
"Promi Big Brother": Diese Promis sind im Haus
"Promi Big Brother" bei Sat.1 Tittenprinz und Busenmadämchen
Wird man dereinst, wenn das letzte Stündlein schlägt, bittere Heißtränen über diese drei Stunden weinen, weil man sie an die Einzugssendung der zweiten Staffel von "Promi Big Brother" verschwendete?
Immerhin könnte man das Format, wenn man kulturoptimistisch aufgelegt ist, durchaus als moderne Variante der barocken Wunderkammern betrachten, in denen reiche Menschen früher Absonderlichkeiten und Kuriositäten auf engem Raum zusammenpferchten. Schon die reinen Äußerlichkeiten der Kandidaten geben ja genug Anlass zu kindlicher Gafflust, alleine die konsequent bojenfarbige Ex-Fußballergattin Claudia Effenberg. Dazu der bestürzend ins Horst-Schlemmer-hafte changierende, weichbackige Neue-Deutsche-Welle-Sänger Hubert Kah, der obendrein mit echsenhaften Zungenschnellern und beständigem Kiefermalmen faszinierte und ein scharforangefarbenes Wams trug (das entweder eine Reminiszenz an eine buddhistische Mönchskutte oder eine Reprise seiner gleichfarbigen Socken beim legendären Nachthemd-Auftritt seinerzeit in der "Hitparade" sein musste).
Dazu noch der ewig krampfgrinsende Ex-Bachelor Paul Janke, das exakte Optik-Mittel zwischen Bohlen und Beckham - faszinierende Physiognomien allesamt, die man sehr gut auch mit abgedrehtem Ton betrachten konnte, da man bei den Dia- und vor allem Monologen der Kandidaten nichts Substanzielles verpasste. Vor allem Ex-Dschungelsuse und nun Containerinsasse Michael Wendler stimmte wieder sein altbekanntes Opferlamento an - und verkündete außerdem schon im Studio vor dem Einzug eigentlich direkt wieder seinen Auszug aus "Big Brassa". Immerhin lieferte sein Vorstellungsfilmchen das interessante Fun Fact, dass er sich offenbar seine Haare schminkt. Just als man glaubte, man habe nun wirklich schon alle Marotten dieser Figur geschaut.
Ab in den Elendskeller!
Weniger überraschend war freilich die Tatsache, dass es am Ende selbstverständlich auch der Wendler war, der von den Zuschauern per Telefonvoting als Erster aus dem Luxusbereich gekickt wurde und fürderhin im Big-Brassa'schen Elendskeller leben muss - als wohlfeile Metapher auf die absturzgefährdeten Lebensläufe der Kandidaten ist das Haus dieses Mal nämlich in zwei Bereiche geteilt: eine Prass-Etage mit Champagner und Pool und eben besagter Elendskeller, in dem warmes Duschwasser durch ein menschliches Hamsterrad erzeugt werden muss.
Zu Beginn wurde der Keller vor allem von extrem zeigefrohen, dauerduschenden Busenmadämchen bevölkert, die ihre Lektionen an der Melanie-Müller-Büffeluniversität offenbar sehr intensiv verinnerlicht haben, um nun bei jeder Kleinstgelegenheit blankzuziehen oder minutenlang zu versuchen, eine berstbereite Klaffbluse zuzuknöpfen.
Wobei auch bei den feinen Herrschaften im Edelstockwerk gerne geschmuddelt wird, namentlich vom Absurd-Adligen Mario-Max zu Schaumburg-Lippe, der in seinem Einspielerfilm seinen Spitznamen "Tittenprinz" damit erklärte, dass er "sehr gerne Busen habe". Das konnte nur noch vom Hamburger Ex-Senator Ronald Barnabas Schill unterboten werden, der zu Protokoll gab, er fände es "sehr aromatisch, wenn eine Frau ein wenig Ausdünstung hat". Womöglich könnte seine BB-Kandidatur dem einst als "Richter Gnadenlos" bekannt gewordenen Fatal-Juristen mit gutem Recht den neuen Beinamen "Richter Schadengroß" einbringen. Wobei ihn das nicht weiter stören dürfte, zumal er "Promi Big Brother" eher als "Promo Big Brother" zu betrachten scheint und immermüde seine just jetzt erscheinende Biografie bewarb.
Tragischerweise würde man diese immer noch lieber lesen, als dem leider unerfreulichen "Big Brother"-Moderator Jochen Schropp zuzuhören, der sich selbst duch Verbal-Pimmeleien in die Unmöglichkeit schwiemelte: Die Kandidatin und "Der Bachelor"-Veteranin Ela Tas begrüßte er mit "Hallo Oberweite", als sich das sogenannte Teppichluder Janina Youssefian dann über fehlende Kämminstrumente beklagte, riet er ihr "lass dich doch von Paul ein bisschen bürsten" und erkundigte sich anschließend, ob der Ex-Bachelor schon "den Teppich geklopft" habe - was allein sachlich fragwürdig formuliert ist, da das sogenannte Teppichluder bereits zuvor die lange Jahre verbreitete Fehlinformation richtiggestellt habe, sie habe mit Dieter Bohlen Sex auf flauschiger Auslegeware gehabt, wobei der Akt nämlich tatsächlich auf einem Zuschneidetisch vonstattengegangen sei.
Tragischerweise könnte dies das einzige Detail sein, woran man sich als Zuschauer noch von dieser Sendung erinnern kann, wenn es also wirklich irgendwann einmal mit einem selbst zu Ende geht. Wird man sich dann voller Reue diese drei Stunden "Promi Big Brother" zurückwünschen, um sie zuallerletzt für Sinnhafteres wie zum Beispiel Hundeohrkraulen, Sauerkrautstampfen oder Origami nutzen zu können?
Ja.