Veranstaltung auf der re:publica Olaf Scholz soll sich Linda Zervakis als Interviewerin selbst ausgesucht haben

LInda Zervakis und Olaf Scholz bei der re:publica: Der Kanzler macht die Ansagen
Foto: Annette Riedl / picture alliance / dpaDer Kanzler kommt zur re:publica! Als die Veranstalter letztes Jahr verkünden konnten, dass sich Olaf Scholz zu einem Gespräch auf der Digitalkonferenz einfinden würde, war das eine große Neuigkeit. Angela Merkel hatte sich in ihrer Zeit als Regierungschefin nie dazu bereit erklärt. Wie die Berliner Tageszeitung »taz« nun enthüllt, sei der Auftritt unter zweifelhaften Bedingungen zustande gekommen: Scholz habe gefordert, zu bestimmen, wer ihn befragt.
Laut »taz« fiel des Kanzlers Wahl auf Linda Zervakis, die ehemalige »Tagesschau« -Sprecherin, die 2021 zum Privatsender ProSieben gewechselt war. Dort moderierte sie unter anderem vor der letzten Bundestagswahl ein Triell, an dem auch Olaf Scholz teilnahm. Die Scholz-Vorgabe, so der Zeitungsbericht, sei im Organisationsteam der re:publica kontrovers diskutiert worden. Aber man habe sich dann die Chance nicht verbauen wollen und den Bedingungen aus dem Kanzleramt zugestimmt.
Das Gespräch wurde dann trotz Novelty-Faktor in der Presse eher kritisch bewertet. Der SPIEGEL schrieb dazu: »Auf die eklatanten Defizite Deutschlands in der Digitalisierung angesprochen antwortete der Bundeskanzler sinngemäß, es sei nicht alles schlecht.« Konkrete Aussagen von Scholz gab es kaum, kritisches Nachhaken von Zervakis ebenfalls kaum.
Für Zervakis könnte die taz-Enthüllung noch Folgen haben. Gerade hat Anne Will bekannt gegeben, dass sie zum Jahresende als Talkmoderatorin bei der ARD aufhören will. In Zervakis, die bei ihren ProSieben-Formaten überwiegend schwache Quoten einfährt, sehen viele eine mögliche Nachfolgerin. Stände sie auf Politikeranfrage als Soft-Talkerin bereit, erhöhte das kaum die Chancen auf den prestigeträchtigen Sonntagsplatz in der ARD.
Zervakis und die Bundespressestelle wollten sich auf Nachfrage der taz nicht zu dem Vorgang äußern.