
"Polizeiruf" mit Charly Hübner: Der Cop mit dem Kopfnussblick
ARD-Sonntagskrimi Der neue Rostock-"Polizeiruf" im Schnellcheck
Das Szenario:
Erzieher im Ausnahmezustand, Ermittler in Aufruhr: Die Mitarbeiter eines Rostocker Jugendheims verzweifeln an einem verhaltensauffälligen Jungen. Als dieser aus dem Hausarrest ausbricht, erschießt er den Leiter des Heims. Der Junge flieht nach Polen, wo sein Bruder in einer Pflegefamilie lebt. Auf der Flucht dabei: der Sohn von Kommissar Bukow (Charly Hübner). Gemeinsam mit Kollegin König (Anneke Kim Sarnau) hängt er sich an die Fersen der Ausreißer. Bei der Recherche erfahren die Ermittler, dass die Heimträger die Betreuung der Jugendlichen verstärkt ins günstigere Ausland auslagern.
Der Clou:
Dieser "Polizeiruf" behandelt eine ganz neue Art des Outsourcings. Dass die Pflegeindustrie immer stärker auf billige Arbeitskräfte aus Osteuropa setzt, ist bekannt. Dass nun auch die Verwahrung von deutschen Heimkindern ins benachbarte Ausland verlegt wird, ist neu. 850 sollen es derzeit laut der "Polizeiruf"-Verantwortlichen sein.
Das Bild:
Ein pummeliger bärtiger Betreuer in Jogginghose versucht fluchend, einen austickenden Jugendlichen einzufangen - ein Gastauftritt des Feine-Sahne-Fischfilet-Sängers Jan "Monchi" Gorkow. Gorkow hat zuvor schon mit Bukow-Darsteller Hübner die Dokumentation "Wildes Herz" über Gewalt und Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern gedreht. Sie läuft Sonntag Nacht im Ersten.

"Polizeiruf" mit Charly Hübner: Der Cop mit dem Kopfnussblick
Der Dialog:
Kommissar Pöschel: "Der Bruder von diesem Keno, der wohnt in Polen, auf so einer Art Hof oder so."
Kommissarin König: "Outsourcing in den billigen Osten."
Kommissar Pöschel: "Ganz genau, das ist das Geschäftsmodell der Vita Nova, mit freundlicher Unterstützung vom Jugendamt Rostock."
Der Song:
"Caterpillar" von Lambchop. Der Song stammt von "Is A Woman", dem besten Album des Country-Soul-Orchesters aus Nashville. Im "Polizeiruf" wird er relativ lange angespielt und sorgt für eine kurze Verschnaufpause bei der aufwühlenden, pessimistischen Verfolgungsjagd.
Die Bewertung:
7 von 10 Punkten. Bukow und König im Furor-Modus, das ist ein Selbstgänger. Allerdings wünschen wir uns, dass wieder ein bisschen mehr rollenbiografische Stringenz in die Ermittlerfiguren kommt - damit sie auch morgen noch kraftvoll zuschlagen können.
Die Analyse:
"Polizeiruf 110: Kindeswohl", Sonntag, 20.15 Uhr, ARD / "Wildes Herz", Sonntag, 23.35 Uhr, ARD

Fotostrecke: Alle "Tatort"-Teams im Überblick