Krimi-Vote Wie gefiel Ihnen der deutsch-polnische »Polizeiruf«?

Suizid mit Luftballon: Der »Polizeiruf« um Pilger und Pleitegeier, in dem Kommissar Ross solo ermittelte, wirkte sehr konstruiert. Oder sind Sie anderer Meinung?
»Polizeiruf«-Szene mit Bernhard Schir (l.) und André Kaczmarczyk: Am Ende wird nichts gut

»Polizeiruf«-Szene mit Bernhard Schir (l.) und André Kaczmarczyk: Am Ende wird nichts gut

Foto: Volker Roloff /rbb

»Warum lächelt er so selig?«, fragte am Anfang jemand am mutmaßlichen Tatort. In einer Sandgrube lag erschossen ein insolventer Kleinunternehmer, nicht unweit der Stelle verlief der Jakobsweg durch Brandenburg. Am Ende stellte sich heraus, weshalb der Tote dieses Lachen auf dem leichenstarren Gesicht trug: Er hatte wohl dem Luftballon hinterhergeschaut mit dessen Hilfe er den Selbstmord als Mord zu inszenieren versuchte.

Nach dem Abschied des Kollegen Raczek beim letzten Fall musste Kommissar Ross diesmal allein ermitteln. In den schmucken schwarzen Zwanziger-Jahre-Klamotten wirkte er recht verloren im tristen Grau und Braun von Brandenburg. So irrte er zwischen Pleitegeiern und Pilgern hin und her, während es zu einer weiteren recht konstruiert wirkenden Entwicklung kam: Eine der Pilgerinnen, Tochter einer insolventen Druckereibesitzerin, tötete den fiesen Insolvenzverwalter. Am Ende wurde also nichts gut, auch nicht die Handlung dieses Krimis.

In unserer Kritik schrieben wir : »Wirklich bestürzend, wie aus der Figur des Ermittlers Ross trotz dessen betont flamboyanten Auftretens sämtliche interessanten Aspekte getilgt worden sind. Bei seiner Einführung bildete er als queerer und achtsamer Nachwuchsermittler einen spannenden Gegenpart zum ewigen Stenz Raczek. Zwischen den beiden lag zwar nur ein Altersabstand von zehn Jahren, aber im Gespräch wurden komplett gegensätzliche Generationsmodelle deutlich: Hier die breitbeinige Hau-wech-Haltung vom Alten, die letztendlich nur dessen Kollaps beschleunigte – dort das Awareness-Yoga des Jungen, der bei selbstgedrehten Bio-Zigaretten die großen Sinnfragen stellte. Davon ist jetzt leider nichts mehr zu spüren. Wie Ross als Art-Déco-Hipster durch Brandenburgs zerstörte Kleinbürgerträume stolziert, wirkt stellenweise einfach nur spöttisch und süffisant. Was soll man sagen: Berlin ist fern. Damit muss der Kommissar genauso leben, wie die Kreativen, die ihn erschaffen haben.«

Wir gaben 2 von 10 Punkten. Was halten Sie von dem Krimi?

Mal sehen, ob André Kaczmarczyk als Kommissar Vincent Ross auch im nächsten »Polizeiruf« ein solch explizites Modebewusstsein an den Tag legen wird. Die vierte Folge mit ihm ist noch in der Entwicklung, ein Drehplan ist bislang nicht bekannt. Als sicher gilt, dass Kaczmarczyk einen festen Gegenpart an die Seite gestellt bekommt. Noch ist nicht verkündet worden, wer das ist.

cbu
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