Pionier der elektronischen Musik Richard H. Kirk von Cabaret Voltaire ist tot

Richard H. Kirk (1956 - 2021)
Foto: David Corio / Getty ImagesDie nordenglische Industriestadt Sheffield bildete eines der wichtigsten frühen Zentren für elektronische Musik. Human League, Heaven 17 oder Clock DVA definierten hier ab den späten Siebzigerjahren den Postpunk mit Synthesizern und Beats aus. Aber Vorreiter für diese Welle an Bands waren Cabaret Voltaire.
Richard H. Kirk gründete das Ensemble 1973 zusammen mit Chris Watson und Stephen Mallinder. Statt auf die Rockinstrumente Gitarre und Schlagzeug setzten die drei von Anfang an auf elektronische Gerätschaften, mit denen sie industrielle oder atonale Klänge erzeugten. Benannt hatte sich das Trio nach dem legendären Nachtklub in Zürich, in dem sich einst die Dada-Bewegung formierte hatte.
»Technologie war immer ein Katalysator für uns«, sagte Richard H. Kirk einmal in einem Interview. »Sie erlaubt dir, Dinge zu tun, zu denen du sonst nicht fähig bist, besonders wenn du nicht gerade der beste Musiker der Welt bist.«
Am Anfang arbeiteten Cabaret Voltaire vor allem mit Geräuschen und Loops, später kamen härtere elektronische Beats, aber auch melodiöserer Gesang dazu. 1978 unterschrieben sie einen Vertrag bei Rough Trade Records, einem der wichtigsten Independent-Labels jener Zeit, bei dem sie ein erstes Album mit dem Titel »Mix-up« herausbrachten. Später veröffentlichten sie Alben bei großen Plattenfirmen wie Virgin oder EMI. Ihre Singles »Sensoria«, »I Want You« oder »Keep On« kamen auch bei einem größeren Publikum an.
Cabaret Voltaire traten in den frühen Jahren regelmäßig mit der in der nordenglischen Nachbarstadt Manchester beheimateten Band Joy Division auf. Nach dem Tod von Joy-Division-Sänger Ian Curtis gründeten die verbliebenen Mitglieder New Order – die sich bei ihrem neuen elektronischen Sound nach eigenen Aussagen vor allem von Cabaret Voltaire beeinflussen ließen. Und auch Depeche Mode betonten immer wieder, wie wichtig Cabaret Voltaire als Inspiration für ihre eigene Musik gewesen sind.
Richard H. Kirk arbeitete später auch immer wieder solo oder in unterschiedlichen Kooperationen und unter etlichen Pseudonymen, etwa Dr Xavier, Bit Crackle oder PSI Punky Dread Allstars und Wicky Wacky. In den letzten Jahren war er unter anderem bei dem Depeche-Mode-Label Mute Records unter Vertrag. Die Firma gab auch bekannt, dass Richard H. Kirk am Dienstag gestorben ist. Er wurde 65 Jahre alt.