Sendung mit Wagenknecht »Hart aber fair«-Redaktion relativiert Aussagen zu Krieg in der Ukraine

In der Talkshow »Hart aber fair« hatte es heftige Diskussionen um Aussagen von Sahra Wagenknecht zu Kriegsverbrechen in der Ukraine gegeben. Nun muss die Redaktion ihre scharfe Kritik an der Linkenpolitikerin in Teilen relativieren.
Sahra Wagenknecht in der ARD-Talkshow »Hart aber fair«

Sahra Wagenknecht in der ARD-Talkshow »Hart aber fair«

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Oliver Ziebe / dpa

Nach dem Auftritt von Sahra Wagenknecht in der Sendung »Hart aber fair« vom Montag geraten der WDR und Moderator Louis Klamroth in die Kritik. Es geht um eine nun relativierte Aussage zu Vergewaltigungen im Ukrainekrieg.

Klamroth hatte Wagenknecht in der Sendung vehement widersprochen, als die Linkenpolitikerin sagte, Kriegsverbrechen würden von beiden Seiten begangen. Klamroth sagte, dass es keine Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten gebe und dass Vergewaltigungen zur russischen Kriegsstrategie gehörten.

In einem Einspieler hieß es mit Bezug auf die Uno: »Beim Thema Vergewaltigungen geht es ohne Ausnahme immer um russische Soldaten.« Es sei eine »militärische Strategie«. Wagenknecht widersprach, die Uno habe eindeutig gesagt, dass Kriegsverbrechen in jedem Krieg passierten. Es sei »müßig« darüber zu sprechen, »welche Seite mehr Kriegsverbrechen begeht«.

Das Wortgefecht ging weiter: »Frau Wagenknecht, jetzt haben wir ein Problem«, sagte Klamroth. Es sei seine Verantwortung als Moderator, »keine Falschmeldung stehen zu lassen.« Er habe ihr gezeigt, was die Uno wirklich zu Vergewaltigungen sage.

Im Faktencheck der Sendung, der regelmäßig auf der Seite des WDR veröffentlicht wird, teilt die Redaktion nun mit, dass ihr mittlerweile ein entsprechender Uno-Bericht bekannt sei, in dem auch sexualisierte Gewalt auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet thematisiert werde. Zwar sei der Großteil der verübten Verbrechen den Russen anzulasten, aber es habe auch Fälle in von der Ukraine kontrollierten Gebieten gegeben. Der Verweis auf den Bericht wurde laut WDR nachträglich ergänzt.

Kritik in den sozialen Netzwerken

In den sozialen Netzwerken gibt es seither Kritik an dem Vorgehen des Senders – und auch von Klamroth. Bei Twitter etwa trendet der Hashtag »#KlamrothLuegt«. Auch Wagenknecht selbst twitterte , veröffentlichte einen verkürzten Ausschnitt des Faktenchecks und schrieb dazu: »Ist es wirklich zu viel verlangt, dass die Redaktion vorher(!) sauber recherchiert, ehe mir der Moderator vor Millionen zu Unrecht Falschinformation vorwirft?« Und: »Jedes Gewaltverbrechen ist eines zu viel!«

Noch in der Sendung hatte sich Wagenknecht einen Schlagabtausch mit der Grünenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt geliefert, weil Wagenknecht über Vergewaltigungen als Übergriffe gesprochen hatte, die »schauerlich und grässlich« seien. »Das ist Gewalt, kein Übergriff«, rief Göring-Eckardt dazwischen. Auch die anderen Gäste widersprachen lautstark.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, die "Hart aber fair"-Redaktion habe sich "korrigiert"; das präzisere Verb für den Vorgang ist aber "relativieren". Wir haben deshalb die Überschrift und eine Stelle im Text angepasst.

hba
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