

Zürich/Mainz/Hamburg - Am Ende waren sich die bisherigen Partner nicht einmal mehr über die Gründe des Schritts einig: Das Schweizer Fernsehen hat bekanntgegeben, sich nicht mehr an "Wetten, dass...?" zu beteiligen und die Show auch nicht mehr auszustrahlen. Als Begründung für die Absage an der weiteren Co-Produktion der Unterhaltungssendung mit dem ZDF und dem Österreichischen Rundfunk (ORF) nannten die Schweizer mangelnde Rücksichtnahme auf ihre Interessen. Das ZDF wies diese Darstellung zurück.
Laut Christoph Gebel, Abteilungsleiter Unterhaltung beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), habe man keine Anzeichen dafür erkennen können, dass die Rolle der Schweiz als Partnerin oder Austragungsort gestärkt werden sollte. Allerdings wolle sich der Sender die Option offenhalten, vielleicht irgendwann wieder bei "Wetten, dass...?" einzusteigen.
SRF-Sprecher Martin Reichlin verwies auf "fehlende Swissness" in der aus Schweizer Sicht zu stark von Deutschland dominierten Sendung. Gäste und Wetten aus der Schweiz seien immer seltener geworden. Mit dem Abgang der im Kanton Bern aufgewachsenen Co-Moderatorin Michelle Hunziker habe die Sendung auch noch das letzte schweizerische Element verloren. Zudem habe zuletzt 2007 eine Sendung in der Schweiz stattgefunden.
Beim ZDF gab man sich über die Kritik aus dem Nachbarland überrascht - nicht jedoch über die Entscheidung an sich. Ein Sprecher sagte, der Schweizer Ausstieg sei von den Kollegen schon vor längerer Zeit angekündigt worden. Diese hätten dafür interne Gründe, etwa eine andere Sendeplatzplanung. Vorwürfe seien in den freundschaftlichen Gesprächen nicht geäußert worden. "Es hat bei den Gesprächen niemals einen Dissens gegeben. Insofern können wir uns nicht erklären, wie es zu dieser Kritik kommt", fügte er hinzu.
Nur noch als Geldgeber fungiert
Anscheinend waren die Schweizer jedoch darüber verärgert, beim neuen Sendekonzept von "Wetten, dass...?" mit dem Südtiroler Markus Lanz als neuem Moderator vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Das SRF sei dabei nicht miteinbezogen worden, erklärte der Sprecher. Man sei praktisch nur noch als Geldgeber angesehen worden.
Das Format ist bei den Schweizer Zuschauern immer noch beliebt. Laut dem SRF lag der Jahresschnitt beim Marktanteil 1995 bei 53,7 Prozent, im vergangenen Jahr waren es immer noch 31 Prozent. SRF hält sich daher auch eine Rückkehr offen. Man werde die Entwicklung der Show mit großem Interesse verfolgen und die Frage nach einem möglichen Wiedereinstieg im Laufe des kommenden Jahres erörtern. Der ZDF-Sprecher sagte: "Wenn die Kollegen zu gegebener Zeit wieder auf uns zukommen, sind wir gesprächsbereit."
Für die Schweizer "Wetten, dass...?"-Fans bedeutet der Ausstieg des SRF ohnehin nicht, dass sie auf die Show verzichten müssen - sie können sie weiterhin über das ZDF und den ORF sehen. Und der ZDF-Sprecher beeilte sich zu versichern, dass sich auch Schweizer Kandidaten natürlich weiterhin bei der Sendung bewerben können.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
"Wetten, dass...?"-Kulisse in Halle an der Saale: Künftig ohne das Schweizer Fernsehen
Thomas Gottschalk bei seiner letzten "Wetten, dass...?"-Sendung im November 2011: Mit dem langjährigen Moderator nahm auch...
... Michelle Hunziker Abschied, die im Kanton Bern geboren ist. Mit ihrem Abgang habe die Sendung das letzte schweizerische Element verloren, begründete ein Sprecher unter anderem die Entscheidung des SRF.
Designierter "Wetten, dass...?"-Moderator Markus Lanz: Verärgert sollen die Schweizer darüber gewesen sein, bei der Auswahl des neuen Gastgebers und beim neuen Konzept anscheinend vor vollendete Tatsache gestellt worden zu sein.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden