
RTL-Eigenverwurstung: Trash as Trash can
RTL-Selbstparodie "C.I.S." Feixen auf der Resterampe
Das Geheimnis des Erfolges von RTL? Bei dem quotenträchtigsten und finanziell erfolgreichsten deutschen Privatsender bleibt einfach nichts liegen. Selbst heruntergewirtschaftete Fernsehschaffende und endlos durch den Fleischwolf gedrehte Konzepte werden hier noch einmal in den Verwertungskreislauf eingespeist - und fahren auf einmal wieder Quote ein.
Man nehme nur das "Dschungelcamp", bei dem RTL die Trash-Starlets, die der Unterhaltungskonzern zum Teil zuvor selbst produziert hat, ins Programm hebt: Durch die totale Entblößung generieren sie noch einmal Aufmerksamkeit und Zuschauerzahlen. Im Gegenzug spendiert der Kölner Senderverbund dann doch noch mal eine Doku-Soap auf RTL II.
Im Mediendeutsch spricht man bei einer solch übergreifenden Verwurstungsmaßnahme von Synergie, ein Schlachter nennt es schlicht und einfach Resteverwertung: Was beim Filetieren auf den Boden fällt, das wissen auch die Verantwortlichen von RTL, daraus kann man immer noch prima Buletten oder Salami machen.
Apropos Schlachter: Bei dem beginnt denn auch die RTL-Krimi-Komödie "C.I.S." - und zwar ausgerechnet mit einer Szene, mit der die ganz eigene Salami-Taktik des Senderverbunds gekonnt wurstig auf den Punkt gebracht wird. Der Held des Films (vom abgehalfterten Popstar Sasha RTL-kompatibel verkörpert) ist ein ehemaliger Pathologe, der nach seinem beruflichen Abstieg in einem Schlachthof sein Skalpell zum Einsatz bringt. Nachdem er mal wieder übertrieben präzise seine Arbeitsutensilien geschwungen hat, steht da auf einmal die RTL-Moderatorin Vera Int-Veen und greift sich eine gigantische, übrig gebliebene Schweinekeule.
Smarte Verwurstung
"Wieder mal eine Großfamilie glücklich machen?", fragt der Ex-Gerichtsmediziner die Fernsehfrau in Anspielung auf ihre Sendung "Helfer mit Herz", in der Hartz-IV-Empfänger zur Ergötzung des Zuschauers mit allerlei Billigwaren beglückt werden. "Nö", sagt Int-Veen, die das Fleischstück hinter sich herzieht, um es offensichtlich abseits der Kamera alleine zu verschlingen. Trockener hat noch niemand den feisten Benefiz-Voyeurismus nach RTL-Art auf den Punkt gebracht.
Und so geht es in "C.I.S." die ganzen 90 Minuten lang: Ob "Richter" Alexander Hold, "Restauranttester" Christian Rach, "Einrichtungsberaterin" Tine Wittler oder "Finanzberater" Peter Zwegat - all die Visagen des fingierten RTL-Aufklärungs- und Beratungsfernsehens haben kurze Cameos in einem Krimi-Plot, für den beim Senderverbund laufende US-Serien-Importe wie "CSI" nachgeahmt wurden.
Der Witz ergibt sich vor allem durch den Clash der doch so unterschiedlichen TV-Klassen: Der RTL-Sitz Köln sieht in dem Film zuweilen tatsächlich so schnittig und modern aus wie das Miami aus dem Florida-Ableger von "CSI". Nur das hier eben immer wieder die verschlafenen Doku-Soap-Beglücker in die edle Kulisse stolpern.
Wie in US-Parodien im Stile von "Hot Shots!" oder "Date Movie" werden Look und Erzähltechnik des entsprechenden Genres (hier eben die modernen Profiler-Serien) samt Split-Screen und Skyline-Shots perfekt nachgeahmt - um sie dann in lustigen Schockmomenten ins Absurde zu drehen. So patent und umfänglich wie Regisseur Eric Haffner ("Pro Sieben Märchenstunde") hat das im deutschen Fernsehen bislang noch niemand hingekriegt. Klar, der ProSieben-Hit "Switch Reloaded" bleibt hierzulande in Sachen TV-Parodie unerreicht, aber die Sendung arbeitet eben auch nur mit kurzen satirischen Spots.
Kopulation als Slapstick
"C.I.S." funktioniert nun auf 90 Minuten. Und das hat auch damit zu tun, dass mit der "Switch Reloaded"-Frontfrau Martina Hill und "Two Funny"-Comedian Alexander Schubert zwei der wirklichen komischen Talente des deutschen Fernsehens im Kölner Profiler-Team mitmischen. Bei denen stimmt im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen das Timing, kaum ein Gag wird ausgewalzt; abstruse Gesellschaftstanz- und Kopulationsszenen verwandeln sich bei ihnen in 30-sekündige Slapsticknummern.
Stellt sich nur noch die Frage, wo eigentlich RTLs Doku-Soap-Star Katarina Saalfrank alias die "Super Nanny" abgeblieben ist. In einer kurzen Szene, wo eigentlich deren Pädagogik-Knowhow gefragt wäre, gucken die Hauptdarsteller nur verzagt in die Kamera und gestehen: Die hätten sie nicht gekriegt, vielleicht werde es mit ihr aber was in der Forstsetzung.
Das kann die "Super-Nanny" ruhig als Drohung verstehen: Wer bei RTL mitmacht, verpflichtet sich nun mal zur Rundum-Verwurstung seiner eigenen Person. Da lacht der Schlachter.
"C.I.S. - Chaoten im Sondereinsatz", Sonntag 20.15 Uhr, RTL