, zu einer Verjüngung des Publikums beitragen werde, bezweifle er allerdings - und legt noch mal nach: "Seine Klientel gleicht eher der von André Rieu, den hören auch vor allem Damen über fünfzig in spätidealistischer Stimmung."
"Eine herrliche Euthanasieformel"
Am Sonntag läuft die letzte Ausgabe der Sendung "Das Philosophische Quartett", in der Sloterdijk und sein TV-Gefährte Rüdiger Safranski, 67, wieder zwei prominente Gäste begrüßen. Angekündigt sind der Schriftsteller Martin Walser und der Verleger Michael Krüger. Das Thema lautet passend zum Finale: "Die Kunst des Aufhörens".
Anstoß nimmt Sloterdijk in der "Zeit" auch daran, dass das ZDF in einer Pressemitteilung bekanntgab, seine Sendung sei "auserzählt": "Eine herrliche Euthanasieformel," sagt der Karlsruher Hochschulrektor in dem Gespräch und kritisiert die Form des Abschieds bei dem Sender. Er habe erst am Vorabend der vorletzten Sendung davon erfahren. "Man hätte vorher über die Pläne mit uns reden müssen," befindet Sloterdijk: "Das war ganz einfach stillos."
Ab Herbst jedenfalls schickt das ZDF lieber Precht statt Sloterdijk und Safranski als Fernsehphilosoph an den Start. Über Pläne für eine solche Sendung hatte der SPIEGEL im vergangenen August berichtet. Welches Konzept das neue Format haben wird und wie es heißen soll, ist bislang noch nicht bekannt.